Oberhausen. Die Schulgebäude als ständige Reparaturstätte – diesen Ansatz will Oberhausen verlassen. Schulen sollen auf Top-Niveau modernisiert werden.
- Seit einigen Jahren beseitigt die Stadt Oberhausen dank zusätzlicher Landesgelder den in Jahrzehnten aufgestauten Sanierungsbedarf an den städtischen Schulgebäuden.
- Doch nur Löcher flicken reicht der Politik wie den Christdemokraten nicht mehr. Künftig sollen Schulen so modernisiert werden, dass die Gebäude moderne Pädagogik ermöglichen – und sich Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler wie zu Hause fühlen.
- Die Theorie hinter dieser CDU-Initiative: Nur wer gerne zur Schule geht, wer sich in den Klassenräumen wirklich wohl fühlt, der lernt auch gut.
Wie teuer ist die Modernisierung der 41 Schulgebäude in Oberhausen auf ein Top-Niveau? Das Ausmaß dieses Kostenblocks will die CDU-Ratsfraktion von Fachleuten der Stadtverwaltung ermitteln lassen. Denn den Christdemokraten schwebt für die nächsten Jahre ein völlig verändertes Herangehen vor, die Schulimmobilien für ein neues Bildungszeitalter zu ertüchtigen.
„In den vergangenen drei Jahren ist hier in die Bildungsinfrastruktur zwar so viel investiert worden wie nie zuvor, nämlich über 114 Millionen Euro. Das war auch notwendig, um dem jahrzehntelangen Sanierungsstau an den Oberhausener Schulen zu begegnen“, sagte CDU-Ratsfraktionschefin Simone-Tatjana Stehr bei der Vorstellung des Konzeptes in den Fraktionsräumen.
„Wir müssen jetzt aber bauen und modernisieren für die Bildung der Zukunft, wir benötigen Klassenzimmer und Schulen, in denen sich Schülerinnen und Schüler wohlfühlen, in denen es Spaß macht, zu lernen. Nullachtfünfzehn-Lösungen mit einem einfachen rechteckigen Klassenzimmer und ein paar Stühlen genügen den heutigen pädagogischen Bildungsanforderungen nicht mehr.“ Man dürfe jetzt nicht mehr nur auf Immobilien-Schäden reagieren, sondern müsse agieren und Schulgebäude grundsätzlich auf ein neues Niveau heben.
Städte sind für den Zustand der Schulgebäude verantwortlich
Bekanntlich sind die Städte in NRW dafür verantwortlich, dass die Schulimmobilien in Schuss gehalten oder errichtet werden, das Land dagegen für das pädagogische Personal. Das sichtbare Problem dieses Finanzkonzeptes ist es, dass sich reiche Kommunen Schulen im Top-Zustand leisten können, armen Städten wie Oberhausen es jedoch schwerfällt, aus eigener Kraft Schulgebäude auch nur ausreichend instandzuhalten. Erst Landes-Förderprogramme wie „Gute Schule 2020“ und für den Glasfaserausbau von Bildungsstätten haben diese Kluft abgemildert. Viele Oberhausener Schulen sind in den vergangenen Jahren tatsächlich renoviert und saniert worden.
„Ohne zusätzliche Fördermittel ist es für Oberhausen unmöglich, die Schulen auf den künftigen Bildungsbedarf auszurichten“, meint CDU-Schulpolitikerin Gundula Hausmann-Peters. „Deshalb muss die Stadt gut vorbereitet sein, Zukunftskonzepte für einzelne Schulen erarbeiten, um dann schnell von neu aufgelegten Fördertöpfen profitieren zu können.“
Der Vorschlag der CDU, der nach Angaben aus der Stadtverwaltung auch in der Praxis von den Fachleuten umsetzbar ist: Die Stadtverwaltung soll jede Schulimmobilie exakt durchleuchten und auf Steckbriefen den Bedarf an Maßnahmen sowie deren Gesamtkosten notieren. Dabei sollen nicht nur neue pädagogische Konzepte der Raumgestaltung, der Sanierungsbedarf und der Wohlfühlfaktor berücksichtigt werden, sondern auch die Eingliederung der Schulen in den jeweiligen Stadtteil: „Heutzutage sollten Schulen sich dem Quartier öffnen, alle Bürger sollten Schulräume nutzen können.“
Haben also die Immobilien-Profis in der Stadtverwaltung gar keinen Überblick über die stadteigenen Schulgebäude? Handelt es sich um ein Datenloch wie bei den Radwegen, wo die Rathaus-Spitze nach zweijährigem Warten auf ein geschlossenes Radwege-Ausbaukonzept nun erst einmal Fachleute beauftragt, bis 2026 den Umfang und die Mängel der bestehenden Radwege im Stadtgebiet zu erfassen?
Oberhausen hat nur grobe Fakten-Steckbriefe zu den einzelnen Schulgebäuden
Nein, die Stadt kennt ihre Schulen, aber nach Angaben der CDU-Fraktion liegen den Rathaus-Fachleuten zwar Steckbriefe zu jeder Schule vor, diese enthalten aber nur grobe Fakten zum Gebäude: Zahl der Klassenräume, Raumgrößen, Alter der Immobilie, Grundstücksfläche. Eine qualitative Erfassung mit aktuellen Nutzeranforderungen gibt es demnach bisher noch nicht. In den Blick nehmen sollen für die neuen Schul-Steckbriefe die Experten die steigenden Schülerzahlen, den Bedarf des Offenen Ganztags, die Stadtteileinbindung und die pädagogischen Wünsche.
Hausmann-Peters hält den Wohlfühlfaktor von Bildungsstätten („Schulen sind heutzutage Lebensorte“) nicht nur wegen der dortigen Schülerinnen und Schüler sowie der aktuellen Lehrkräfte für unbedingt notwendig. Sie hofft auch, dass so neue Pädagogen von außen nach Oberhausen gelockt werden können, denn im Konkurrenzkampf mit anderen Städten um die raren Lehrkräfte schneidet Oberhausen nicht besonders gut ab. Hier haben Schulen seit Jahren erhebliche Probleme, alle offenen Lehrerinnenstellen zu besetzen. „Eine hochwertige Bildungsinfrastruktur trägt erheblich dazu bei, unsere Stadt als Wohn- und Lebensort für pädagogisches Personal, aber auch für junge Familien, attraktiv zu machen.“