Oberhausen. Im Winter grassierten schlimme Infektwellen unter Kindern. Ein Oberhausener Chefarzt geht jetzt wieder von steigenden Zahlen aus, aber macht Mut.

Das Kind ist krank. Gerade für Eltern von Kleinkindern ist das nichts Ungewöhnliches. Allerdings nicht, wenn es wie im vergangenen Winter abläuft: Infektionswelle folgte damals auf Infektionswelle, Kitas mussten in die Notbetreuung wechseln, weil das Personal ausfiel. Eltern mussten Kind und Job andauernd unter einen Hut bringen und um einen schlimmen Verlauf der Erkrankung fürchten. Denn das RS-Virus grassierte. Und im schlimmsten Fall muss das Kind im Krankenhaus behandelt werden.

Droht in diesem Winter wieder ein Ausnahmezustand in Kliniken und Kitas? Eine Prognose erscheint schwierig, allerdings geht auch der Chefarzt der Kinderklinik im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO)von steigenden Infektionszahlen im Herbst aus.

„Wir merken, dass die Zahl der Coronafälle langsam wieder steigt“, sagt Dr. Hassan Issa im Gespräch mit dieser Redaktion. „Die ersten Fälle haben wir bereits behandelt. Je kleiner das Kind ist, desto weniger ist es krank. Das ist gut. Dennoch brauchen die Kinder Behandlungen und müssen isoliert werden.“

RS-Virus: schwere Verläufe bei Kleinkindern

Vor allem das RS-Virus und die echte Grippe hatten im Winter 2022/23 für hohe Krankheitszahlen unter Kindern gesorgt.Die Atemwegsinfektion mit dem RS-Virus löste bei manchen Kleinkindern schwere Verläufe aus. Die Kliniken und Kinderärzte im Ruhrgebiet waren deshalb teilweise an der Belastungsgrenze. „Durch das RS-Virus haben wir eine Ausnahmesituation erlebt, die ich so in dreißig Jahren Berufserfahrung nicht kannte“, sagt Dr. Hassan Issa. „Aber wir werden sicher auch in diesem Herbst wieder gesteigerte Fälle an Infektionskrankheiten erleben.“

Das Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO) liegt nahe der Oberhausener Innenstadt.
Das Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO) liegt nahe der Oberhausener Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein warnt vor einer starken Krankheitswelle im Herbst und Winter. Sie stellt sich bereits auf diese Situation ein. Für Eltern und ihre kranken Kinder wird es wieder eine Video-Sprechstunde geben. Die Idee dahinter ist, dass Eltern schnell eine Einschätzung bekommen, ob ihr Kind medizinisch behandelt werden muss oder ob es mit Hausmitteln zu Hause bleiben kann. So sollen Kinderärzte und Kliniken entlastet werden.

Eine Prognose für den kommenden Herbst und Winter fällt auch deshalb schwer, weil verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. „Zum einen hat das Wetter einen Einfluss auf die Infektionswellen. Je nasser und kälter es wird, desto mehr Kinder werden krank. Das haben wir schon in diesem Spätsommer erlebt“, erläutert Dr. Hassan Issa. „Andererseits gilt es, die globalen Infektionswellen im Blick zu halten. Wir beschäftigen uns deshalb bereits jetzt mit den Analysen der weltweiten Daten.“

Kinderarzt betont: Kinder dürfen krank werden

Der Eindruck täuscht nicht, dass nach der Corona-Pandemie mehr Kinder krank wurden, meint Dr. Issa. Während der Pandemie waren Kinder größtenteils isoliert. Aber: „Das Immunsystem muss trainiert werden“, sagt. Dr. Issa. Er macht Eltern Mut, bei einem Infekt nicht gleich unruhig zu werden. „Ich betone: Kinder dürfen krank werden. Dadurch lernt ihr Immunsystem, Viren abzuwehren“.

Generell empfiehlt er, dass Kinder so oft wie möglich raus gehen. „Es ist ratsam, dass sich Kinder viel an der frischen Luft bewegen und soziale Kontakte haben. Gerade in städtischen Gegenden kann das zu kurz kommen.“