Oberhausen. Bei der ersten Familienkonferenz der WAZ Oberhausen werden die Probleme junger Eltern deutlich: Die Kita-Betreuung ist nicht die einzige Hürde.

In Oberhausen fehlen hunderte Betreuungsplätze für Kinder. Dadurch steigt der Druck auf die Eltern – aber auch auf die Träger, die händeringend Personal suchen. Die Folge: Der Platz reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken. Krankheitsbedingte Ausfälle stellen die Teams in den Kitas vor große Herausforderungen. Druck auf allen Seiten.

Dieses Problem war auch Themader ersten WAZ-Familienkonferenz in Oberhausen. Wir hatten Eltern zu einem Gespräch ins Café Bauer auf der Markstraße eingeladen, die Kinder im Kindergarten oder bei einer Tagesmutter haben – oder auf Betreuungssuche sind. Das Gespräch zeigte: Es ist nicht alles schlecht. Freizeit- und Spielplatzangebote in Oberhausen stimmen, aber die Betreuung in den Kindergärten könnte besser sein. Das hat vor allem personelle Gründe. >>>Kita-Mangel: „In Oberhausen fehlen jedes Jahr tausend Plätze“

Kitaplatz-Suche: Eltern melden sich in Vereinen an

Wer in Oberhausen einen Betreuungsplatz sucht, muss schon früh anfangen – und zuschnappen, sobald ein Platz frei wird. Norman Keuschen, Vater von drei Kindern (vier, sechs und neun), hatte sich im Wunsch-Kindergarten für einen Verein registriert, um später die Chance auf einen Platz zu erhöhen. „Wir haben dazu auch noch fünf oder sechs Elternabende anderer Kindergärten besucht.“ Am Ende hatten die Keuschens für ihre heute neun Jahre alte Tochter sogar die Wahl. Rückblickend sagt er: „Die Probleme gab es früher auch schon.“

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Die Probleme haben zugenommen. Kristina Spitz, Mutter von zwei Kindern (eins und vier), hatte sich ebenfalls in einem Verein des Trägers angemeldet, um die Chance zu erhöhen. Ihr einjähriges Mädchen hat einen Platz bekommen. Doch die Schwierigkeiten sind nicht vorbei: Der Kindergarten leidet unter erheblichem Personalmangel. Der Kindergarten befinde sich häufig in der Notbetreuung. „Das ist schon sehr grenzwertig.“ Dazu gebe es einen hohen Wechsel der Betreuungskräfte. „Ich schaue oft in die Gesichter völlig neuer Erzieherinnen. Da beschleicht mich manchmal schon ein mulmiges Gefühl.“

Kita: Mutter wollte Kind eigentlich länger Zuhause betreuen

Der Druck ist so hoch, dass Eltern ihre eigene Pläne über den Haufen werfen. Esen Tuna wollte ihren Sohn zu Hause betreuen, bis er zwei Jahre alt ist. „Dann wurde ein Platz frei und ich dachte mir: ,Jetzt ist er da, da habe ich wohl mehr Glück als Verstand gehabt‘.“ Sie griff zu – aus Sorge, dass sie später keinen Platz mehr bekommen würde.

Die Pandemie hat die Eltern vor enorme Herausforderungen gestellt. „Eigentlich war das alles Kappes“, sagt Norman Keuschen. Zwar habe sich die Arbeitswelt geändert und heute könne er im Home Office arbeiten. „Das ist das Gute, das geblieben ist.“ Aber es sei ein Kraftakt gewesen, Arbeit, Home-Schooling und Betreuung unter einen Hut zu kriegen.

Kind krank: Verzweifelte Anrufe beim Hausarzt

Der Betrieb in den Kitas läuft zwar wieder normal, längst aber nicht wie vor der Pandemie. Die Eltern stellen fest, dass es manche Angebote wie Ausflüge nicht mehr oder nicht regelmäßig gibt. Und die Sorge vor der nächsten Infektwelle wächst. Lange Warteschlangen vor den Arztpraxen und Ausfälle in der Betreuung waren Erfahrungen des vergangenen Winters. „Wir kamen überhaupt nicht durch“, berichtet Kristina Spitz von verzweifelten Anrufen beim Hausarzt. Einmal musste ihr Kind mit einer Lungenentzündung zum Notdienst. „Die Schlange zog sich über zwei Etagen.“

Gut möglich, dass Eltern im nächsten Winter wieder starke Nerven brauchen. Wenn die nächsten Infektwellen kommen und die Personalausstattung noch dünner wird.