Oberhausen. Seit 30 Jahren organisiert das Oberhausener Heine-Gymnasium einen Schüleraustausch mit Vancouver. Schülerinnen berichten von ihren Erfahrungen.
Als sie die Nachricht bekam, dass sie beim Schüleraustausch mitmachen darf, fing Caren an zu weinen. „Ich habe immer davon geträumt“, berichtet die Schülerin des Heinrich-Heine-Gymnasiums. Drei Wochen Amerika, eine andere Kultur, eine andere Schule: Caren konnte ihr Glück nicht fassen.
So wie Caren ging es in diesem Frühjahr einem Dutzend Schülerinnen und Schülern des Oberhausener Gymnasiums. Die Schule organisiert jedes Jahr einen Austausch mit der amerikanischen Partnerschule Columbia High in Vancouver im Rahmen des Programms GAPP. In diesem Jahr feiert das deutschlandweite American German Partnership Program seinen dreißigsten Geburtstag. NRW-Schulministerin Dorothee Feller war dies ein Besuch in Oberhausen wert.
Die CDU-Politikerin hörte gebannt zu, als die Schülerinnen und Schüler in einem Stuhlkreis sitzend erzählten. Die Eindrücke waren taufrisch: Soeben hatte die Gegengruppe aus Vancouver Oberhausen besucht. Die Heine-Schülerinnen waren vom 27. März bis 21. April auf der amerikanischen Seite.
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50 Bewerbungen: Reiz des Schüleraustauschs ist ungebrochen
Wenn man die Schülerinnen erzählen hört, spürt man, dass der Austausch nichts an seinem Reiz verloren hat. Neuseeland, Australien, Amerika – die Schulzeit bietet oft eine einmalige Chance, diese fernen Länder näher kennenzulernen. Die Magie ist ungebrochen: Fünfzig Bewerbungen gingen für den vergangenen Austausch ein, nur maximal zwanzig können mitmachen. Sie werden begleitet von Lehrer Christoph Hüskes, der das ganze Programm koordiniert.
„Ich habe alles dafür getan, dass ich mitmachen kann“, berichtet Caren. Die frohe Botschaft kam über WhatsApp, das erste Kennenlernen mit der Gastfamilie findet nicht mehr am Flughafen, sondern auf Instagram und Facebook statt. „Jeder hat seine Gastfamilie natürlich sofort in den sozialen Medien gesucht“, erzählt Schülerin Maricel. Doch die sozialen Medien sind nicht immer ein Segen. Die Amerikaner reagierten teilweise zurückhaltend auf die Fragen und Nachrichten der Oberhausener. „Ich dachte: Das läuft aber nicht so gut“, sagt Maricel. In Vancouver bekam sie die erste Lektion in Sachen kultureller Unterschiede: „Meine Partnerin meinte, wir hätten super viel geschrieben.“ Die Freundschaft sei schließlich „sensationell“ gewesen. „Das ist was ganz besonderes und unvorstellbar.“
Schülerinnen erleben NBA-Spiele, besuchen Spring-Break-Partys
Manche Freundschaften gehen sogar unter die Haut. Lisa, Schülerin des Heine, ließ sich mit ihrer Partnerin Summer ein Tattoo stechen: Beide tragen den Stempel, der normalerweise im Reisepass steht, auf dem Unterarm. Für US-Konsulin Pauline Kao, die mit im Stuhlkreis saß, bezeichnend: „Austausch ist lebensverändernd. Die Beziehung Mensch zu Mensch ist nicht ersetzbar. Das ist unbezahlbar.“
Der Blog, den die Schülerinnen und Schüler während ihrer Reise gepflegt haben, ist voll von Belegbildern: Die Schüler stehen in riesigen Supermärkten, besuchen Spring-Break-Partys und NBA-Spiele, gehen auf Safaris, schauen auf Wolkenkratzer – und erleben rund um die Uhr den amerikanischen Alltag.
Neue Einblicke gewinnen und Freundschaften knüpfen, das war auch das Ansinnen von Gerhard Wüsthoff. Der frühere Heine-Lehrer initiierte das Programm vor 30 Jahren in Oberhausen. Er erinnert sich an ein zufälliges Treffen in Amerika. Auf der Straße sei er mit jemandem ins Gespräch gekommen. Er habe ihn gefragt, welche deutschen Städte er kennen würde. Der Amerikaner sagte „Oberhausen“ – weil ein Bekannter ein Kind hatte, das am GAPP teilgenommen hatte. „Ich war baff.“