Oberhausen. Immer wieder fallen Menschen auf Enkeltrick-Betrüger herein. NRW-Innenminister Reul leitet in Oberhausen eine bedeutende Gegen-Kampagne ein.
- Die Maschen der sogenannten Enkeltrick-Betrüger werden immer perfider. Immer wieder fallen Menschen auf sie herein
- In Oberhausen soll nun ein besonderes Projekt Großeltern und selbst kleine Kinder sensibilisieren
- NRW-Innenminister Herbert Reul kam zum Startschuss – und lobte die Idee aus Oberhausen
Die Polizei Oberhausen hat am Mittwoch ihren obersten Dienstherren empfangen: NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat der Rolandschule an der Straßburger Straße eine Visite abgestattet und die neue Aufklärungskampagne der Polizei gegen Enkeltrickbetrüger und Schockanrufer offiziell gestartet. Der Innenminister lobte die Polizeiaktion als „eine tolle Idee“ und rief Enkel und Großeltern auf, sich daran zu beteiligen.
Diese Kampagne trägt den Titel „Nicht mit deiner Oma!“ – Nicht mit deinem Opa!“ und findet bereits weit über die Stadtgrenzen hinaus große Beachtung. Das Pilotprojekt ist auf drei Jahre angelegt und könnte durchaus noch auf alle 47 Kreispolizeibehörden in NRW ausgeweitet werden.
Die Polizei Oberhausen hat dafür ein Stickeralbum entwickelt. Großeltern und Kinder sollen dieses Sammelalbum gemeinsam füllen und die Begleittexte lesen. Die Stickertüten kann man an bestimmten Stationen kostenfrei abholen. Die Motive zeigen Seniorinnen und Senioren bei der Sicherheitsberatung oder daheim am Telefon. Abgebildet sind zum Beispiel auch die einzelnen Dienststellen der Polizei Oberhausen vom Präsidium bis zu den Bezirkswachen.
Innenminister Reul in Oberhausen: „Die Täter machen das hochprofessionell“
Die Begleittexte vermitteln viele Tipps und wichtige Hinweise, die verhindern sollen, dass Oma und Opa auf einen dreisten Enkeltrickbetrug hereinfallen, also auf einen Trickanrufer, der vorgibt, der Enkel der Angerufenen zu sein, zum Beispiel einen Verkehrsunfall verursacht zu haben, im Gefängnis zu sitzen und deshalb dringend eine Kaution zu benötigen. Zahlreiche auf diese Weise geschockte Seniorinnen und Senioren fallen immer noch darauf herein. „Solche Anrufe passieren nach wie vor sehr häufig“, warnte Innenminister Herbert Reul in der Rolandschule. Mittlerweile würden die Stimmen der Enkel in manchen Fällen bereits von einer Künstlichen Intelligenz täuschend echt imitiert. Herbert Reul: „Die Täter machen das hochprofessionell. Das ist eine Riesensauerei!“
Umso wichtiger sei die Aufklärungskampagne der Polizei Oberhausen. Reul verteilte vor Ort an der Rolandschule Stickeralben an insgesamt elf Sammelteams. Zu diesen Teams zählt auch Oma Nicole Caspari (50). Gleich drei Enkel von ihr besuchen die Rolandschule: Jayden (sechs Jahre), Jamie (7), und Mailo (8). Jeder hat ein eigenes Album. „Drei Sammelbilder habe ich bereits eingeklebt“, sagt Jamie, der an der Rolandschule die Klasse 2a besucht. Jetzt freut er sich darauf, zusammen mit seiner Oma das Album zu vervollständigen.
Reul appelliert an Opfer: Jede Tat zur Anzeige bringen
Im Jahr 2022 hat es in NRW mehr als 8000 Enkeltrick-Betrugsversuche gegeben. Die Hintermänner befinden sich oft im Ausland. Die Dunkelziffer ist hoch. Auch darauf hat Innenminister Reul an der Rolandschule hingewiesen. Jeder Fall müsse zur Anzeige gebracht werden. Und: „Die Polizei muss die Fälle kennen, sonst kann sie nicht aufklären.“
Zahlreiche TV-Sender begleiteten den Besuch des Innenministers am Mittwoch in Oberhausen, fingen die Begrüßung von Rektor Marcel Weyer mit Kamera und Mikro ein und befragten einzelne Sammelteams. Auch Reul gab viele Interviews und warb für die ungewöhnliche Stickeralbum-Idee.
Diese Redaktion wollte am Rande der Visite den Innenminister persönlich fragen, wann ein neuer Polizeipräsident für Oberhausen ernannt wird. Nach dem Wechsel von Alexander Dierselhuis nach Duisburg ist die oberste Leitungsfunktion der Polizei Oberhausen seit April 2022 unbesetzt. Kommissarisch ist seitdem Dietmar Leyendecker als Polizeipräsident präsent. Der Pressesprecher des Innenministers ließ ein Interview mit dem Minister zu diesem Thema nicht zu. Die entsprechende Anfrage könne auf üblichem Weg an das Innenministerium gestellt werden. Was bereits geschehen ist.