Oberhausen. In der Sterkrader Innenstadt ist es besonders heiß. Um die versiegelte City auf den Klimawandel anzupassen, rollen bald die Bagger. Die Details.
- Stadt und Emschergenossenschaft haben für die Sterkrader Innenstadt große Pläne
- Bach soll unter der Bahnhofstraße fließen, Bäume sollen die City grüner machen
- Auf einer Stadtteilkonferenz stellten Oberhausenerinnen viele Fragen
Eilig wurden in der St. Bernardus-Kapelle in Sterkrade noch Stühle herbeigeschafft. Platz ist in der Erlebniskapelle genug, aber die Veranstalter hatten wohl nicht mit solch einer Resonanz gerechnet. Mehr als 200 Oberhausenerinnen und Oberhausener kamen zur ersten Stadtteilkonferenz. Sie wollten wissen, was mit der Sterkrader Innenstadt genau passiert. Denn die City soll für viele Millionen Euro umgebaut und für den Klimawandel fit gemacht werden. Die Macher des „Klima.Quartiers“ sprechen von einem „Modellprojekt“, das eine überregionale Strahlkraft haben könnte.
Planungsdezernent Thomas Palotz vertrat bei der Begrüßung den erkrankten Oberbürgermeister Daniel Schranz und wartete nicht lange mit der guten Nachricht. „Die Fronleichnamskirmes wird während und nach dem Umbau in Sterkrade bleiben.“ Spontaner Applaus aus den Reihen, schließlich zieht der Rummel eine Million Menschen an und ist das wohl wichtigste Ereignis des Jahres im Stadtteil. Palotz wollte damit den Menschen vorweg eine Sorge nehmen. Allerdings: Die Kirmes erstreckt sich normalerweise auch über die Bahnhofstraße. Doch zwischen 2026 und 2028 wird hier gegraben.
Hitzeinsel Sterkrade soll entsiegelt werden
Mehr tropische Nächte, überflutete Straßen und Keller: Der Klimawandel lässt sich nicht nur aus der Ferne beobachten, sondern ganz konkret vor Ort. Wer in der hochversiegelten Innenstadt von Sterkrade wohnt, lebt auf einer sogenannten Hitzeinsel. Der Sommer ist hier heißer als im Umland. Durch die Versiegelung steigt zudem das Risiko von Überflutungen wie zuletzt in Duisburg, Gelsenkirchen und Herne.
Wie diese Redaktion bereits berichtete, beginnt die Emschergenossenschaft ab 2025 damit, den Elpenbach durch die Innenstadt zu führen. Der Bach soll bis 2027 unter die Bahnhofstraße verlegt werden. Mit dem Reinersbach und dem Alsbach fließen zwei weitere Bäche auf die Innenstadt zu. Der Reinersbach wird von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen zum Alsbach geführt. Das Ziel: Alle drei Bäche sollen statt in die Kanalisation in den Hauptkanal Sterkrade fließen. >>> Sterkrade: Innenstadt fehlen jetzt 700 Parkplätze
Wasserlauf und mehr Bäume in der Sterkrader Innenstadt
Oberhausen will diesen Umbau nutzen, um gleich eine Reihe von Maßnahmen in der City zu verwirklichen. Unter anderem sollen 62 neue Bäume mit Rigolen gepflanzt und ein 300 Meter langer Wasserlauf auf der Bahnhofstraße angelegt werden. Durch Fördermittel sollen Anwohner und Geschäftsleute motiviert werden, ihre Häuser und Fassaden zu verbessern. Das Ganze wird finanziell mit 20 Millionen Euro unterfüttert. Die Maßnahmen sollen sich auf die Jahre 2026, 2027 und 2028 erstrecken.
Doch was bedeutet all das für die Innenstadt? Das wollten die 200 Gäste wissen und tummelten sich nach den Vorträgen eine Stunde lang an den Stellwänden mit Plänen und Eckdaten. „Da sind noch viele Fragen offen“, zog ein Mann ein persönliches Fazit. Der Umbau sei richtig und notwendig, „aber ob sich das so auch realisieren lässt, bleibt abzuwarten“, sagte eine Frau. Die City müsse wetterfest und attraktiver werden. „So wie es jetzt ist, kann es ja nicht weitergehen.“ Andere trieben die Folgen des Klimawandels in die Kirche. „Wir machen uns mehr Sorgen um den Klimawandel als um die Baustelle“, sagte ein Ehepaar aus Osterfeld, das gerne zum Shoppen nach Sterkrade fährt. „Die alt eingesessenen Geschäfte werden es schon schaffen.“ >>>Millionen-Projekt in Sterkrade soll Jobs bringen
Händler haben schlechte Erfahrungen mit dem Kleinen Markt gemacht
Unter den Gästen waren neben Politikern auch Händler. Der fast fertige Umbau des Kleinen Marktes hatte den Geschäftsleuten viele Nerven gekostet. Immer wieder geriet die Baustelle ins Stocken. „Wir haben ein Horror-Jahr hinter uns“, sagt Monika Strietzel, Inhaberin des Deko- und Geschenkeladens Spickermann. Sie besuchte die Veranstaltung, um ihre „schlechten Erfahrungen“ einzubringen und war positiv überrascht. „Das ist erstmal toll.“
Die Bereitschaft der Bauherren, die Kommunikation zu verbessern, war offensichtlich. Nicht nur wegen der kostenlosen Currywurst und den Getränken. In Vorträgen und Diskussionen sollten die Menschen auf das Projekt eingestimmt werden. „Wir wollen das Bestmögliche für Sterkrade realisieren“, versprach Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. „Wir wollen das nicht über Ihre Köpfe hinweg machen.“