Oberhausen. Früher bewegte Babcock hier die Maschinen, heute malochen Fitness-Fans für ihre Gesundheit. Das macht die “Halle B1“ in Oberhausen so besonders.
An den ersten Blick in die riesige Produktionshalle der ehemaligen Industriefirma Babcock kann sich Benjamin Kohl (43) noch gut erinnern. „Der Boden war noch ölig. Überall waren Relikte der Produktion zu sehen.“
Doch mit viel Schweiß und etlichen Handgriffen ist aus den Räumen des nach der Insolvenz verschwundenen Oberhausener Maschinenbauunternehmen ein moderner Fitnesstempel entstanden. Seit vier Jahren öffnet Kohl seine Halle B1 im Quartier 241 auf rund 1500 Quadratmetern - in der wohl ungewöhnlichsten Umgebung für Fitnessfans im Ruhrgebiet. Mit Sauna sowie separaten Kursräumen für Zumba und Reha-Sport.
Doch der Strukturwandel an der Duisburger Straße 375 ist erst in diesen Tagen abgeschlossen. „Wir haben moderne Trainingssysteme nach und nach aufgebaut. Mittlerweile sind bei uns rund 100 Trainingsgeräte im Einsatz.“
Fitness in Oberhausen: Gesundheitstraining statt Muskelprotzerei
Früher schwitzten die Arbeiter, heute die Gesundheitsbewussten: Die Kulisse hat Kohl bewusst im alten Industriecharme belassen. „Wir wollten keine sterile Halle. Die weißen Wandverkleidungen habe wir schnell entfernt.“ Nun sieht man wieder die ursprüngliche Industriewand. Sogar der stillgelegte Produktionskran, der früher auf Schienen durch die Halle fuhr, ist als Kulisse erhalten geblieben.
Hohe Decken verleihen der Trainingsstätte einen ganz eigentümlichen und bemerkenswerten Charakter. Doch nicht nur die Halle habe sich gewandelt, sagt Kohl, auch die Trainingsziele der Kunden. Das miefige Image von ungehobelten Muskelprotzen, die in Trägerleibchen an Langhanteln stöhnen, hat die Fitnessbranche längst abgestreift. „Mittlerweile trainieren Sportlerinnen und Sportler aus allen Altersklassen. Die Gesundheit steht im Fokus. Unser ältester Kunde ist 90 Jahre alt.“
Fitness in Oberhausen: Maschinen stellen Gewichte automatisch ein
Fitnessgeräte hätten sich weiterentwickelt. Kohl hat daher in „Egym“-Geräte investiert. Hier kontrollieren Trainierende ihre Erfolge per App auf dem Handy. Aus Körpergröße, Gewicht und Vorkenntnissen gibt das System anschließend die Trainingsempfehlungen vor.
Sitzhöhe und Widerstand stellen die Geräte eigenständig ein. Per kurzem Krafttest ermitteln die Fitnessgeräte das geeignete Trainingsgewicht. „Die Sportler halten ein Chip-Armband an einen Kontakt am Gerät, die persönlichen Einstellungen funktionieren automatisch.“ Das soll nicht nur umständliches Stecken an Gewichtsscheiben ersetzen, sondern auch Verletzungen durch falsche Haltung und Intensität verhindern. Bei Fragen helfen Fitnesstrainer auf der Trainingsfläche.
Fitness in Oberhausen: Trainer sieht öffentliche Kraftgeräte kritisch
Training nach eigener Nase bewertet Benjamin Kohl dagegen recht kritisch. Während Trimm-dich-Stangen in Parks bei erfahrenen Sportlern durchaus einen Anreiz zum Sport geben können, sieht der Fitness-Experte große Kraftgeräte mit schweren Gewichten im öffentlichen Raum mit Bauchschmerzen. Die Stadt Oberhausen hatte in den vergangenen zwölf Monaten mehrere Outdoor-Trainingsplätze mit professionellen Muskel-Maschinen im Stadtgebiet den Bürgern übergeben. Dort kann man auf eigene Faust kostenlos trainieren.
„Hier fehlt aber die Einweisung von erfahrenen Trainern. Keiner schaut darauf, ob die Übungen auch korrekt durchgeführt werden - selbst bei Jugendlichen und Kindern“, warnt jedoch Studio-Inhaber Kohl - und wirbt: In kompetenten Fitnessstudios werde vor dem ersten Training sogar die Krankheitsgeschichte abgefragt.
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Fitness in Oberhausen: Kunden fragen stärker nach Ernährungstipps
Deutlich mehr Kunden fragen den Fitness-Profi, der früher auch das Fitnessstudio Injoy im Eisenhammer führte, zuletzt nach der passenden Ernährung zum Sport - auch ohne Fleisch. „Proteinreiche Gerichte, die dem Muskelaufbau dienen, sind auch mit pflanzlichen Lebensmitteln wie Erbsen möglich.“ Für dicke Muckis müssten nicht zwangsläufig Berge von Fleisch auf dem Teller landen.
Wer sich gemäßigt fit halten möchte, sei auch nicht gezwungen, sich tagelang über Stunden im Fitnessstudio zu plagen. „Schon zwei Mal in der Woche ein halbstündiges, konzentriertes Training in der Woche reicht aus.“ Motivierte Sportler und regelmäßige Einheiten seien wichtiger.
>> Für Fitness-Fans: „Halle B1“ startet Tag der offenen Tür
Die „Halle B1“ an der Duisburger Straße 375 bietet am Freitag, 18. August, einen Tag der offenen Tür an. Interessierte können sich das Studio zwischen 9 und 12 sowie 16 und 19 Uhr anschauen und Geräte ausprobieren.
Das Fitnessstudio öffnet sonst wochentags zwischen 7.30 Uhr und 22 Uhr, samstags und sonntags von 9 bis 18 Uhr. Die einfachsten Trainingspakete beginnen bei 25 Euro pro Monat, mit den elektronischen Systemen ab 45 Euro.