Oberhausen. Zum 1. August begann in Oberhausen das neue Kindergartenjahr. In der Stadt fehlen Hunderte Kitaplätze. So viele gibt es momentan.
Viele Eltern in Oberhausen erleben derzeit aufregende Wochen: mit dem neuen Kindergartenjahr, das am. 1. August gestartet ist, beginnt die Eingewöhnung. Die Kleinen müssen sich an ein neues Umfeld herantasten oder überhaupt akzeptieren, dass sie jetzt morgens von jemand anderem betreut werden. Immerhin sind die Eltern, die das durchmachen, eine Sorge erstmal los: Sie haben einen Betreuungsplatz ergattert.
Die Betreuungsplätze sind an Rhein und Ruhr umkämpft. Experten der Bertelsmann-Stiftung haben ausgerechnet, dass in NRW mehr als 100.000 Kitaplätze fehlen. Nach Darstellung von NRW-Familienministerin Josefine Paus (Grüne) werden ab dem 1. August etwa 761.000 Kinder betreut und damit 9000 mehr als im Vorjahr.
Aktuelle Zahlen zu diesem Kindergartenjahr kann die Stadt Oberhausen nicht liefern. Das entsprechende System wird von unterschiedlichen Personen und Trägern genutzt, teilt die Pressestelle mit. Die Daten seien deshalb nicht „bereinigt“. Immerhin kann die Stadt diese Zahl liefern: 2717 Kinder sind für das aktuelle Jahr im Vormerk-System erfasst. Das sind all jene Kinder, für die die Eltern einen Betreuungsplatz suchen.
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Kita-Mangel in Oberhausen: Zwei Beispiele
Die Panik ist dementsprechend groß, am Ende der Verteilung leer auszugehen. Zwei aktuelle Beispiele aus Oberhausen zeigen, wie dringend die Lage ist. In Schmachtendorf baut die evangelische Kirchengemeinde eine Kita aus. Die Fertigstellung ist erst Ende des Jahres geplant, doch aufgrund der akuten Nachfrage sind bereits jetzt fast alle Kinder aufgenommen worden. Weil noch der Raum fehlt, werden sie vorübergehend in einer Turnhalle betreut.
Ein anderes Beispiel: An der Hertastraße hat die Lebenshilfe eine neue moderne Einrichtung gebaut. Plätze wurden schon reserviert, bevor der Bau in Osterfeld fertig war. 58 Kinder werden derzeit betreut; 95 könnten es sein, wenn genügend Personal vorhanden wäre. Die Leiterin der Einrichtung muss immer wieder Eltern enttäuschen, die sich nach Betreuungsmöglichkeiten erkundigen.
Bereits im März hatte die Stadtverwaltung ausgerechnet, wie viele Kinder theoretisch einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben. Oberhausen müsste Platz für 11.836 Kinder vorhalten. Der Rechtsanspruch auf eine Betreuung gilt in Deutschland seit 2013.
In Oberhausen fehlen mehrere hundert Kitaplätze
Im aktuellen Kindergartenjahr kann Oberhausen 8879 Plätze anbieten. Die Zahl stammt aus dem März und beinhaltet damals bekannte Bauprojekte. Vier davon sind allerdings noch nicht fertig. In der Altersgruppe ab drei Jahren ging Oberhausen im März von einer Betreuungsquote von fast 97 Prozent aus. Für Kinder ab drei Jahren standen laut damaliger Prognose 6492 Plätze bereit. Tatsächlich waren es zum 1. August nur 6020 Plätze. Wie viele Kinder tatsächlich unversorgt sind, wollen die Rathaus-Fachleute der Politik im kommenden Jugendhilfeausschuss am 23. August darstellen.
Jugendhilfeausschuss am 23. August
Wie viele Kinder tatsächlich in Oberhausen unversorgt sind, will die Stadtverwaltung im kommenden Jugendhilfeausschuss am 23. August darstellen.
Dann wird auch eine aktuelle Liste des Baufortschritts der Kindergarten-Einrichtungen öffentlich gemacht.
Noch schlechter sieht es bei den unter Dreijährigen aus. In ihrer Bedarfsprognose ging die Rathaus-Spitze von 2387 Plätzen aus, das entspricht einer Versorgungsquote von gerade einmal 46,6 Prozent. 1212 Plätze konnten faktisch zum 1. August belegt werden. Dazu kommen 1150 aus der Tagespflege. Gerade bei den unter Dreijährigen gibt es demnach eine Lücke, die vermutlich noch größer ist. Denn in dieser Altersgruppe nimmt der Bedarf zu. Zwischen 2021 und 2022 wuchs die Zahl der Kinder unter drei Jahren, die betreut wurden, um fünfzehn Prozent.
Oberhausen: Bisher liegen der Stadt keine Klageverfahren von Eltern vor
In der Nachbarkommune Duisburg ist der Druck ebenfalls groß. Dort fehlen ebenfalls hunderte bis tausende Betreuungsplätze. 19 Klagen wurden von Eltern eingereicht, die von ihrem Recht auf Kinderbetreuung Gebrauch machen wollen. In Oberhausen liegen der Verwaltung keine Klageverfahren vor, teilt die Pressestelle mit. Aber: „Aktuell haben viele Menschen die Unterstützung eines Anwaltes genutzt.“ Wie viele genau, lässt die Stadt offen. Klar ist aber: Wer die Hilfe eines Anwalts sucht, weil er keinen Platz findet, bei dem müssen die Sorgen wohl groß sein.