Oberhausen. Erst bröckelt der Deich, dann taucht eine Ölspur auf: Die Ereignisse an der Emscher lösen Besorgnis aus. Welche Rolle Oberhausen am Fluss spielt.

Der jüngste Starkregen hat den Emscherdeich kurz vor der Mündung in Dinslaken plötzlich bröckeln lassen. Diese großflächige Erosion hat gezeigt, wie wichtig der Umbau des Holtener Bruchs im Stadtnorden von Oberhausen zu einem riesigen Überflutungs-Areal ist. Denn: „Wenn der Holtener Bruch künftig in Betrieb ist, wird Druck aus der Emscher genommen und Gefahrensituationen weiter flussabwärts werden reduziert“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, auf Anfrage der Redaktion. So werde das Risiko einer Deich-Erosion wie jetzt in Dinslaken deutlich vermindert.

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Im Falle von Starkregen und Hochwasser können im Holtener Bruch ab Mitte des Jahrzehnts Wassermengen bis zu rund 1,6 Millionen Kubikmeter aufgefangen werden – das entspricht dem Inhalt von knapp zehn Millionen Badewannen. Zugleich wird die renaturierte Emscher am Rande des Holtener Bruchs kurvenreich gestaltet – es entsteht eine für die gesamte Region einzigartige Auenlandschaft.

Pegel ist in kurzer Zeit auf 6,63 Meter geklettert

Der Starkregen in der Nacht zum vorigen Freitag hatte es in sich: 60 Millimeter Regen sind im Einzugsgebiet der Emscher gefallen. Diese Intensität des nächtlichen Niederschlags hat dafür gesorgt, dass der Pegel der Emscher in kurzer Zeit von 2,50 Meter auf zeitweise bis zu 6,63 Meter an der Messstation in Dinslaken/Oberhausen angestiegen ist. Der plötzliche hohe Wasserstand und die immense Fließgeschwindigkeit führten dazu, dass es wenige Hundert Meter vor der Mündung in Dinslaken zu einer Erosion des linksseitigen Deiches auf einer Länge von rund 300 Metern kam. Ab Freitagfrüh hat die Emschergenossenschaft mit Baggern und schwerem Gerät den Dinslakener Deich verstärkt. Das Bauwerk hat den Wassermassen letztlich Stand gehalten und ist nicht gebrochen. Auch ist es zu keiner Überschwemmung gekommen.

Kaum hatte sich die Lage am Deich in der Nachbarstadt schrittweise stabilisiert, hat am Wochenende eine weitere Meldung für viel Aufsehen gesorgt: Eine Eisenbahnbrücke ist in dem Bereich unterspült worden und abgesackt. Die Brücke gehört zur Güterzugstrecke der Walsumbahn.

Kritik vom NRW-Umweltminister: „Das hätte nicht passieren dürfen“

Die Emschergenossenschaft, über Jahre von Politikern mit viel Lob für den milliardenschweren Emscherumbau überschüttet, hatte es unterdessen am Wochenende erstmals seit langem mit massiver Kritik der Politik zu tun: NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) eilte am Freitag nach Dinslaken und unterstrich, dass er „sehr froh“ sei, dass keine Menschen und auch kein Hab und Gut der Bevölkerung in größerem Umfang gefährdet worden seien. Minister Krischer erklärte aber auch: „Was hier an dem Deich passiert ist, das hätte nicht passieren dürfen. Dieser Deich hätte diesem Hochwasser standhalten müssen.“ Jetzt müsse die Frage geklärt werden, wie es dazu kommen konnte, dass bei einem Hochwasser, das eigentlich beherrschbar sein müsse, ein solcher Schaden entstanden sei.

Die Emschergenossenschaft kommentiert derzeit die Schelte des Ministers nicht und betreibt zunächst einmal im Detail ihre eigene fachliche Ursachenforschung.

Herkunft der Ölspur in der Emscher zunächst nicht zu klären

Ölsperren kurz vor dem Klärwerk Emscher-Mündung.
Ölsperren kurz vor dem Klärwerk Emscher-Mündung. © EG | Emschergenossenschaft

Doch nicht nur mit der Deich-Erosion hatte es die Genossenschaft zum Sommerauftakt zu tun: Am frühen Sonntagvormittag ist eine Ölspur auf der Emscher in Dinslaken und in Oberhausen festgestellt worden, die ihren Ursprung offenbar in Oberhausen hatte. Die Emschergenossenschaft hat sofort eine Ölsperre im Bereich der Kläranlage Emscher-Mündung errichtet, um die Verunreinigung zu stoppen. Zusammen mit den Feuerwehren sind weitere Barrieren errichtet worden. Nach jüngstem Stand sieht es so aus, als ob Flora und Fauna am Flussufer nicht in großem Stil geschädigt worden sind, da es laut Emschergenossenschaft „insgesamt wenig Öl“ gewesen sei und dieses wegen der hohen aktuellen Fließgeschwindigkeit schnell verdünnt worden sei.