Oberhausen. Kranke Kinder aus Angola erhalten durch das Friedensdorf Oberhausen eine Chance. Reiche leben im Überfluss, für Arme ist Medizin unerschwinglich.

Für kranke und verletzte Kinder wird das Friedensdorf erneut zu einem Ort der Hoffnung. Acht Kinder aus dem afrikanischen Angola sind in Oberhausen angekommen, um hier die Hilfe zu erhalten, die ihnen in ihrer Heimat verwehrt bleibt. Das Team des Friedensdorfes hat von seiner Reise auch erschütternde Eindrücke mitgebracht. >>> Lesen Sie auch: Friedensdorf zieht Jahresbilanz: Mehr Kindern geholfen

Doch zunächst berichten die Helferinnen im Nachgang ihrer Reise von Laurinda: Das Mädchen ist bereits zum zweiten Mal im Friedensdorf. Dementsprechend gab es zum Wiedersehen strahlende Gesichter, wie es in dem schriftlichen Bericht der Hilfseinrichtung heißt. Laurinda und die anderen Kinder wurden bei ihrem ersten Aufenthalt orthopädisch behandelt. Nun steht die Weiterbehandlung an: So muss etwa Metall wieder entfernt werden, das den Kindern eingesetzt worden ist, damit Knochenbrüche und andere Verletzungen heilen konnten. In ihrer Heimat Angola ist diese Behandlung nicht möglich, die medizinische Behandlung können sich arme Familien nicht leisten. >>> Mehr zum Thema: Friedensdorf Oberhausen: Esmail war zum Weinen zu schwach

Laurinda verabschiedet sich in Luanda von ihrer Mutter.
Laurinda verabschiedet sich in Luanda von ihrer Mutter. © Friedensdorf International

Abgeholt wurden Laurinda und die anderen Kinder von Friedensdorf-Leiterin Birgit Stifter sowie den Mitarbeiterinnen Birgit Hellmuth und Raissa Neumann. Auf dem Hinflug in die angolanische Millionenmetropole begleiteten sie sechs Mädchen und Jungen, die erfolgreich in Deutschland behandelt worden sind. Sie konnten ihre Familien nach einer langen Zeit des Getrenntseins endlich wieder in die Arme schließen. >>> Weitere Nachrichten: 1500 afghanische Kinder bitten Friedensdorf um Behandlung

Während sich Familien über das Wiedersehen freuten, bekam das Team vor Ort aber auch das große Leid so vieler anderer Familien zu spüren. Wie bei jedem Hilfseinsatz bestand die wesentliche Aufgabe für die drei Frauen auch dieses Mal in den sogenannten Kindervorstellungen: Familien reisen aus dem ganzen Land in die Hauptstadt, um ihre kranken und verletzten Kinder vorzustellen. Verbunden mit der großen Hoffnung, dass sie für eine Behandlung in Deutschland ausgewählt werden. >>> Auch interessant: Oberhausen: Fernsehkommissar malt mit Friedensdorf-Kindern

Familien reisen weit für Hilfe in Deutschland

Bei den Kindervorstellungen habe sich ein leider gewohnt trauriges Bild geboten, heißt es in dem Bericht des Friedensdorfes. „Wir haben in den letzten Wochen zahlreiche verletzte und kranke Kinder gesehen, besonders viele mit schweren Knochenentzündungen an Armen und Beinen, mit Klumpfüßen oder urologischen Problemen“, berichtet Birgit Hellmuth, die die Hilfseinsätze nach Angola seit vielen Jahren begleitet. „Wir hoffen, dass wir alsbald so viele von ihnen wie möglich nach Deutschland holen können. Die ersten Vorbereitungen hierzu sind bereits getroffen.“ >>> Lesen Sie auch: Friedensdorf Oberhausen übernimmt Porto für Kleiderspenden

Diese Hilfe sei nötiger denn je. Denn die Situation in Angola werde immer katastrophaler. Das hört das Friedensdorf von seinem Projektpartner vor Ort, der Organisation „Kimbo Liombembwa“. Die Zahl der vorgestellten Kinder steige stetig an. Friedensdorf-Leiterin Birgit Stifter berichtet von den ungerechten Verhältnissen, die sie vor Ort beobachtet hat: „Im Hafenviertel reiht sich Wolkenkratzer an Wolkenkratzer. In ihrem Schatten stehen Wellblech- oder einfache Holzhäuser. Die Ärmsten müssen sich hier den Wohlstand der Reichen anschauen. Es herrscht ein Überfluss an alltäglichen Dingen, von dem aber nur diejenigen mit dem nötigen Geld etwas abbekommen.“

Die Helferinnen und die Kinder, kurz nach der Ankunft im Friedensdorf Oberhausen.
Die Helferinnen und die Kinder, kurz nach der Ankunft im Friedensdorf Oberhausen. © Friedensdorf International

Auf dem Land sieht es nicht besser aus, wie das Oberhausener Team in der Küstenstadt Sumbe erlebt hat. Dort mangele es an einer medizinischen Infrastruktur: Wer krank ist oder schwer verletzt, sieht sich grundsätzlich dazu gezwungen, den Weg nach Luanda auf sich zu nehmen“, führt Birgit Stifter aus. Ein schwieriges Unterfangen für die meisten, da zu Hause jede helfende Hand gebraucht werde, um die Familie zu versorgen.

Gerührt waren die drei Helferinnen aus Oberhausen nach dem Besuch einer Schule in einem der ärmsten Viertel Sumbes. Starke Regenfälle überfluten dort regelmäßig die notdürftig gebauten Klassenräume. Doch allein dem Engagement der Schulleiterin und der Elternschaft sei es zu verdanken, dass die Räume Jahr für Jahr nach den Regenfällen renoviert werden – durch sie selbst. „Diese Einsatzbereitschaft hat uns tief beeindruckt“, erzählt Birgit Stifter. „In dem Viertel, in dem die Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern leben, reiht sich Wellblechhütte an Wellblechhütte. Und trotzdem bringen sie irgendwie die finanziellen Mittel auf, damit ihre Kinder zur Schule gehen können.“ Das Friedensdorf prüft nun mit seinem Partner vor Ort, ob und wie die Schule unterstützt werden kann.

Ebenso stärken will die Hilfsorganisation die medizinische Versorgung in Angola. „Denn so sehr sich die Mitarbeitenden des Friedensdorfes in Oberhausen über ein Wiedersehen mit Laurinda und den anderen Kindern freuen, schöner wäre es doch, wenn sie zu Hause, in ihrer Heimat behandelt werden könnten.“