Oberhausen. Über den Leerstand in der Innenstadt wird viel diskutiert. Nun wird ein Lokal wiederbelebt: Die bekannte Traubenschmiede wagt eine Neueröffnung.

Es gibt besseres Wetter für eine Schlüsselübergabe, andererseits ist es ja noch etwas Zeit, bis die Traubenschmiede ihr Lokal in der Oberhausener Innenstadt öffnet. „Wir wollen unsere Heimatstadt aufwerten“, sagt Lea Wassenberg im noch leeren Geschäft an der Elsässer Straße. Im Erdgeschoss der Hausnummer 42 sollen demnächst die Weinflaschen entkorkt werden.

Die Traubenschmiede hat sich mit ihren Feierabendmärkten einen Namen gemacht, nun folgt das nächste Projekt. Mithilfe von Landesmitteln eröffnen die Jungunternehmer Lea Wassenberg (34) und David Schweitzer (37) eine Weinbar. Das Projekt wurde vom Büro Brückenschlag unterstützt, das unter anderem den Leerstand in der City bekämpfen soll. Spätestens im August sollen die Türen erstmals aufgehen für Weintastings an Wochenenden. Die Feierabendmärkte an jedem Mittwoch im Zentrum Altenberg bleiben im Programm.

Traubenschmiede in der City: Weintastings für Geburtstage und Firmen

Neben Uhren Schmiemann entsteht eine Weinbar auf der Elsässer Straße. Vor dem Lokal soll es Sitzplätze geben.
Neben Uhren Schmiemann entsteht eine Weinbar auf der Elsässer Straße. Vor dem Lokal soll es Sitzplätze geben. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die Wände sind frisch gestrichen, ansonsten hat Lea Wassenberg noch Platz für Visionen in der ehemaligen Apotheke. Und die sind schon ziemlich konkret: Im vorderen Teil des länglichen Raumes soll eine große Tafel für zehn bis zwölf Personen stehen. Neben dem Eingang werden Weine und Accessoires zum Verkauf angeboten. Im mittleren Teil können Besucherinnen und Besucher an der Bar Getränke und Snacks kaufen. Im hinteren Teil gibt es weitere Sitz- und Stehgelegenheiten. Wie auf den Feierabendmärkten werden hier hauptsächlich deutsche Weine von Jungwinzern ausgeschenkt.

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Lea Wassenberg schwebt ein „studentisches Flair“ vor. Es soll Weine zum Einsteigerpreis, aber auch besondere Tropfen und traditionsreiche Marken geben. Anders als in der Traubenschmiede, wo an guten Tagen bis zu 600 Menschen kommen, soll es in der Elsässer Straße gemütlich zugehen. Lea Wassenberg denkt an Auftritte von Singer-Songwritern, an Tastings für Geburtstage und Firmen, an Beisammensein in der Abendsonne vor dem Lokal. „In anderen Städten wie Duisburg, Mülheim oder Essen gibt es das schon.“ Über die öffentlichen Events wollen die Jungunternehmer auf Instagram informieren.

Stadt Oberhausen mietet Raum für sechs Monate an

Das Engagement kommt der Stadt wie gerufen. Die Innenstadt leidet seit Jahren unter der Konkurrenz des Westfield Centro. Um ein Ausbluten zu verhindern, wurde unter anderem das teils kritisierte Brückenschlag-Büro aufgebaut. Zudem hat die Stadt ein Innenstadtkonzept in Auftrag gegeben und die Gutenbergstraße vor dem Jobcenter für sechs Monate zur autofreien Zone erklärt.

Personalsuche läuft

Hauptberuflich arbeitet Lea Wassenberg als Dozentin bei der Arbeitsagentur, David Schweitzer ist Polizist. Um das Nebenengagement zu stemmen, tritt Lea Wassenberg bei der Arbeitsagentur kürzer. Durch die Traubenschmiede haben sich die Unternehmer ein Team von zehn Mitarbeitenden aufgebaut, die auch auf der Elsässer Straße eingesetzt werden sollen. Wassenberg und Schweitzer suchen allerdings noch weiteres Personal.

Auf der Elsässer Straße breitete sich jüngst der Leerstand im Erdgeschoss des Europahauses aus. Um dem ein Ende zu setzen, hat die Stadt Geschäftsräume für Kulturangebote angemietet. Auch in der Immobilie von Uhrenspezialist Axel Schmiemann hat die Stadt den Mietvertrag geschlossen. Mit Geld des Sofortprogramms Innenstadt mietet sie für sechs Monate die Räume an, danach können Wassenberg und Schweitzer den Mietvertrag übernehmen. Die Stadt beziehungsweise das Land bezahlen fünfzig Prozent der Miete. Für den Deal musste Schmiemann allerdings den ursprünglichen Mietpreis um 30 Prozent senken. „Das macht nicht jeder Vermieter“, sagt der Vorsitzende des CityO-Managements. Aber er sei überzeugt vom „qualitativ hochwertigen“ Geschäft. „Wein zieht Leute an, die etwas genießen wollen. Das passt auch gut zu meinem Geschäft“.

Auf einen symbiotischen Effekt für die Nachbarschaft hofft auch Lea Wassenberg. Sie kann sich eine Kooperation mit umliegenden Gastronomen vorstellen, die zum guten Wein gutes Essen liefern. „Wir sind der Meinung, hier in Oberhausen muss etwas passieren“, sagt sie. Das tut es anscheinend, Stück für Stück.