Oberhausen. Die christliche Organisation CVJM baut für sechs Millionen Euro ein Wohnheim für junge Menschen. Warum das Projekt für Oberhausen so wichtig ist.

Lärm und Schmutz sind nichts, was man in der Nachbarschaft gerne hört und sieht. Auf der Marktstraße ist diese Kombination allerdings ein gutes Zeichen: Es entsteht etwas Neues in der gebeutelten Oberhausener Innenstadt. Im oberen Teil der Einkaufsstraße baut die christliche Organisation CVJM für sechs Millionen Euro ein Wohnheim für junge Menschen. Das Projekt ist aus mehreren Gründen für Oberhausen wichtig.

Der große Baukran zeigt von weitem die Baustelle an. Auf der Markstraße 150 baut der CVJM die in die Jahre gekommene Immobilie um. Auf vier Etagen entstehen 19 barrierearme Wohnungen für Jugendliche, Auszubildende, Studentinnen und Studenten. Die klein geschnittenen Wohnungen sollen einen Mietpreis haben, der sich an Studentenwohnheimen orientiert. In einer Gemeinschaftsküche und in einem gemeinsamen Wohnzimmer soll das Beisammensein gefördert werden. Die Zielgruppe sind 18- bis 25-Jährige.

Geschichte des CVJM-Hauses begann in den 1950er Jahren

Für den CVJM ist der Umbau ein Kraftakt. Die Kosten trägt der Verein größtenteils selbst über Kredite. Zwei Millionen Euro werden vom Bund gefördert. Der Vorsitzende Stefan Weltgen spricht von einer „riesigen Herausforderung“. Harald Schwab vom Evangelischen Heimatstättenverein, der das Projekt unterstützt, ergänzt: „Da zittert schon mal die Hand.“

Baustellen-Opening auf der Marktstraße: (von links) Jugenddezernent Jürgen Schmidt, Harald Schwab, Vorsitzender des Heimstättenvereins, Oberbürgermeister Daniel Schranz, CVJM-Vorsitzender Stefan Weltgen, Henriette Abraham (zuständig für den Innenausbau), Architektin Sabine Buß und Architekt Moritz Ebbers.
Baustellen-Opening auf der Marktstraße: (von links) Jugenddezernent Jürgen Schmidt, Harald Schwab, Vorsitzender des Heimstättenvereins, Oberbürgermeister Daniel Schranz, CVJM-Vorsitzender Stefan Weltgen, Henriette Abraham (zuständig für den Innenausbau), Architektin Sabine Buß und Architekt Moritz Ebbers. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Die Geschichte des ältesten Jugendzentrums Oberhausens reicht bis in die 1950er Jahre zurück. Damals wurde es noch Haus des jungen Mannes genannt. Im Erdgeschoss war einst die Gaststätte Triangel untergebracht, später ein Fanprojekt von Rot-Weiß Oberhausen. Einige Bewohner lebten Jahrzehnte im CVJM-Haus und manche trugen dazu bei, dass der Ruf des CVJM-Hauses litt. Vor drei Jahren sorgte eine Auseinandersetzung für Schlagzeilen, bei der ein 32-Jähriger lebensgefährlich verletzt wurde.

Oberbürgermeister Daniel Schranz: Signal für die Marktstraße

Der CVJM haucht dem „Haus für junge Menschen“ nun neues Leben ein. Bis Jahresende soll die Kernsanierung fertig sein, Anfang des nächsten Jahres könnten die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen. Den Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum in Oberhausen schätzen die Verantwortlichen als hoch ein. „In Oberhausen gibt es bislang kein Studentenwohnheim – das ändert sich jetzt“, sagt Weltgen.

Das CVJM-Haus soll aber auch der Marktstraße neues Leben einhauchen. Zum „Baustellen-Opening“ kam auch Daniel Schranz: Der Besuch des Oberbürgermeisters sollte die Bedeutung des Umbaus für die Innenstadt unterstreichen. „Das ist ein Statement für die Zukunft der Markstraße“, sagte der CDU-Politiker. Es müssten viele Maßnahmen ineinandergreifen, aber der Umbau sei ein „wichtiges Signal“. Die Stadt möchte die Marktstraße umgestalten. Derzeit arbeitet sie an den Förderanträgen. Ein in Auftrag gegebenes Nutzungskonzept unterteilt die Einkaufsstraße in drei Bereiche: Wohnen, Handel und Gastro.

CVJM Oberhausen: Jugendliche leiden unter Einsamkeit

Die Anlaufstelle ergänzt nach Ansicht von Daniel Schranz das Bildungsangebot in der City. Das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in der mittleren Marktstraße wird derzeit fertiggestellt. Am Altmarkt gibt es bereits ein Talentkolleg. Politisch hatten die Jungen Liberalen zuletzt kritisiert, dass Oberhausen keine Hochschule hat und junge Menschen zu wenig fördert.

Aber nicht nur die Bildung kommt offenbar zu kurz. Die Corona-Pandemie habe dazu geführt, dass sich mehr Jugendliche einsam fühlen, sagte Weltgen in seiner Rede. Sascha Bonack vom CVJM-Team kann das bestätigen: „Das Bedürfnis nach Gesellschaft ist unter den Jugendlichen sehr groß.“ An manchen Tagen würden bis zu 80 Jugendliche das Jugendzentrum „Cevi“ aufsuchen. In der Pandemie hätten viele „verlernt, Kontakt aufzunehmen“. Das soll in Zukunft wieder leichter werden.