Oberhausen. Typisch Künstlerfamilie: Für die „Federlesung“ am 17. Juni mit Texten und Musik wirbt das schräg-sympathische Trio mit drei Paar Riemchenschuhen.

Auf dem Plakat zu dieser „Federlesung“ zu dritt darf man einen altmodischen Vogelbauer bewundern, daneben drei bräunlich gesprenkelte Eier. Fast noch skurriler erscheint das „offizielle“ Foto, das Monika Hansen, Meret Becker und Lulu Hacke für ihre Lesung mit Musik dem Ebertbad eingereicht haben: Es zeigt drei Paar Riemchenschuhe – als silberne Pumps, im gepunkteten Marienkäfer-Look und als rote Kinderschühchen. Ein Hang zu sympathisch-schräger Extravaganz zeichnet diese Künstlerfamilie eben aus.

Und eine Familiensache von besonderer Anmutung verspricht auch der als „3 Birds“ firmierende Abend am Samstag, 17. Juni, um 20 Uhr in der kleinkünstlerisch wertvollen Badeanstalt am Ebertplatz. Wann geben sich schon mal Mutter, Tochter und Enkelin gemeinsam literarisch-musikalisch die Ehre? Schon in der Woche zuvor hat sich dieses besondere Trio einige aparte Tournee-Stationen auserwählt – vom Magdeburger Dom bis zum Schloss Landestrost am Steinhuder Meer. Etwas so zart-schwebendes wie eine „Federlesung“ sollte eben nicht durch 08/15-Mehrzweckhallen tingeln müssen.

Zeigt her eure Schühchen: Drei Riemchen-Paare repräsentieren den Auftritt der „3 Birds“ aus einer Künstlerfamilie.
Zeigt her eure Schühchen: Drei Riemchen-Paare repräsentieren den Auftritt der „3 Birds“ aus einer Künstlerfamilie. © Ebertbad

Ihre Grimme-Preise (nach wie vor die „Oscars“ der deutschsprachigen TV-Branche) erhielten Mutter wie Tochter vor 30 Jahren. Monika Hansen war damals längst eine gefragte und verehrte Bühnenschauspielerin, drehte in den 1990ern aber auch mit den Größten des Kinoformats – von Wim Wenders (mit „In weiter Ferne, so nah“) über Margarethe von Trotta („Das Versprechen“) bis zu Rosa von Praunheim („Der Einstein des Sex“). Das war anno 1999 wieder ein echtes Familien-Ding mit ihren Kindern Meret und Ben Becker sowie ihrem Ehemann Otto Sander.

Das Image prägte die schrill-verzweifelte Zille Watussnik

Trotz schönster erblicher Vorbelastung schreibt Meret Becker hinter ihrer Ausbildung „Autodidaktin“. Dabei war die heute 54-Jährige schon in der ZDF-Kindersendung „Rappelkiste“ vor der Kamera aktiv. Die Rolle der schrill-verzweifelten Zille Watussnik in Helmut Dietls mit Filmstars nur so funkelndem „Rossini“ darf man als Image-prägend betrachten. Dabei stand Meret Becker immer wieder mit Hingabe als Sängerin ihrer eigenen Kompositionen am Mikrofon, verewigt auf bisher vier Musikalben.

Doch am höchsten geschätzt und am schmerzlichsten vermisst ist die vermeintlich typische Berlinerin (geboren in Bremen) als „Tatort“-Ermittlerin in der Hauptstadt, an ihrer Seite Mark Waschke. Noch heute wirft Google beim Namen Meret Becker prompt die schmerzliche Frage auf: „Warum hört Nina Rubin auf?“

Lulu Hacke, die dritte und jüngste der „3 Birds“, ist die Tochter von Becker und ihrem Schauspieler-Kollegen Alexander Hacke. Die 24-Jährige komponiert und singt unter dem Namen „Lusah“.

Tirilierend von „Blackbird“ bis „Three Little Birds“

Gesprochen, gesungen oder drauf gepfiffen – das versprechen Enkelin, Tochter und Mutter unter dem tirilierenden Motto. Es gibt schließlich nicht nur Paradiesvögel, sondern ebenso komische Vögel, Unglücksraben, Hochzeitstauben und jenes ergreifend schlichte Lied „Blackbird“, auf dem sich Paul McCartney zwar von einer Amsel aus dem BBC-Tonarchiv begleiten ließ, das er aber der US-Bürgerrechtsbewegung widmete.

Denkt man dann noch an Bob Marleys „Three Little Birds“ lässt sich erahnen, wie viele Facetten so eine Federlesung zu dritt eröffnet: als Collage von amüsant bis melancholisch. Monika Hansen, Meret Becker und Lusah jedenfalls zitieren aus „Peter Pan“, der bekanntlich dem Erwachsenwerden entschwebte: „Ach herrje, wie die Zeit verfliegt!“

Karten für „3 Birds“ gibt’s ab 35 Euro, erhältlich beim Ebertbad, 0208 8106 570.