Mülheim. Seit 1999 ist Franky‘s in Mülheims Gastro-Szene eine Größe. Die Chefs haben Erweiterungspläne. Nur der Blick auf die Schleuseninsel schmerzt.
Das Franky‘s im Wasserbahnhof Mintard ist umgeben von sattem Grün, der Biergarten frisch möbliert. Die neue, hölzerne Lounge-Terrasse unter beschirmenden alten Bäumen wird rechtzeitig fertig. Die Vorbereitungen für die Jubiläumsparty am 29. Mai laufen seit Monaten. Doch nun das: Die Wetterprognose sieht am Mittwoch Regenschauer durchziehen, und wie heftig es schütten kann, erleben wir seit Wochen.
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Die Franky‘s-Inhaber müssen kurzfristig umplanen. „Es ist traurig, aber es hat keinen Sinn“, sagt Tobias Volkmann. Dass sie auf Unabänderliches zügig und konsequent reagieren können, haben Tobias und Sandra Volkmann sowie Richard Reichenbach in den vergangenen 25 Jahren oft bewiesen. Nur so kann man im Gastronomiegeschäft ein Vierteljahrhundert lang erfolgreich sein. Gefeiert wird also nicht in Mintard, sondern in Franky‘s Loft an der Sandstraße. Sie haben ja zum Glück die Wahl - sie betreiben mehrere Standorte in Mülheim. Und sie freuen sich trotz der Wetterwidrigkeiten sehr auf das Jubiläumsevent, versichert Volkmann.
Franky‘s eröffnete im Mai 1999 im Wasserbahnhof auf Mülheims Schleuseninsel
Zwei junge Männer mit Anzug und Krawatte zeigt ein Foto, das den Beginn ihres gemeinsamen Unternehmens im Mai 1999 symbolisiert. Volkmann war damals 28 Jahre alt, Reichenbach 34. Hinter ihnen: der Wasserbahnhof auf der Mülheimer Schleuseninsel, der damals seit Monaten leer stand, den das Duo pachtete. Neben ihnen: der Chef der Varia Bau, Eigentümerin des Gebäudes, mit der sich die Jungunternehmer die notwendige Investition von rund einer Million D-Mark teilten. Das Lokal mit Biergarten auf der Schleuseninsel blieb Herzstück und Homebase des Unternehmens - bis zur Kündigung des Pachtvertrages Ende 2020. Bei der großen Abschiedsparty im Oktober 2020 flossen Drinks und Tränen.
Kennengelernt hatten sich Volkmann und Reichenbach im Essener Luxushotel Sheraton, wo beide tätig waren. Speziell Volkmann, ausgebildeter Hotelfachmann, war beruflich schon weit in der Welt herumgekommen, etwa nach Moskau oder Indonesien. Reichenbach, studierter Betriebswirt, arbeitete zeitweise in London. Diese Arbeitsteilung - hier der Gastronom, dort der Wirtschaftsfachmann - sei wohl der Hauptgrund, warum ihre Kooperation bis heute funktioniert, meinen beide. „Es klappt seit Jahrzehnten super, weil jeder in seinem Revier bleibt“, sagt Reichenbach, „dem anderen aber beratend gegenüber steht“.
Geschäftsführerin Sandra Volkmann startete als Aushilfskraft
Dritte im Bunde ist Sandra Volkmann, die den Eröffnungstag des Franky‘s im Wasserbahnhof am 29. Mai 1999 zunächst als studentische Aushilfskraft erlebte. Später stieg sie fest ein, wurde schließlich Geschäftsführerin der Franky‘s Gastronomie GmbH. Die unternehmerische Dreier-Konstellation habe Vorteile, finden Volkmann und Reichenbach: „Entscheidungen werden oft mit zwei zu eins getroffen.“ Unentschieden gibt es nicht.
Jüngstes Beispiel: der Entschluss von Franky‘s, den Biergarten auf der Schleuseninsel nicht erneut zu übernehmen und zu eröffnen, für den kurzfristig ein Betreiber gesucht worden war. Der OB habe angerufen und nachgefragt, berichtet Tobias Volkmann, was sie erst einmal „toll“ gefunden hätten. Mit Zwei-Drittel-Mehrheit kam dann jedoch die Absage zustande. „Wir haben gerade so viel zu tun, und man müsste sehr viel Geld in die Hand nehmen“, erklärt Volkmann. Zudem gebe es keine Sanitäranlagen, man müsste mobile Toiletten aufstellen, „doch das entspricht nicht unserem Anspruch“.
Den Biergarten betreiben bald andere - „unser Herz weint“
Nun werden die Mölmsch-Brauerei und der Ronja-Chef den verlassenen Biergarten gemeinsam bewirtschaften. „Natürlich weint unser Herz“, so Tobias Volkmann, „wir wohnen ja alle Drei nebenan. Wir könnten dort ein Fremdbier trinken gehen.“ Was durchaus im Bereich des Denkbaren wäre.
Statt zu den Wurzeln zurückzukehren, auf die Schleuseninsel, möchte Franky‘s im Catering-Geschäft weiter expandieren: Der Zweig „Franky‘s Event Catering“ ist unter anderem in der Grand Hall auf Zollverein, auf Schlössern, Schiffen, Messen aktiv. So könne man Belastungen wie die erneute Anhebung der Mehrwertsteuer oder den Mindestlohn ausgleichen, erläutern die Mülheimer Gastronomieunternehmer. „Es ist nicht gerade einfach, in unserer Branche ausreichend Geld zu verdienen.“
Franky‘s Mülheim: mehr als 30 Festangestellte und zahlreiche Aushilfen
Zum Team gehören aktuell 31 Festangestellte und 80 bis 100 Aushilfen. Damit seien sie gut ausgestattet, meint Volkmann, sie hätten auch so viele Köche wie noch nie. Bewirtschaftet werden auch Franky‘s Loft als reine Eventlocation (seit Mai 2016) und Franky‘s an der Ruhrpromenade (seit Oktober 2020), wo zuvor das eigene asiatische Konzept Kaimug scheiterte. Aus Franky‘s Bar im Ruhrkristall habe man sich zurückgezogen, berichtet Reichenbach. Auch weitere Franky‘s-Projekte, etwa die Cocktailbar in Essen-City oder ein bayerisches Restaurant in Münster, wurden längst wieder beendet. Das Unternehmen konzentriert sich komplett auf die Heimatstadt Mülheim.
Gibt es Engagements, die sie rückblickend als Fehler bezeichnen würden? Die Gastronomen werden nicht konkret, Volkmann sagt aber: „Natürlich haben wir schon Lehrgeld gezahlt. Das gehört dazu.“ Als besonders zehrend habe er die Phase in 2020 erlebt, als sie unter Pandemiebedingungen kurzzeitig beide Wasserbahnhöfe parallel bewirtschaften mussten und selber kräftig mit anpackten. „Ich bin hier 20 Kilometer am Tag gelaufen“, erinnert sich Tobias Volkmann, mittlerweile habe er die erste Knie-OP hinter sich. Die Arbeit sei fordernd, echter Urlaub für sie als Verantwortliche kaum möglich. „Es wäre ein Traum, hier nicht mehr selber stehen zu müssen, reisen zu können. Doch im Großen und Ganzen macht die Arbeit immer noch viel Spaß.“
Name des Mülheimer Franky‘s erinnert an Sinatra
Der Name „Franky‘s“, den die beiden Junggastronomen ihrem Lokal 1999 gaben, spielt an auf Frank Sinatra. Richard Reichenbach, der Musik ganz besonders liebt, trat an als „singender Pächter“. Seine Sinatra-Revue, die viele Jahre lang im Stammhaus auf der Schleuseninsel stattfand, gehört zu den Highlights der Firmengeschichte. Ebenso rauschende Fußball-Abende mit Public Viewing im Biergarten, große Silvesterpartys, viele andere Live-Events und Shows, bei denen gerne die gesamte Mitarbeiterschaft eingebunden wurde - mal als Tänzerinnen, mal mit Cowboyhüten.
„Ohne unser Team wären wir gar nichts“, sagt Reichenbach. Ohne Dienst am Gast, freundlichen Service, der von Herzen kommt, nicht selten bis in die frühen Morgenstunden - „das ist unbezahlbar“. Bei der Jubiläumsparty will der Chef auch mal wieder selber für seine Gäste singen. Reichenbach und Volkmann wirken zufrieden „Das Einzige, was uns fehlt, ist Freizeit.“
Das 25-jährige Firmenjubiläum von Franky‘s wird am Mittwoch, 29. Mai, ab 16 Uhr in Franky‘s Loft an der Sandstraße 158 gefeiert, zunächst mit 230 geladenen Gästen. Ab 18.30 Uhr öffnet die Party für die Öffentlichkeit, ab 19.30 Uhr spielt die Franky‘s Jubilee Band, später legt DJ Dennis Weiler bis in die Nacht auf. Der Eintritt ist frei. Der ursprünglich geplante Tag der offenen Tür am Donnerstag (Fronleichnam) am Mintarder Wasserbahnhof muss wetterbedingt ausfallen.
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