Mülheim. Vor der Sommerpause spielte in Mülheims Stadthalle der Pianist Haiou Zhang mit der Nordwestdeutschen Philharmonie. Die Kritik zum Konzert.

Ein „romantischer Rausch der Klänge“ – so könnte man den Konzertabend zusammenfassen, mit dem sich die Sinfoniekonzertreihe in Mülheim am Sonntagabend in die Sommerpause verabschiedet hat. In dem klugen und passend kombinierten Programm lockte insbesondere Rachmaninows 3. Klavierkonzert – ein groß angelegtes, üppig besetztes, dreiviertelstündiges Mammutwerk, das aus pianistischer Sicht ein enormer „Brocken“ ist, technisch herausfordernd und musikalisch anspruchsvoll.

Gemeinsam mit der Nordwestdeutschen Philharmonie, einem der drei nordrhein-westfälischen Landesorchester, saß dazu der vielfältig engagierte erfolgreiche Pianist Haiou Zhang am Flügel und bot eine beeindruckende Interpretation dieses „Elefantenkonzerts“, wie Rachmaninow selbst es betitelte. Schöne Kontraste zwischen lyrischen und teuflisch wilden Passagen, oft laut und bestimmt im Tonfall, mit kühner Harmonik, hier mal chromatisch, dort in nordisch klingendem Tonfall. Hier und da musste das Ohr sich die Solostimme in dem dicken Klang „erlauschen“, aber auch das mag Rachmaninow genau so beabsichtigt haben!?

Sinfoniekonzert in Mülheim: spontane standing ovations

So schwelgerisch und rauschhaft das Konzert ist – das Ohr sucht in all dem Wohlklang ab und zu vergeblich nach einer schlichten Melodie, die im Kopf hängen bleibt und an die man sich summend erinnert. Die großen sinfonischen Qualitäten des Konzertes haben aber Orchester und Solist staunenswert ausgelotet und rissen das Publikum spontan zu standing ovations hin. Mit seiner perlenden Zugabe über den Liuyang River erntete Haiou Zhang nochmals großen Applaus.

Als Zugabe spielte Haiou Zhang Liuyang River und ernetete großen Applaus.
Als Zugabe spielte Haiou Zhang Liuyang River und ernetete großen Applaus. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Einen sehr großen melodischen Anteil hatten die zwei skandinavischen Werke des Programms: Jean Sibelius‘ Karelia-Ouvertüre, eine Hommage an jene weite finnische Landschaft, und Carl Nielsens selten gespielte 2. Sinfonie über „Die vier Temperamente“. Hier hat der britische Dirigent Jonathan Bloxham, der in Kürze der Nordwestdeutschen Philharmonie als Chef vorstehen wird, dem Orchester schöne Klangfarben und wechselnde Stimmungen entlockt: Den aufbrausenden Choleriker, sein in Wallung geratenes Blut bis hin zum Wutausbruch konnte man in großen Intervallsprüngen und rhythmischen Eskapaden gut nachverfolgen, den gleichschwebenden Phlegmatiker in gemäßigter Dynamik und im stetigen Umkreisen eines Mitteltons. Ebenso gegensätzlich und assoziativ in Musik gesetzt sind Melancholiker und Sanguiniker. Ein herrliches Stück Musik.

Für einen ganz leisen und innerlichen Abschluss sorgte Jonathan Bloxham, indem sich der eigentliche Cellist, der erst vor 9 Jahren den Bogen gegen den Taktstock ausgetauscht hat, in seine Cellogruppe gesellte und einen Choral von J.S. Bach für vier Celli spielte. Nach viel romantischem Schmelz ein ruhiger barocker Abschiedsgruß - bis im Oktober die neue Konzertsaison zu neuen musikalischen Ausflügen einlädt.

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