Mülheim. Ständig unterwegs, immer was zu tun: Schausteller haben einen ungewöhnlichen Alltag. Familie Neigert gastiert in Mülheim - wir haben sie besucht.
Als sich Fernando Neigert dem Stall nähert, reckt Haflinger-Hengst Prinz seinen Kopf in die Höhe. „Er weiß, dass es nach dem Bürsten Futter gibt“, sagt der 21-Jährige und krault das stattliche Tier zwischen den Ohren. Während der Schausteller mit routinierten Handgriffen das Fell des Hengstes striegelt, listet er auf, was heute noch zu tun ist: Der Circus Altano gastiert in Mülheim, auch nach vielen Jahren ist die Aufregung vor dem Premierenabend besonders hoch.
Mit bangem Blick schaut Neigert Richtung Zirkuszelt, dicke Regentropfen trommeln unablässig auf die blau-gelbe Plane. „Eigentlich ist es nicht schlecht, wenn es regnet. Viele Familien kommen dann mit ihren Kindern her. Hauptsache, es stürmt nicht.“ Dann müsse immer wieder von neuem geprüft werden, ob eine Vorstellung laufen kann. „Das können wir uns eigentlich nicht erlauben“, sagt der Junior-Chef.
Schaustellerin: „Ich brauche diese Freiheit, ich liebe das“
Den Circus Altano gibt es in der mittlerweile sechsten Generation - aller Erfahrung zum Trotz, „leichter wird es für uns nicht“. Fernando Neigert ist eines von vier Kindern, bezeichnet sich selbst als „Mann für alles“. Tiere, Organisation, Werbung, Moderation und dann noch eigene Auftritte als Messerwerfer und Dompteur. 20 Leute zählen zur Belegschaft des Zirkus‘, „alles Familie“, sagt Neigert. Etwas anderes komme auch gar nicht infrage, „Mitarbeiter können wir uns nicht leisten“.
Das klingt alles andere als einfach - wie motiviert man sich da? „Wir haben das im Blut“, sagt Fernando Neigert. Seine ältere Schwester Justine nickt. „Viele sagen, sie könnten das nicht. Das Leben unterwegs von Stadt zu Stadt und dann noch die ganze Arbeit“, erklärt die 25-Jährige. „Aber ich könnte das andere Leben nicht. Jeden Tag von 9 bis 17 Uhr im Büro. Ich brauche diese Freiheit, ich liebe das.“
Mülheim ist für den Circus Altano ein begehrtes Ziel
Vor der Premiere am Freitagabend herrscht geschäftiges Treiben auf dem Sportplatz an der Wissollstraße. In der Manage stehen die Stühle auf Position, die Scheinwerfer leuchten. Noch bis einschließlich 28. April gastieren die Schausteller in Speldorf, mehrere Hundert Euro werden für die Platzmiete fällig. „Und Werbung müssen wir natürlich auch machen“, so Fernando Neigert. „Nach den Vorstellungen müssen wir eine Bilanz machen und schauen, wie viel Geld uns bleibt.“ In der Regel sei es aber immer eher ein Nullsummenspiel als der große Wurf. „Wir haben viele laufende Kosten. Und das, was wir über haben, investiere ich immer lieber in die Tiere.“ Daher sei die Familie auch auf private Buchungen angewiesen, etwa für Firmenfeiern oder andere Events.
Umso lieber gastiere die Familie in Mülheim. „Hier haben wir immer eine Nachfrage, wir werden gut angenommen.“ Trotzdem müsse von Stadt zu Stadt neu geschaut werden: Zu welchen Bedingungen darf gastiert werden? Wie teuer ist die Erlaubnis, Werbemittel aufzuhängen und zu verteilen. „Das alles bekommt man gar nicht so mit als Gast. Das ist aber ein großer Teil unserer Arbeit“, sagt Fernando Neigert. Überhaupt Plätze zu finden, auf denen Zirkuszelt und mehrere Wohnwagen unterkommen, werde zunehmend schwieriger. „Es wird immer mehr zugebaut und das schränkt uns dann ein.“
In Mülheim tritt auch der kleine Clown „Zitrone“ (3) auf
Der Sportplatz auf dem Areal der ehemaligen Tengelmann-Hauptverwaltung jedenfalls bietet mehr als genügend Platz. Hier steigen in den nächsten Tagen die zweistündigen Vorstellungen. „Wir haben dieses Mal einen großen und kleinen Clown, die gemeinsam auftreten“, erzählt Neigert. „Spaghetti und Zitrone.“ Während „Spaghetti“ der Bruder des Schaustellers ist, ist „Zitrone“ sein Sohn. „Er ist drei Jahre alt und schaut sich ganz viel bei seinem Onkel ab und wollte dann auch mal. Wieso sollten wir ihn nicht lassen?“
Nach der Premiere am Freitag folgt eine tägliche Vorstellung um 16 Uhr, am Sonntag, 21. April, gibt es eine zusätzliche um 11 Uhr. Montag, Dienstag und Mittwoch wird pausiert, ehe es am Donnerstag mit einem Aktionstag weitergeht. „Da sind die Tickets günstiger“, verrät Fernando Neigert. Die letzte Vorstellung findet am Sonntag, 28. April, um 11 Uhr statt. Tickets: Parkett 19 Euro, Sperrsitz 21 Euro, Loge 23 Euro. Karten gibt es an der Abendkasse, solange der Vorrat reicht, oder im Vorverkauf, der vormittags angeboten wird.
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