Mülheim. Wie war das damals im Einkaufszentrum? „Am Eingang lag der Zigarettenduft aus der Kneipe in der Luft.“ Was Leser uns geschrieben haben.

Als das City Center 1974 eröffnet wurde, waren die meisten Mülheimerinnen und Mülheimer noch Kinder – oder noch gar nicht geboren. Denn die Einweihung. des damals topmodernen Einkaufszentrums liegt 50 Jahre zurück. Viele Leserinnen und Leser haben ihre Erinnerungen an das City Center aus dem Gedächtnis hervorgekramt und uns mitgeteilt. Es geht dabei auch um die zwei Jahrzehnte danach. Also um die Zeitspanne, bevor das Center 1994 als Forum City Mülheim neu eröffnet wurde.

Anni Kocks war ganz besonders vom Bau des City Centers betroffen, sie lebte damals mit ihrer Familie in der Eppinghofer Straße 28. Das Haus, die ganze Häuserzeile, musste dem Einkaufszentrum weichen. „Wir wurden planungsverdrängt“, nennt es die heute 80-Jährige und erzählt: „Wir waren zusammen mit dem Waffen-Laden Pips die Letzten, die damals ausgezogen sind. Unser Haus stand etwa dort, wo heute Hemmerle ist. Auch benachbarte Gebäude mit Geschäften wie dem Reformhaus Hellmich oder der Metzgerei Jäger wurden abgerissen.“

Man habe ihnen angeboten, in eines der neuen Hochhäuser zu ziehen. „Die waren ja schon fast fertig, Bauarbeiten und Baulärm haben wir über Monate hautnah mitbekommen.“ Doch die Familie zog schließlich in die Vereinsstraße. Das fertige City Center habe ihr später dennoch gut gefallen, so Anni Kocks: „Es war schön zum Einkaufen. Es gab Hertie, ein Lederwarengeschäft, einen Porzellenladen, viele Boutiquen.“

Mülheimer Akkordeon-Orchester hatte Probenraum im City Center

Claudia Stocker weiß noch, dass sie als Kind vom Center-Konzept angetan war: „Uns hat das Schauen und Kaufen in den verschiedenen Geschäften unter einem Dach gefallen. Im Center war oben auch ein Raum, der vom Akkordeon-Orchester „Harmonie“ zum Üben genutzt wurde, dort war ich mit dabei. (...) Später gab es dann den Busbahnhof unter dem Center, bei Starkregen war da fast immer alles unter Wasser, im Sommer nahmen wir dort ein Fußbad nach der Schule.“

Wer kennt noch „Höfer Kosmetik“? Tanja Mertsch hat dort ihre Ausbildung absolviert. Das schreibt sie uns auf Facebook. Und auch Birgit Müller ist im City Center quasi ins Berufsleben gestartet. „Bei Spielwaren Wahl habe ich damals mein Schulpraktikum gemacht“, berichtet sie. Anke Kafka musste im Einkaufzentrum am Hans-Böckler-Platz wohl richtig schuften. „Ich habe in der Futterkrippe gekellnert! Da war immer etwas los..“

Am 13. März 1974 wurde das City Center Mülheim, der Vorläufer des heutigen Forums, eröffnet. Das Foto zeigt den Blick auf die Baustelle (1971) von der Hingbergstraße aus.
Am 13. März 1974 wurde das City Center Mülheim, der Vorläufer des heutigen Forums, eröffnet. Das Foto zeigt den Blick auf die Baustelle (1971) von der Hingbergstraße aus. © Stadtarchiv Mülheim

„Im Hertie im City Center habe ich mein erstes eigenes Fahrrad gekauft“

„Es gab das Schellrestaurant Bigs mit Tellergerichten. Geriffelte Pommes, Brat-Currywurst, (...) Hertie war ein Laden für alle, es gab auch Benneton“, schreibt uns Daniela Große auf Facebook. „Im Hertie habe ich mein erstes eigenes Fahrrad gekauft“, berichtet Monika Fricke. Und auch Sandra Pappe erzählt von dem längst verschwundenen Kaufhaus: „Ich erinnere mich gerne an den jährlichen Adventskalender zurück (über der Eingangstür des Kaufhauses). An jedem Tag wurde ein Türchen geöffnet und kleine Mandarinen, Nüsse und Süßigkeiten wurden an die Kinder verteilt, bzw. man konnte sie auffangen.“ Gisela Weining dagegen erfreute sich immer an der Oster-Dekoration im Erdgeschoss: „Leider ist das Vergangenheit“, konstatiert sie.

Auf ein weiteres Restaurant, das wohl schon über 20 Jahre zu ist, weist Sabine Hollunder hin: „Im alten City Center gab es in der oberen Etage ein Fischrestaurant, das „Kattegatt Inn“. Dort konnte man bezahlbare Fischgerichte essen und an jedem ersten Freitag im Monat gab es das Kapitänsessen, ein kaltes Buffet mit Fischspezialitäten, Salaten und Delikatessen. Es war immer recht gut besucht. Auch legendäre Eisbecher mit Baiser und Schokoladensauce gab es, (...), das maritim dekorierte Ambiente überzeugte mit viel Holz in warmen Orange- und Brauntönen.“

Mülheimer Familie kaufte das Schildkrötenbecken aus dem Zooladen

Michele Berndt berichtet: „Ich (heute 44 Jahre) kann mich gut erinnern, dass dort das Zoo-Geschäft war, das auf dem Weg lag und wir als Kinder immer die Schildkröten anschauen mussten. Als der Laden dann geschlossen hat, hat unser Nachbar mit dem Geschäftsinhaber gesprochen und wir haben das Becken der Schildkröten für ganz kleines Geld (damals echt noch D-Mark) kaufen können. Es ist immer noch bei uns im Garten, erst mit Goldfischen und jetzt mit Blumen (bestückt).“ Außerdem erzählt sie: „Bei C&A (ging es) immer auf das Pferd, sonst wurde nix anprobiert.“

Ein Blick in das City Center, fotografiert am 12. Februar 1989.
Ein Blick in das City Center, fotografiert am 12. Februar 1989. © stadt mülheim

Einen kleinen Artikel aus der WAZ vom 13. März 1974 schickt uns Tom Täger: Darin wird berichtet, dass bei der Eröffnung des City Centers die Kapelle „Pädox-Tastrich“ vom Gymnasium an der Von-Bock-Straße draußen harten Beat bot, während drinnen das „Blue Bird Swingtett“ spielte. 20 Jahre später bei der Eröffnung des Forums lautete das Motto dann „1001 Nacht“. Sinia Waldow war damals Studentin und ergatterte einen coolen Fereinjob: „Ich spielte eine Prinzessin, saß stundenlang in meinem Palast, trank viel zu starken Tee und zog mit meinem Gefolge durch das Forum“, schreibt sie uns.

„Bei Phonac habe ich stundenlang nach Schallplatten gestöbert“

An ein gemütliches Kino, den Zooladen, den Plattenladen und das Spielzeuggeschäft erinnert sich J.M. HInze. Stephan Klaus zählt auf, was er nicht vergessen hat: „den Plattenladen Zorn mit Kim Merz als Verkäufer, das Fischrestaurant Kattegatt, die Bratwurstbude in der Unterführung, das Sexkino, den Herrenausstatter, den Zooladen mit den Kleintieren im Schaufenster“. Dirk Stahl widerspricht ihm: „Zorn war nie im City Center.“ Er meint, dort habe es Phonac gegeben und einen weiteren Plattenladen.

Was Michael Haase bestätigen kann: „Zorn war auf der Leineweber Straße. Im City Center konnte man aber auch Platten kaufen, habe ich in den 70ern auch gemacht.“ Und Na Vo S gesteht uns auf Facebook: „Bei Phonac habe ich stundenlang nach Schallplatten gestöbert. Ich habe es geliebt.“ Dekorative Wassersäulen, die für Kinder faszinierend waren, muss es im City Center auch gegeben haben. Ein Leser meint, dass sie bei Eis Plati gestanden haben, andere verorten sie allerdings woanders. Christ Horst und Sylvia Conner-Davis schreiben: „Die Kinder wurden an den Wassersäulen geparkt, während Mutti bei Hertie war.“

+++Lesen Sie auch unsere Seite zum Handel in Mülheim+++

Unter den Zuschriften finden sich auch einige, die Bedauern darüber ausdrücken, dass Müheim früher schöner war. „Traurig, was das heute für eine Zumutung ist. Damals war es noch eine Stadt mit Charakter und Charme mit vielen schönen Geschäften“, klagt Mel Maus in einem Facebook-Post. Ein Eintrag, der von über 34 Menschen gelikt wird. Stefanie Schmithüsen beschwert sich ebenfalls darüber, dass das tolle Shoppingangebot von damals nicht mehr existiert und im Forum nun ein medizinisches Zentrum entstehen soll. Klaus Krüger formuliert es so: „Das City Center war immer ein Anziehungspunkt mit seiner Vielfalt an Geschäften. Schon morgens lag am Eingang der Zigarettenduft aus der Kneipe in der Luft.“ Er macht „die Stadt und das Management“ dafür verantwortlich, dass innerstädtisch „die Luft raus ist“. Das Problem ist sicherlich komplexer...

User schreibt: „Mülheim ist eine schöne Bettenstadt“

Guido Schramm erklärt: „Mülheim ist eine schöne Bettenstadt. Zum Einkaufen ging es in den 80ern schon nach Duisburg, Essen und Oberhausen. Das Nachtleben spielte sich immer mehr in den Nachbarstädten ab. Mülheim wäre auch eine tolle Stadt, wenn die Mülheimer die Schuld nicht immer anderen zuschieben würden.“ Unklar ist, was er mit „die Mülheimer“ meint. Ob er möglicherweise an die Mülheimer Bürgerinnen und Bürger appellieren will, die Angebote ihrer eigenen Stadt auch zu nutzen, damit nicht noch mehr von ihnen verschwinden? Denn klar ist auch: Geschäfte und Restaurants können nur dann überleben, wenn sie von den Menschen auch aufgesucht werden.

Mehr zum Thema City Center/Forum Mülheim:

>> Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden: Weitere Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Sie wollen keine Nachrichten aus Mülheim verpassen? Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter! +++ Haus, Wohnung, Grundstück - Alles zum Wohnen und Bauen in Mülheim +++ Gastronomie in Mülheim - Hier finden Sie unsere Extra-Seite dazu. +++ Einkaufen in Mülheim - Unsere Extra-Seite zum Handel +++ Hier geht es zum Mülheimer Freizeitkalender. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Blaulicht! Hier geht es zu weiteren Meldungen.+++Abonnieren Sie uns kostenlos bei Whatsapp!