Mülheim. Die Mülheimer Geschäftsfrau Maria Dhonau, alias „Lady Caravan“, hält einem Friseursalon die Treue. Wieso für sie nie etwas anderes infrage kam.
Als Maria Dhonau die Hände von Nicole Becker das erste Mal sah, waren sie klein und hielten nicht selten ein Eis in der Hand. Als Maria Dhonau Jahrzehnte später die Hände von Nicole Becker das erste Mal an ihrem Kopf spürte, wusste sie: „Das passt.“ Die beiden Frauen, 85 und 56 Jahre alt, verbindet eine besondere Beziehung. Nicole Becker ist Maria Dhonaus Friseurin, aber sie ist auch weitaus mehr als das.
50 Jahre ist es her, dass Maria Dhonau, in Mülheim und darüber hinaus auch als „Lady Caravan“ bekannt, der damals noch kleinen Nicole das erste Mal begegnete. „Die Maria war immer in Eile, das weiß ich noch. Immer schnell, immer Vollgas“, sagt Becker. Ihr Vater, Heinz Becker (84), war seinerzeit der Friseur von Maria Dhonau – ihm vertraute sie das dichte, dunkelblonde Haar an – „nur ihm“, sagt die 85-Jährige mit adrett gescheiteltem, mittlerweile ergrautem Haar. Alle vier Wochen ging es für die viel beschäftigte „Lady Caravan“, die ihr berufliches Leben dem Wohnen auf Rädern widmete und dafür viel unterwegs war, zum Friseur. Schließlich musste das Haupthaar sitzen; für die professionelle Geschäftsfrau eine Selbstverständlichkeit.
Mülheims „Lady Caravan“ nutzte den Friseurbesuch als Ruhepause
„Der Friseurbesuch war immer etwas Besonderes. Da ging es mal nur um mich und ich konnte abschalten, das habe ich richtig genossen.“ Erst am Rathausmarkt bei „Friesen & Becker“, dann im City-Center, dem heutigen Forum, dann an der Leineweberstraße unter dem Namen „Friesen & Becker Coiffeure“ – wohin der Stammfriseur zieht und sich kontinuierlich vergrößert. Maria Dhonau folgt. „Ich war immer in Eile, aber bei euch war ich ruhig.“ Experimente brauchte sie keine, Zeit dafür hatte sie damals sowieso keine. „Außer einmal“, sagt sie, und blickt Heinz Becker an. „Erinnerst du dich, als ich blonder sein wollte und die Haare wachsen ließ?“ Unter herzlichem Kichern nicken sich die beiden zu. „Das warst einfach nicht du, Mariechen“, sagt Becker senior, ganz der Profi, wenn auch mittlerweile längst im Ruhestand. „Ich habe dann nach vier Wochen gesagt: Mach‘ das wieder raus“, erinnert sich Maria Dhonau.
Am besten kurz geschnitten, wegen der Locken, aber nicht zu kurz! „Das hatten wir mal in den 70ern probiert, aber das passte nicht so gut“, sagt Heinz Becker und deutet auf eines der vielen Fotos, die Maria Dhonau auf einem Tisch ausgebreitet hat. „Ich sage es, wie es ist: Maria war immer eine meiner liebsten Kundinnen. Sie sagt immer, was sie denkt, kann aber auch einstecken“, listet der Rentner mit der schwarz umrandeten Brille und dem wachen Blick auf. „Aber was mir besonders imponiert hat: Sie war trotz der ganzen Arbeit immer für die Familie da.“ Er deutet mit dem Finger auf ein weiteres Foto, Maria Dhonau am Schreibtisch, im blau-weißen Pulover, weißer Hemdkragen, große Ohrringe, voluminös frisiertes Haar: „Das, das ist sie.“
Mülheimer Friseurmeister freunden sich mit der Geschäftsfrau an
Mit den Jahren und Jahrzehnten freunden sich die Beckers, übrigens ist auch Ehefrau und Mutter Ursula Friseurmeisterin, mit Maria Dhonau an. Als Heinz Becker und damit auch der Stammfriseur der „Lady Caravan“ in den Ruhestand geht, gibt es für Maria Dhonau eigentlich nur eine Option: „Ich wollte zu Nicole. Gelernt hatte sie vom Besten.“ Vom Besten, damit meint Dhonau Heinz Becker. Denn entgegen seinem Wunsch - er hätte seine Tochter lieber an der Universität gesehen - will Nicole Becker ebenfalls Friseurin werden. „Ich bin ganz stolz auf meine Tochter“, sagt Becker senior heute.
In der alten Malzfabrik in Saarn führt die Friseurmeisterin seit 2010 ihren eigenen Salon unter dem Namen „Becker Beauty. Hair. Care.“, und pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk ist Maria Dhonau alle vier Wochen da, wenn es mal wieder Zeit für ein wenig Entschleunigung, und ja, auch für einen Haarschnitt ist. Der Wechsel vom vertrauten Senior zur Tochter, zugegebenermaßen, das fiel Maria Dhonau nicht ganz so leicht. „An den Kopf lasse ich sonst keinen, nie“, sagt sie. „Aber als Nicole das erste Mal Hand angelegt hat, war das genau die gleiche Hand, das gleiche Gefühl, genau der gleiche Griff.“ Heinz Becker schmunzelt. „Das ist ja auch meine Tochter.“
Viele Stammkundinnen stehen mittlerweile im Terminbuch des Salons in dem alten Fabrikgebäude mit dem bordeauxroten Gemäuer und den abgerundeten Fenstern. „Viele, ja, aber keine ist für mich wie Maria“, sagt Nicole Becker.
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