Mülheim. Vollkommen unerwartet wollte ein Finanzinvestor in das Mülheimer Familienunternehmen Turck einsteigen. Es folgte ein aufreibender Rechtsstreit.
Die global operierende Turck-Gruppe mit Stammsitz in Mülheim, die aus über 30 operativen Gesellschaften besteht und etwa 5000 Mitarbeitende weltweit beschäftigt, ist in diesem Jahr auf unerwartete Weise in Atem gehalten worden. Der Finanzinvestor Triton, eine deutsch-schwedische Private-Equity-Gesellschaft, plante den Einstieg in die Holding – und das gegen den Willen der Gründerfamilien Hans Turck und Hermann Hermes.
Doch was war genau passiert? Der Konflikt begann im November 2022. Aus öffentlichen Quellen, und nicht etwa aus einem persönlichen Gespräch oder im Rahmen einer Gesellschafterversammlung, erfuhr die THS Pool GmbH & Co. KG (THS), die die beiden Mülheimer Familienstämme repräsentiert, dass die Werner Turck-Familienstiftung (WTS), der damalige Sauerländer Unternehmensstamm, eine Vereinbarung mit dem Finanzinvestor Triton getroffen hat. Demnach sollten die von der WTS gehaltenen Minderheitenanteile an die Private-Equity-Gesellschaft veräußert werden. In öffentlich einsehbaren Registern waren die unerwarteten Verkaufsabsichten zutage getreten.
Mülheimer Unternehmen wertet Vorgehen als feindlichen Akt
„Die THS wertet das Vorgehen von Triton und der Werner Turck-Familienstiftung als feindlichen Akt“, heißt es in einer Mitteilung, die das Unternehmen im November 2022 veröffentlichte. Damals hieß es, man wolle sich „mit allen rechtlichen Mitteln gegen den beabsichtigten Einstieg von Triton zur Wehr“ setzen. Vor dem Oberlandesgericht Hamm sowie dem Landgericht Hagen ist der Streit verhandelt worden, die THS hat geklagt – und Recht bekommen.
Damit ist der Vollzug des Rahmenvertrags, den die WTS mit der Private-Equity-Gesellschaft geschlossen hat, gerichtlich gestoppt worden und infolgedessen die Werner-Turck-Familienstiftung als mittelbare und unmittelbare Gesellschafterin aus der Turck Holding GmbH ausgeschlossen worden. „Das war für uns eine große Erleichterung“, so Matthias Turck (41), Geschäftsführer der THS Pool GmbH & Co. KG. Was die Übernahme der Unternehmensanteile durch Triton für den Automatisierungsspezialisten letztlich in der Praxis bedeutet hätte, darüber möchte der Geschäftsführer öffentlich nicht spekulieren.
Mülheimer Unternehmen will weiterhin familiengeführt bleiben
Grundsätzliches Ziel von Finanzinvestoren wie der deutsch-schwedischen Gesellschaft Triton ist es, die Anteile an einem Unternehmen zunächst zu kaufen, um sie anschließend mit möglichst hohem Gewinn weiterzuverkaufen. „Das kam für uns gar nicht infrage“, so Turck. „Für uns war es immer klar, dass die Turck-Gruppe ganz im Sinne unserer Gründer ein Familienunternehmen ist und generationenübergreifend auch bleibt.“ Trotz der weltweiten Aufstellung und der Unternehmensgröße seien gerade auch die familiär geprägten Unternehmenswerte ein Grundpfeiler des Erfolgs.
Die Werner Turck-Familienstiftung hat indes die in der gerichtlichen Auseinandersetzung geltend gemachten Ansprüche in vollem Umfang anerkannt und auf weitere Rechtsmittel verzichtet. Die Anteile am Unternehmen liegen somit nun gänzlich bei den Mülheimer Gründerfamilien Hans Turck und Hermann Hermes, zuvor hatte die WTS knapp die Hälfte der Anteile gehalten. In welcher Höhe die Kosten liegen, die die THS Pool GmbH & Co. KG für den Erwerb der Unternehmensanteile aufgebracht hat, ist nicht bekannt.
„Wir freuen uns, dass unsere Rechtsauffassung in vollem Umfang bestätigt wurde und die Turck Holding GmbH damit weiterhin als reines Familienunternehmen agieren kann“, heißt es in der öffentlichen Mitteilung. Dadurch sei eine „langfristige Sicherheit für Kunden, Geschäftspartner und die [...] Mitarbeitenden“ geschaffen worden.
„Am Ende war es ein sehr unerwarteter Versuch, der nicht geglückt ist. Darüber sind wir froh und schließen nun mit diesem Kapitel ab“, sagt Matthias Turck.
>>> Die Turck-Gruppe
- Die Turck Holding GmbH, zuletzt von den Einzelgesellschaftern THS Pool GmbH & Co. KG (THS) und der Werner Turck-Familienstiftung (WTS) gehalten, ist eine Unternehmensgruppe, die auf Fabrik-, Prozess- und Logistikautomation spezialisiert ist. Das 1965 gegründete Unternehmen stellt unter anderem Sensoren für Industrie und Endverbraucher her, operiert in mehreren technischen Bereichen.
- Turck, als Familienunternehmen geltend, erzielte 2021 und 2022 eigenen Angaben zufolge mit jeweils hohen zweistelligen Wachstumsraten die besten Geschäftsergebnisse in der Unternehmensgeschichte. Der Umsatz lag 2019 beispielsweise bei 640 Millionen Euro.
Wirtschaft in Mülheim - mehr zum Thema:
- Vallourec-Fläche: Wo sich Stadt und Investor einig sind
- Neue Stellen: Siemens in Mülheim treibt die Energiewende an
- Hohe Strompreise: Mülheimer Industriegrößen in großer Sorge
- Mülheims Wirtschaft im Wandel? Diese Projekte lassen hoffen
- Neue Gewerbeflächen für Mülheim: Warum es dauern wird
>> Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden: Weitere Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Sie wollen keine Nachrichten aus Mülheim verpassen? Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter! +++ Haus, Wohnung, Grundstück - Alles zum Wohnen und Bauen in Mülheim +++ Gastronomie in Mülheim - Hier finden Sie unsere Extra-Seite dazu. +++ Einkaufen in Mülheim - Unsere Extra-Seite zum Handel +++ Hier geht es zum Mülheimer Freizeitkalender. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Blaulicht! Hier geht es zu weiteren Meldungen.+++Abonnieren Sie uns kostenlos bei Whatsapp!