Mülheim. Bewohner und Nachbarn der ZUE für Flüchtlinge in Mülheim-Raadt finden keine Ruhe: Seit Juni gab es 14 Fehlalarme. Eine Krisensitzung steht an.
Erst seit drei Monaten in Betrieb, ist die Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes für geflüchtete Menschen (ZUE) in Raadt längst zu einer Adresse geworden, für die die Kräfte der Berufsfeuerwehr nicht mehr das Navi einschalten müssen: Anwohner beklagen nun schon den 14. Fehlalarm in der Einrichtung für bis zu 650 Menschen – oft werden sie um ihre Nachruhe gebracht.
Mit Sarkasmus zählt ein unmittelbarer Nachbar aus der Neubausiedlung jeden Einsatz der Feuerwehr nach. Den zehnten nannte er „Jubiläum“, jetzt ist er nach einem Alarm in der Nacht zum Mittwoch bei „Nr. 14“. Immer knapper stellt er hochrangigen Vertretern von Bezirksregierung, Stadtverwaltung und Betriebsleitung seine Fragen, am Mittwochmorgen um 6.50 Uhr etwa diese: „Handelt es sich dieses Mal um ,Rauchen im Gebäude’ oder wie zuletzt in der Serie am Wochenende um (mutwilliges) Auslösen der Brandmeldeknöpfe durch einzelne Bewohner?“
Nachbar der Mülheimer ZUE: „Was wird unternommen, um so was zu unterbinden?“
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Ein weiterer, unmittelbarer Nachbar setzte sich noch in der Nacht hin und schickte um 1.40 Uhr „schlaflose Grüße“ an die Staatskanzlei, die Bezirksregierung, die Stadtspitze (und die Redaktion): „Wo die Toleranz bei uns an Grenzen stößt, ist die Nachtruhe und einhergehend, vor allen in der letzten Woche, die Häufung der Feueralarme“, schreibt er darin. In der vergangenen Woche sei sechsmal Alarm ausgelöst worden, stets in den späten Abend- oder Nachstunden zwischen 21.30 und 0.30 Uhr.
„Besonders prickelnd, wenn man am nächsten Tag arbeiten muss, um sich den Traum vom Haus leisten zu können, und ganz nebenbei mit seinen Steuern eine solche Einrichtung finanzieren darf“, bringt er seine Verärgerung über die Störung der Nachtruhe zum Ausdruck. Auch er fragt eindringlich: „Was wird unternommen, um so was zu unterbinden?“
Mülheims Sozialdezernentin: Die Situation an der ZUE ist „unhaltbar“
Zuletzt, nach zwei Fehlalarmen am 5. und 9. September, hatte eine Sprecherin der Bezirksregierung nur knapp Stellung bezogen: „Die Praxis zum Umgang mit Fehlalarmen ist gemeinsam mit der Feuerwehr bereits angepasst worden, um die mit dem notwendigen Ausrücken der Feuerwehr zum Zurücksetzen der Brandmeldeanlage verbundenen Geräuschemissionen in der Nachbarschaft zu minimieren“, hieß es da.
Offensichtlich aber ist dies nicht gelungen. In einer Mail-Antwort an einen Anwohner, die dieser Redaktion vorliegt, äußerte Mülheims Sozialdezernentin Daniela Grobe in der Vorwoche abermals ihr Verständnis für den Frust in der Nachbarschaft. Die Situation sei „unhaltbar“. Für diesen Freitag ist ein Gespräch mit Vertretern der Bezirksregierung als Betreiberin, der von ihr beauftragten Brandschutzsachverständigen, der Feuerwehr, der Bauaufsicht und anderen vereinbart. Da werde man nicht nur, wie ohnehin geplant, über eine mögliche Verlegung jener Sammelstelle sprechen, an der sich Bewohner bei Alarm einzufinden haben. Es kämen alle Themen rund um das Brandschutzkonzept für die ZUE „auf den Tisch“.
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Sicherungshauben bei Alarmmeldern sollen in Mülheims ZUE helfen
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Auf Nachfrage sagte Grobe am Mittwoch, dass ihr bei einer Visite in dieser Woche in der ZUE berichtet worden sei, dass für die Alarmmelder mittlerweile Sicherungshauben zur Verfügung stünden. Die Hoffnung ist, dass dadurch mutwilliges Auslösen ausbleibt. Ob sie schon installiert worden sind, blieb indes unklar.
Am Freitag im Krisengespräch soll nach Verbesserungsmöglichkeiten, etwa auch über eine Videoüberwachung, gesprochen werden. Grobe will den Blick auch auf die Bewohner gerichtet sehen, aus deren Kreis unbekannte Einzelne die Alarme ausgelöst haben. Auch über eine psychologische Betreuung sei am Freitag zu sprechen, so die Sozialdezernentin.
Die Bezirksregierung äußerte sich nach dem 14. Fehlalarm auf Anfrage am Mittwoch zunächst nicht.
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