Mülheim. Mit echtem Bärenfett zur Lederpflege hat es begonnen. Nun hat Familie Fölting aus Mülheim weitere schwedische Liebhaber-Produkte im Angebot.

Handel treiben mit der Sehnsucht: Darauf verstehen sich Katharina Fölting und ihr Mann Tibor. Wer ihren jüngst eröffneten Laden in Mülheim-Dümpten betritt, möchte sich am liebsten gleich nach Schweden beamen. Vieles von dem, was Skandinavien-Fans mögen, ist bei „Sweden Inside“ käuflich zu erwerben. Natürlich auch das berühmte Dalarnapferdchen.

Aber auch ganz andere Dinge wie Outdoor-Messer der Firma Morakniv, die an Camping in der Wildnis erinnern, an Naturerlebnis pur. Tibor Fölting listet routiniert auf: „Feuermesser, Fischmesser, Pilzmesser, Schnitzmesser. . .“ Daneben liegen Klingen mit Korkgriff im Regal, „die schwimmen und man kann sie gut fürs Angeln brauchen oder fürs Segeln“.

Mülheimer verkaufen auch warme, weiche Rentierfelle: zu Preisen um die 160 Euro

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Die Föltings vertreiben tierische Produkte, darunter warme, weiche Rentierfelle, auf denen sich „herrlich sitzen und schlafen“ lässt. Die größeren kosten rund 160 Euro, die kleineren „Sittlappar“, also Sitzlappen, rund 30 Euro. Das Paar bezieht die Ware aus Mittelschweden, von einer Großfamilie, die zum Volk der Samen gehöre. „Rentiere sind deren Kühe“, sagt Tibor Fölting, „wie bei den Cowboys werden sie mit Lassos eingefangen.“

Dem 38-Jährigen ist wichtig zu betonen, dass sie „frei in einem Nationalpark leben und nur bei Bedarf geschossen werden“. Die Samen würden stets das ganze Tier verwerten. „Weggeworfen wird da gar nichts.“ In Deutschland, hat der Geschäftsmann festgestellt, müsse man solche Fakten erwähnen. Die Landsleute seien teils empfindlich, wenn es um Produkte geht, für die extra Tiere getötet werden müssen.

Die Föltings vertreiben in ihrem Mülheimer Geschäft auch tierische Produkte, darunter warme, weiche Rentierfelle, auf denen sich „herrlich sitzen und schlafen“ lässt.
Die Föltings vertreiben in ihrem Mülheimer Geschäft auch tierische Produkte, darunter warme, weiche Rentierfelle, auf denen sich „herrlich sitzen und schlafen“ lässt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Föltings sind mittlerweile das „Team Tyskland“ der schwedischen Firma „Fat Bear“

Das gelte genauso für das Bärenfett im kleinen Döschen, mit dem ihr Schweden-Handel einst begann und das sich längst im Warenbestand etabliert hat. Es stammt von der Firma „Fat Bear“, Katharina Fölting trägt das Logo stolz auf ihrem Kapuzenpulli. Seit 2019 sind sie und ihr Mann „Team Tyskland“, also die deutsche Vertretung des Unternehmens.

„Das Fett ist eigentlich Abfall“, doch Anfang der 80er habe man herausgefunden, dass es sich „gut eignet, um Lederprodukte zu pflegen, sie geschmeidig und wasserabweisend zu machen“. Kein Bär werde dafür geschossen. „Doch es gibt eine Überpopulation in Schweden, deshalb werden die Tiere regelmäßig bejagt.“ Die Föltings liefern das Mittelchen an ein Dutzend Händler in Deutschland, Österreich und der Schweiz, bieten es nun auch in Dümpten an. „Es ist und bleibt ein Nischenprodukt – aber wer es kennt, liebt es.“

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Befreundete Familie aus Mülheim ist vor einigen Jahren nach Schweden ausgewandert

Auch Feuersteine (l.) und Schnitzmesser mit Griffen aus Rentiergeweih gehören zum Sortiment des Mülheimer Shops „Sweden Inside
Auch Feuersteine (l.) und Schnitzmesser mit Griffen aus Rentiergeweih gehören zum Sortiment des Mülheimer Shops „Sweden Inside". Das Foto im Hintergrund hat Tibor Fölting bei einer der zahlreichen Schweden-Reisen gemacht. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Über die Homepage sweden-inside.com, auf Messen und seit Juni eben auch im Ladenlokal können sich Fans mit den Produkten eindecken. In einem Nebenraum bietet Tibor Fölting auch Etikettiergeräte an und Etiketten, die in der Industrie, in Laboren und anderswo gebraucht werden. Das war und ist sein Kerngeschäft. Doch vor einigen Jahren kam das zweiten Standbein dazu. Der Vorschlag kam von Martin und Katrina Freyer, guten Freunden, die mit ihren Kindern von Mülheim nach Schweden ausgewandert sind. Freyers waren überzeugt davon, dass sich mit besonderen Produkten aus dem hohen Norden ein Geschäft machen lässt. „Viele Deutsche nehmen die ja auch mit, wenn sie dort im Urlaub sind“, so Fölting.

Dass man für Schweden schwärmen kann, weiß das Paar seit diversen Besuchen bei den Auswanderern, die unweit der Grenze zu Norwegen Offroad-Touren anbieten und einen Campingplatz betreiben. Die 39-Jährige findet dort „Ruhe für die Seele“. In dem weiten Land bekomme sie „den Kopf frei“. Ihr Mann preist „Auszeiten in unberührter Natur an“. Beide wissen: Nicht nur Produkte nähren die Sehnsucht. Auch Worte.

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