Mülheim. Deutschlandweit wird in Läden häufiger gestohlen. Geschäften entgeht so viel Profit. Gilt der Trend auch für Mülheim? Wir haben nachgefragt.
Ladendiebstähle gibt es wohl, seit es Läden gibt – doch zuletzt offenbar immer mehr. Wie eine aktuelle Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zeigt, ist die Zahl der Ladendiebstähle deutschlandweit deutlich gestiegen: Im Vergleich zum Vorjahr sind dem Einzelhandel durch Langfinger 15 Prozent an Einnahmen entgangenen, die Verluste summieren sich laut Erhebungen des EHI auf 3,7 Milliarden Euro. Lässt sich dieser Trend auch in Mülheim erkennen?
Auf Nachfrage erklärt die Polizei, dass die Zahl der Ladendiebstähle zuletzt wieder angestiegen ist, in den Vorjahren aber minimal schwankte. So wurden im vergangenen Jahr 463 Fälle in Mülheim polizeilich registriert. Im Vorjahr waren es 444 und 2020 mit 450 Fällen nur geringfügig mehr.
Mülheimer Einzelhändler geben Einblicke
Wie sieht die Bilanz der Ladenlokale vor Ort aus? Die Einzelhandelsketten Aldi und Rewe, beide jeweils mit mehreren Filialen in Mülheim vertreten, äußern sich auf Anfrage nicht zu den Ladendiebstählen in ihren Märkten. Die beiden Händler Falk Paschmann und Patrick Marx hingegen gaben Auskunft.
Falk Paschmann von Edeka Paschmann sieht den Ladendiebstahl als ein gesamtgesellschaftliches Problem. „Das ist ein Phänomen, das sich quer durch alle sozialen Milieus zieht.“ Er gewinne zudem den Eindruck, dass Ladendiebstahl teilweise als gesellschaftlich akzeptiertes Kavaliersdelikt betrachtet werde. „Das darf nicht sein“, so Paschmann.
Mülheimer Kaufmann: Früher waren Alkohol und Zigaretten begehrt
Das Unrechtsbewusstsein schwinde aus seiner Sicht. „Das finde ich sehr bedenklich. Diebstahl sollte immer als solcher bezeichnet werden – unabhängig davon, wie die strafrechtliche Verfolgung aussieht.“ Er glaube an die Ehrlichkeit seiner Kundinnen und Kunden. Ein Zeichen dafür seien auch die SB-Kassen in seinen Geschäften. Paschmann stellt keine Hotspots in Sachen Ladendiebstahl fest. Alle seine Märkte seien gleichermaßen stark betroffen, konkrete Zahlen nennt der Juniorchef indes nicht.
Waren vor zehn oder zwanzig Jahren noch Alkohol und Zigaretten das beliebteste Diebesgut, so sei das heute nicht mehr so klar zu bestimmen. „Es gibt keine beliebtesten Kategorien mehr.“ Die Objekte der Begierde reichten von Dingen für den direkten Verzehr bis hin zu Artikeln des täglichen Bedarfs. Falk Paschmann blickt mit einem gewissen realistischen Optimismus in die Zukunft seiner Geschäfte in Sachen Ladendiebstahl: „Ich bin guter Dinge, dass das ein Bereich ist, in dem künstliche Intelligenz in Kombination mit Überwachungstechnik in Zukunft einiges leisten kann.“
Mülheimer Apotheker hat ein Positiv-Beispiel beobachtet
Patrick Marx sieht in seinen Apotheken einen ganz speziellen Hotspot in Sachen Ladendiebstahl. „Bei uns kommt das immer wieder bei Ware vor, die wir vor den Geschäften, draußen und frei zugänglich stehen haben“, erklärt er. Dabei werde aber keineswegs täglich gestohlen. „Wir merken das dann immer später an irgendwelchen Fehlbeständen. Ein Positiv-Beispiel sei eine seiner Filialen im Vergleich: „Unser Geschäft in Dümpten ist ein wenig kleiner und dadurch deutlich überschaubarer.“ Das sei wohl der Grund dafür, dass dort spürbar weniger Ladendiebstähle zu verzeichnen sind.
Zu den Favoriten der Stehlenden hat der Apotheker eine klare Meinung. „Wir haben festgestellt, dass neue Köpfe für elektrische Zahnbürsten sehr gerne geklaut werden. Außerdem erfreute sich höherpreisige Kosmetik bei Diebinnen und Dieben großer Beliebtheit. „Wir stellen deshalb zum Teil Leerpackungen hin“, beschreibt Marx die so simple, wie auch effektive Gegenmaßnahme.
Der Apotheker rechnet für die Zukunft nicht mit einer signifikanten Steigerung der Fallzahlen und setzt auf eine Verbesserung der Warensicherungssysteme. „Außerdem bemühen wir uns immer, dass alles gut einsehbar ist.“