Mülheim. Beim Schützenfest in Mülheim-Selbeck hängte eine Justizbeamtin sieben Männer ab. Den Umzug führte ein neuer König an. Hier die schönsten Fotos.
Als die Selbecker und Breitscheider Schützenbrüder im Jahr 1901 ihr erstes Schützenfest am Stockweg feierten, regierte in Deutschland noch ein Kaiser. Der musste 1918 abdanken. Doch die Selbecker Schützenmonarchie hat den Wandel der Zeit überstanden. Und so haben 100 Schützengeschwister unter dem Patronat des Heiligen Sebastian, der als christlicher Märtyrer von Pfeilen durchbohrt wurde, beim Schützenfest am Samstag ihren neuen Schützenthron ausgeschossen.
War die Schützenbruderschaft früher reine Männersache, so dürfen heute auch Frauen, wenn sie denn einer christlichen Konfession angehören, in Selbeck den Vogel abschießen. Genau das hat beim diesjährigen Wettstreit der jungen Generation (bis 25 Jahre) die 25-jährige Justizbeamtin Marina Schlimm geschafft.
Neue Mülheimer Schützenprinzessin: Sieben Konkurrenten besiegt
Schützenfest
Nachdem sie sich beim Wettschießen auf den Holzvogel gegen sieben potenzielle Schützenprinzen durchgesetzt hat, wird sie beim Krönungsball am Sonntagabend als neue Schützenprinzessin inthronisiert und löst damit ihre Vorgängerin Melina Kammann ab. „Ich bin von Kindesbeinen an ein Schützenmädchen durch und durch“, sagt Selbecks neue Schützenprinzessin über sich selbst.
Bei den Jüngsten, den Kindern unter 13 Jahren, schoss diesmal der achtjährige Thorben Weinziehr mit einer Armbrust den Vogel ab. Damit tritt er als Tell-Prinz die Nachfolge seines zwei Jahre älteren Bruders Malte an. Mit seinem T-Shirt, auf dem „Schützenkönig 2041“ steht, zeigt Thorben, dass er bestimmt nicht zum letzten Mal den Vogel abgeschossen hat.
Software-Entwickler Udo Ries wird Schützenkönig 2023
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Thorbens Großvater Helmut Weinziehr trat am Samstag am Stockweg bei den großen Schützen an. Doch nach 70 Minuten und 59 Schüssen mussten sich Weinziehr, Nicole Schnitzer und Rainer Kaldewey ihrem Schützenbruder Udo Ries geschlagen geben. Nicht nur sie gratulierten dem 53-jährigen Software-Entwickler zu seiner Königswürde, auf die erst mal zünftig angestoßen wurde. „In unserem Verein sind generationsübergreifende Freundschaft und Kameradschaft keine Floskeln, sondern Wirklichkeit. Hier finden vor allem auch junge Menschen Halt und Zusammenhalt fürs Leben“, betont der neue Selbecker Schützenkönig, der mit seiner Frau Nina am Sonntag auch den großen Schützenumzug durch Selbeck angeführt hat.
Für den Wahl-Selbecker, der vor zwölf Jahren - der Liebe wegen - von Düsseldorf nach Selbeck kam, ist sein Engagement bei den Sankt-Sebastianus-Schützen „die beste soziale Integration, die man sich wünschen kann“. Udo Ries freut sich auch auf die repräsentativen Gastauftritte bei auswärtigen Schützenfesten mit allen Mitgliedern seines Throns: „Das wird eine tolle Zeit.“