Mülheim. Ein Leben im Laden: Bei Antje Drews-Heinze drehte sich immer alles ums Geschäft. Bald schließt sie die Tür des Familienbetriebs zum letzten Mal.
Mit 77 Jahren wird es Zeit für den Ruhestand. Wenn Antje Drews-Heinze am 30. Juni Feierabend macht, dann ist in ihrem Geschäft für Lotto, Reisen, Tabak und Zeitschriften an der Mellinghofer Straße wirklich Schluss.
Sie hat sich entschieden, das Wiedersehen häppchenweise aufzuteilen. „In der letzten Woche feiern wir jeden Tag ein bisschen Abschied. Dann gibt es täglich einen Sekt-Umtrunk“, sagt Antje Drews-Heinze. Alles für die Kunden, zu denen sie nach all den Jahren eine enge Bindung hat und von denen sie sich in aller Ruhe verabschieden will. „Die haben uns alle die Treue gehalten, auch als wir die Öffnungszeiten aus Altersgründen reduziert haben.“ Zuletzt war das Geschäft nur noch mittwochs und freitags bis 17 Uhr geöffnet, an den anderen Werktagen von 9 bis 13 Uhr.
51 Jahre lang führte Antje Drews-Heinze ihren Laden. Gerade einmal 26 war sie, als sie das Geschäft von ihrer Mutter übernahm. Zuvor hatte der Vater verfügt, dass die junge Antje eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau machen sollte. „Ich hätte lieber Abitur gemacht. Ich hatte immer das Max-Planck-Institut im Blick“, erinnert sie sich. Physik und Chemie - das waren ihre Leidenschaften. „Aber wir waren vier Schwestern. Studieren durften nur die beiden Jüngeren.“
Ihr Wunsch für die Lehre: So weit weg von Mülheim wie möglich
Wenn schon Lehre, „dann so weit weg von Mülheim wie möglich“, beschloss die junge Frau und ging zur Ausbildung in ein Kaufhaus nach Duisburg-Wanheimerort. Sie heiratete, zog mit ihrem Mann nach Wiesbaden, wo er Abteilungsleiter bei Horten wurde, bekam einen Sohn. Doch das Geschäft der Mutter, der Grund für die kaufmännische Lehre, das ließ sie nicht los. „Nach ein paar Jahren sagte meine ältere Schwester: Nun kannst du den Laden übernehmen und ich sehe mir die Welt an.“ Und so kam es. 1972 zog Antje Drews-Heinze mit Mann und Sohn in das Mehrfamilienhaus an der Mellinghofer Straße 183 mit integriertem Ladenlokal und der Schaufensterfront rund ums Eck. „Das passte dann.“
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Ihre Mutter hatte noch Lebensmittel geführt. „Aber das wollte ich nicht. Mich interessierten Zeitschriften und Geschenkartikel.“ In den Achtzigerjahren kamen dann noch Reisen dazu und verdrängten bald die Geschenkartikel. Aber Lotto, Tabak und Zeitschriften blieben bis zum heutigen Tag.
Zukunft des Mülheimer Ladenlokals ist noch unklar
Leben und Arbeiten, das fand für Antje Drews-Heinze 51 Jahre lang unter einem Dach statt. Fünf Stufen sind es bis in die Wohnung des Ehepaares. Im Keller unter dem Geschäft hatte sich der Sohn mit einem Billardtisch eingerichtet. „Das war immer der Treffpunkt für seine Freunde. Die Eltern konnten immer beruhigt sein, weil sie wussten, wo sie ihre Kinder fanden.“ Der Sohn, selbst Diplom-Volkswirt, führt inzwischen ein ganz ähnliches Geschäft im Marxloh-Center in Duisburg.
Und was wird aus dem Ladenlokal mit der großen Fensterfront an der Mellinghofer Straße? „Wir würden gern vermieten. Die Lage ist gut, das Geschäft hat mit 100 Quadratmetern eine gute Größe und ist barrierefrei.“ Aber erst mal hat Antje Drews-Heinze noch ein Versprechen einzulösen. Sie möchte ihre jüngste Schwester besuchen. Die hat damals Psychologie studiert und ist inzwischen Dozentin an der Universität in Sunderland, England. „Früher haben wir uns einmal im Jahr gesehen. Seit Corona nicht mehr. Ich habe ihr versprochen: Meine erste Reise führt zu dir.“