Mülheim. Bei Karstadt in Mülheim sind drohende Kündigungen vom Tisch. Über Versetzungen wird noch gestritten. Hoffnung auf Umbau des Rhein-Ruhr-Zentrums.

Die Karstadt-Filiale im Rhein-Ruhr-Zentrum bleibt, jedoch mit einem kleineren Team und widerwilligen Umbesetzungen. Wie genau sich das Haus künftig organisiert, darum wird seit Monaten hart gerungen, mittlerweile auch vor dem Arbeitsgericht. Dort konnten Beschäftigte im Mai erste Erfolge verbuchen. Betriebsbedingte Kündigungen wurden zurückgenommen.

Mit Wirkung zum 1. Juli hatte Galeria Karstadt Kaufhof in Mülheim nach Angaben des Betriebsrates zehn Entlassungen ausgesprochen, 20 Änderungskündigungen und sechs Versetzungen nach Direktionsrecht. Gegen jede Maßnahme sei Widerspruch eingelegt worden, sagt die Betriebsratsvorsitzende Andrea Grisail. „Wir haben insgesamt 36 Widersprüche geschrieben.“ Mitte Mai habe es am zuständigen Arbeitsgericht in Oberhausen eine Reihe von Güteverhandlungen gegeben.

Karstadt Mülheim: Unternehmen hat Kündigungen zurückgenommen

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„Sieben Beendigungskündigungen im Verkauf sind vom Tisch“, erklärt die Betriebsratschefin. „Die anderen betreffen die Verwaltung oder Technikbetreuung und werden noch durch das Arbeitsgericht entschieden.“ Im Verkaufsbereich gab es gütliche Einigungen. „Einige Kündigungen wurden durch das Unternehmen zurückgenommen, die Leute werden weiterbeschäftigt“, bestätigt Richterin Annegret Hennemann, Sprecherin des Arbeitsgerichts Oberhausen. Darauf hätten sich die Parteien verständigt.

Da einige Beschäftigte das Mülheimer Karstadt-Haus freiwillig verlassen hätten, könnten die Arbeitsplätze anderen angeboten werden. „Drei Leute gehen jetzt, was ich sehr schade finde“, sagt Betriebsrätin Andrea Grisail, sie hätten die Kündigung akzeptiert und sich anderweitig orientiert. „Sie wehren sich nicht, weil sie darüber frustriert sind, wie es gelaufen ist.“ Galeria hat sich auf Nachfrage dieser Redaktion nicht zu den Kündigungsverfahren geäußert.

Zwangsversetzungen bedeuten teilweise: weniger Geld

Kammertermine wird es auch mit Blick auf die Veränderungskündigungen geben, dies bestätigt die Sprecherin des Arbeitsgerichts. Durch die drohenden Versetzungen hätten manche Betroffene künftig einen geringeren Verdienst. Der Betriebsrat zweifelt generell an, dass die Sozialauswahl korrekt gelaufen ist. Einige Berechnungsfehler hätten sich bei den Gerichtsterminen schon herausgestellt.

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Andrea Grisail sagt: „Wir haben momentan ein heilloses Durcheinander.“ Der Betriebsrat stehe im regen Austausch mit der Filialleitung im Rhein-Ruhr-Zentrum, um zu klären, wie man mit den künftigen Personalvorgaben vernünftig arbeiten könne. „Das Team wird kleiner sein. Wie klein, kann ich noch nicht abschätzen.“

Aushilfsverträge bei Karstadt in Mülheim bis zum Jahresende verlängert

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Um absehbare personelle Engpässe, etwa aufgrund der Ferienzeit oder Sommerinventur, überbrücken zu können, seien nun sogar einige Aushilfsverträge bis zum Jahresende verlängert worden, mit Zustimmung des Betriebsrates. Es sei ein „Gewissenskonflikt“: Einerseits gebe es Änderungskündigungen, anderseits müsse man mit befristeten Aushilfsverträgen arbeiten, „doch diese Kröte muss man als Betriebsrat schlucken, damit das Haus arbeitsfähig bleibt“.

Grundsätzlich sei das Mülheimer Haus mit seiner derzeitigen Größe im neuen Galeria-Konzept nicht tragbar, meint Grisail. Dass der Standort überhaupt bestehen bleibt, habe mit dem bevorstehenden Verkauf des Centers zu tun, der sich wohl auf der Zielgerade befindet. „Wir warten auf den Umbau mit verkleinerter Fläche“, so die Betriebsratsvorsitzende. Entsprechende Pläne lägen schon vor.

Weiter Streit um Tarifvertrag

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Auf einem anderen Konfliktfeld - den Tarifverhandlungen für Galeria - brodelt es weiter, und dies betrifft auch das Mülheimer Karstadt-Haus. Das jüngste Angebot der Unternehmensleitung sieht unter anderem eine einmalige steuerfreie Sonderzahlung in Höhe von 300 Euro pro Person vor. Daneben sollen nach Abschluss des Insolvenzverfahrens die vorherigen Konditionen bis Ende Mai 2027 im Wesentlichen weiter gelten.

Die Gewerkschaft Verdi fordert demgegenüber die Anerkennung regionaler Flächentarifverträge und hatte Mitte April auch bereits zu ersten Warnstreiks aufgerufen, an denen die Filiale im Rhein-Ruhr-Zentrum allerdings vorerst nicht beteiligt war. Verdi verlangt nachdrücklich die Rückkehr in den Tarif und argumentiert, dass die Galeria-Beschäftigten schon seit Jahren auf bis zu 5500 Euro pro Jahr verzichtet hätten. Die fünfte Verhandlungsrunde endete am 25. Mai ohne Ergebnis. „Wir haben entschieden, dass wir das so nicht mittragen können“, sagt die Mülheimer Betriebsratschefin, die auch der Bundestarifkommission von Verdi angehört. Die sechste Verhandlungsrunde steht am 15. Juni in Frankfurt an.

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