Mülheim. . Ein Hauch von Bollywood weht durch das Bistro. Es ist überladen und kontrastreich, manchmal etwas schrill, aber mit Liebe und Humor gestaltet.

Nach neun Jahren hat sich das Leonardo an der Schloßstraße ein Facelifting verordnet und musste dafür drei Wochen schließen. Der Zeitpunkt ist nicht überraschend, denn im neuen Stadtquartier an der Schloßstraße stehen mit dem Mezzomar, einem noch namenlosen griechischen Restaurant und der Sportsbar Three Sixty mindestens drei Lokale kurz vor der Eröffnung. Zwei weitere Flächen an der Ruhrpromenade sowie die große Fläche im ehemaligen Woolworth-Gebäude werden außerdem für eine gastronomische Nutzung angeboten. Die Mülheimer Gastroszene ist aber kein Selbstläufer.

Der Markt ist eng, die Gastronomen müssen um die Gäste kämpfen. Rajesh Luthra, der vor einigen Jahren an der Leineweberstraße mit dem Pinchos ein hochwertiges spanisches Konzept umsetzen wollte und damit Schiffbruch erlitt, weiß das aus Erfahrung. Auch mit moderner indischer Küche scheiterte er dort. Aber darüber spricht der 44-Jährige nicht gerne. Lieber sagt er, dass er sich mit der Familie nach Jahren in Mülheim gut eingelebt habe, die beiden Kinder gerne hier leben und sich auch die Gäste im Leonardo wohlfühlen.

Investitionskosten übernahm zur Hälfte der Eigentümer

Drei Wochen lang haben die Handwerker hinter verschlossenen Türen am neuen Interieur gefeilt. Die Investitionskosten von rund 200.000 Euro haben sich die Luthras mit dem Eigentümer geteilt. Das Resultat wirkt wie ein Bollywoodfilm: Überladen und kontrastreich, manchmal etwas schrill, aber jedes Detail ist liebevoll ausgewählt und verrät auch viel Humor des Gastronomenpaars. Die gestalterische Handschrift stammt von Ehefrau Tina Luthra, die in Indien Kunst studierte, und seit ein paar Jahren als Stewardess um die Welt jettet. Dabei wird sie auch immer auf neue Trends in der Gastronomie aufmerksam.

Im oberen Teil ist jeder Tischbereich anders gestaltet, mal mit einer Barocknote im Shabby Chic mal im Kolonialstil im Retro-Look mit Ledersofa, großen Koffern, Golftasche und Cricket-Bildern. „Jeder kann eine Ecke finden, in der er sich wohlfühlen kann wie in seinem eigenen Wohnzimmer“, sagt die 40-Jährige. Die Möbel stammen vielfach aus Indien und Fernost. Einige Wände sind mit Tapeten in Drei-Optik beklebt, die sie aus Neuseeland bezogen haben.

Selfie-Zone im Keller

Neben dem Palast ist auf dem zweiten Motiv ein Paradiesgarten mit einem bunten Vogel zu sehen. In den USA hat sie die Idee für eine trendige Selfie-Zone im Keller bekommen und weiterentwickelt. Die Besucher können dort hinter einer Glaswand posieren, sich fotografieren und die Fotos posten. Der Clou: die Scheibe wird regelmäßig mit einem Titel und einem Motiv wie auf einem Hochglanzmagazin bedruckt. So kann jede Besucherin zum Covergirl werden.Völlig retro dagegen ist die Wandgestaltung im Treppenhaus: 680 Musikkassetten hat Luthra dort arrangiert.

Im unteren Schankraum geht es nüchterner zu. Hier können die Gäste unter LED-Leuchten im Glühbirnenlook an der langen Tafel sitzen – und arbeiten. Wlan und USB-Anschlüsse sind vorhanden. Drucken zum Nulltarif ist möglich.

Gerichte aus aller Welt

Neu sind auch große Teile der Karte. Luthra hat damit begonnen, das Leonardo Stück für Stück von der Systemgastronomie zu lösen und zu einem eigenständigen Lokal zu machen. Dazu gehört neben einer gestalterischen Handschrift, das in der Küche möglichst keine Convenience-Produkte, also vorproduzierte Waren verwendet werden.

Auf der Karte, die wie eine Tageszeitung gestaltet ist, gibt es die Rubrik Weltküche. Sie umfasst Gerichte aus Mexiko, Spanien, Italien und Indien.