Mülheim. . Die Bautätigkeit in Mülheim ist rege. Bei steigender Nachfrage stagniert aber das Angebot an Sozialwohnungen. Ein Blick auf den Wohnungsmarkt.
Die Bautätigkeit in der Stadt ist rege. SWB baut in Heißen und Dümpten, MWB bereitet nach der Fertigstellung des Schloßquartiers die Bebauung des Lindgens-Areals sowie das Quartier an der Scheffelstraße vor. Sowohl der Wohnungs- als auch der Gebäudestand steigt. Aber auch die Preise für Flächen und Gebäude steigen kontinuierlich. Das geht, auch differenziert nach Stadtteilen, aus dem Wohnungsmarktsteckbrief der städtischen Statistiker hervor.
Im Jahr 2017 ist der Gebäudebestand um 110 Häuser auf 30.883 angestiegen. Das sind 460 Gebäude mehr als es vor fünf Jahren. Der Wohnungsbestand ist in 2017 um 393 Wohnungen auf 93.352 angestiegen, das ist ein Plus um 0,42 Prozent. Fünf Jahre zuvor waren es noch 742 Wohnungen weniger, aber da gab es auch noch keine Zuwanderung durch die Osterweiterung der EU und die Flüchtlingskrise, die der Stadt seit 2013 einen Einwohnerzuwachs beschert: Seitdem ist die Bevölkerung nach vielen Jahren des Rückgangs um 4853 Personen auf 173.019 gestiegen. Das ist ein Plus von 2,9 Prozent.
Flüchtlinge bleiben in städtischen Unterkünften
Aber es gibt auch demographische Entwicklungen, die den Wohnungsmarkt belasten. Die Anzahl der Single-Wohnungen nimmt zu, die Menschen werden älter und auch die Flächen der einzelnen Wohnungen wachsen. Insgesamt ist die Entwicklung sehr dynamischer. Aus dem einstigen Mietermarkt, auf dem Vermieter investieren mussten (Balkon, modernes Bad etc.), um die Wohnung vermieten zu können, ist eine Knappheit geworden.
Die wird nur dadurch gemindert, dass anerkannte Flüchtlinge, die eine eigene Wohnung beziehen könnten, keine finden und weiterhin in einer städtischen Unterkunft bleiben. Sozialdezernent Ulrich Ernst spricht von Fehlbelegern. Zum Stichtag am 31. Mai waren es 617 Menschen. Demnach würden bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von zwei Personen mindestens 300 Wohnungen fehlen. Seit Herbst 2015 haben insgesamt 1845 Personen kraft Gesetz die Möglichkeit erhalten, eine eigene Wohnung zu finden, was aber nur 1228 davon gelungen sei, wie Sozialamtsleiter Thomas Konietzka in der September-Sitzung des Sozialausschusses erläuterte.
475 Wohnungen sollen künftig entstehen
Es liegt aber nicht nur an der Knappheit. Rund der Hälfte dieser Menschen billigt das Bamf nur einen reduzierten, den subsidiären Schutz an, damit ist zunächst nur ein gesicherter Aufenthaltsstatus von einem Jahr verbunden, was für Vermieter generell zu kurz sei. Zugespitzt könnte man von einer versteckten Wohnungsnot sprechen.
475 Wohnungen sollen künftig durch bereits genehmigte Bauanträge für Neubauten entstehen. Das ist die höchste Zahl in den vergangenen fünf Jahren. Gut drei Viertel davon sind in Mehrfamilienhäusern geplant, auch dieser Wert ist so hoch wie lange nicht mehr. Aber es mangelt vor allem an bezahlbaren, geförderten Wohnungen. Gegenüber den späten 80er Jahren ist der Bestand an Sozialwohnungen, als es noch rund 20 000 gab, auf ein Viertel zusammengeschrumpft. Viele Jahre hat es sich nicht mehr gelohnt, Sozialwohnungen zu bauen.
100 SWB-Wohnungen in Heißen geplant
Inzwischen haben sich die Förderinstrumente verbessert, so dass der Rückgang nahezu gestoppt werden kann. Der Bestand bewegt sich um 5000 Wohnungen. Angebot und Nachfrage, die zweifellos gestiegen ist, klaffen aber stärker auseinander. Jährlich verfügt die Stadt über ein Budget von 4,2 Millionen Euro, das aber 2014 bis 2016 deutlich unterschritten wurde. Zwischen 700 000 und 2,7 Millionen wurden bewilligt. Dafür wurde 2017 durch die Quartiersförderung für „Dümpten 23“ (SWB) das Budget mit 9,5 Millionen deutlich überschritten.
Laut Zahlen des Landesbauministeriums sind in Mülheim zwischen 2011 und 2017 durchschnittlich 82 Wohnungen mit einer Summe von 5,5 Millionen Euro gefördert worden. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt ist das allerdings bezogen auf die Einwohner (33 zu 37) und bezogen auf die Wohnungen (62 zu 73 Euro) unterdurchschnittlich. In diesem Jahr ist die Reservierung von rund 10,2 Millionen Euro Förderung für die Quartiersentwicklung für die Eichbaumsiedlung der SWB herausragend, für die 100 geförderte Wohnungen entstehen sollen.