Mülheim. . In die denkmalgeschützten Gebäude könnte schnell neues Leben ziehen. Noch immer nicht geklärt ist die Zukunft von Schornstein und Kesselhaus.
Vom Kassenberg und der Düsseldorfer Straße ist kaum zu bemerken, was in den letzten Wochen auf dem Lindgens-Areal vor sich gegangen ist. Die alten, nicht denkmalgeschützten Produktionshallen der ehemaligen Lederfabrik sind weitgehend abgerissen. In der Mitte des Geländes, auf dem SMW rund 200 Wohnungen realisieren möchte, klafft noch ein großes Loch, in dem Fundamente zu erkennen sind. Weiter hinten schaufeln Bagger Bauschutt auf Förderbänder, der dann in der Mühle klein gemahlen und auf großen Halden zwischengelagert wird. Mit diesem Material werden entweder Löcher verfüllt oder es wird zu anderen Baustellen gekarrt.
Für das Kesselhaus und den Schornstein, der nach den Recherchen des MWB erst nach dem Krieg gebaut wurde, gibt es weiterhin keine Lösung. Um den Bestand des vorläufig unter Schutz gestellte Kesselhauses nicht zu gefährden, wurde eine direkt angrenzende Halle stehen gelassen. Das schafft Stabilität. „Wir sind uns nicht sicher, ob die Statik des Kesselhauses alleine eine Standsicherheit gewähren würde“, sagt MWB-Vorstand Jürgen Steinmetz. Mit dem Denkmalschutz war er wiederholt vor Ort. „Sie beharren darauf, Schornstein und Kesselhaus unter Schutz zu stellen, haben aber noch kein endgültiges Gutachten vorgelegt“, so Steinmetz. Sollte das vorliegen, könnte die Gesellschaft Rechtsmittel dagegen einlegen, weil es für eine Sicherung des Gebäudes aus ihrer Sicht keine wirtschaftliche Lösung gibt.
Da eine Wand mit einem Stahlfachwerk nur zwölfeinhalb Zentimeter stark ist, könne man dort keine Wohnbebauung unterbringen. Bei anderen Fragen verhielten sich die Denkmalschützer allerdings sehr konstruktiv. Keine Probleme gebe es etwa dabei, an einigen Stellen, an denen später entstandene Anbauten der Hauptgebäude abgerissen werden, passende Abschlüsse zu finden. Das Entfernen von Glasbausteinen, die in den 70er Jahren eingebaut wurden, ist ebenso problemlos.
Eineinhalb Jahre in Verzug
In drei bis vier Wochen wollen sie gerne die seit langem leerstehenden, mit Efeu umrankten Häuser neben dem Verwaltungsgebäude an der Düsseldorfer Straße abreißen, um Flächenreserven zu schaffen. Ein Abrissantrag ist gestellt. Das Zeitfenster, das den Investoren zwischen dem Ende der Brutzeit und dem Bezug der Winterquartiere bleibt, ist kurz. Schützenswerte Tiere seien nicht in Gefahr. Steinmetz ist optimistisch, dass in die denkmalgeschützten Bausubstanz schnell neues Leben einziehen kann. Das habe für die Gesellschaft nun Priorität. Unter günstigen Vorzeichen könnte er sich vorstellen, dass man dort nach eineinhalb Jahren Bauzeit einziehen könne. Da ein Bauantrag und Nutzungsänderung gestellt werden müsse, könne es bei der personellen Unterbesetzung der Bauordnung im Rathaus auch länger dauern.
Steinmetz hofft, noch in diesem Jahr mit dem Wettbewerb starten zu können. Das Büro Post & Welters nehme in diesen Tagen wieder Kontakt zu den damals eingeladenen Büros und Jurymitgliedern auf. Ob die Büros jetzt die Planungskapazität haben, sei aber bei der guten Baukonjunktur ungewiss. Alle hatten damals Termine geblockt. Geplant werden sollen zwei Varianten: einmal mit und einmal ohne das Kesselhaus.
Porjekt eineinhalb Jahre in Verzug
Das Projekt sei durch das Aussetzen des Wettbewerbes eineinhalb Jahre in Verzug. Das sei besonders bitter, da der Bedarf an bezahlbarem und geförderten Wohnraum immer drängender werde. Das damalige Hauptproblem habe sich aber in Luft aufgelöst. Die Verwaltung hatte damals Bedenken wegen der Verkehrsbelastung und ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben, das den Bereich zwischen Mühlenfeldkreuzung und Kölner Straße betrachtet. Die Gutachter seien aber zu keinem anderen Ergebnis gekommen als die Gutachter von SMW.
>> INFO: ZEITPLAN FÜR DEN WETTBEWERB
Zehn Büros (jung, international, renommiert) sollen am Wettbewerb teilnehmen. Er dauert etwa sechs Monate. Auch Juroren, neben Fachleuten Mitglieder aus Politik und Verwaltung, müssen Zeit haben.
Wichtig sei, bis zu den Sommerferien fertig zu sein, da es sonst Terminprobleme gebe.