mülheim. . Der Planungsausschuss ließ sich Montag das Lindgens-Gelände zeigen. Manche zweifeln an der Denkmalwürdigkeit von Kamin und Kesselhaus.

Auch wenn der Termin nicht gezielt gewählt war, so war der Zeitpunkt nahezu perfekt. Nur zwei Tage, nachdem Oberbürgermeister Ulrich Scholten seine Unterschrift unter den vorläufigen Denkmalschutz für Schornstein, Kesselhaus und außerdem für Verwaltungstrakt, Fabrikgebäude mit Turmaufbau und Pförtnerhaus gesetzt hatte, machten sich die Mitglieder des Planungsausschusses auf dem Lindgens-Gelände selbst ein Bild vom Gebäudebestand. Dabei legten sie quasi einen Pfad zurück, der von unstrittigen Gebäudeteilen zum Kern des Problems führte.

Bekanntlich möchte Investor SMW, hinter dem MWB und Sparkasse stehen, auf dem Areal 200 Wohneinheiten verwirklichen. Zu jeweils rund einem Drittel sollen dort laut SMW-Geschäftsführer Jürgen Steinmetz öffentlich geförderter Wohnungsbau, Eigentums-/Mietwohnungen und Einfamilienhäuser entstehen. Dazu möchte SMW einen städtebaulichen Wettbewerb initiieren, der aber seit dem Gezerre um den Denkmalschutz für Kesselhaus und Schornstein auf Eis liegt.

Auch der vierte Abrissantrag wurde nicht bewilligt

Genau dort endete auch die Führung, nachdem die Politiker zunächst durch die Gebäudeteile gegangen waren, die entweder unstrittig als schützenswert oder eben als abrissreif feststehen.

Am Fuße der beiden Streitobjekte setzte sich die alte Diskussion schließlich fort und zeigte einmal mehr den Dissens, der noch immer zwischen Investor SMW und Planungsdezernent Peter Vermeulen in dieser Frage herrscht. Ende letzten Jahres hatte SMW in einem vierten Anlauf für Schornstein und Kesselhaus gesondert eine Abrissgenehmigung beantragt und sie mit einem Gutachten unterfüttert, das dem Schornstein die dauerhafte Verkehrssicherheit abspricht und eine Instandsetzung für technisch nicht realisierbar hält. Den Antrag bewilligte das Planungsdezernat aber erneut nicht, sondern ordnete an, den Schornstein aus Sicherheitsgründen einzuzäunen.

LVR hat sechs Monate Zeit

Eingezäunt wird er auch so lange bleiben, bis feststeht, was mit beiden Gebäudeteilen passiert. Und das kann dauern. Sechs Monate hat der LVR nun Zeit, ein Gutachten zu erstellen, das die Denkmalschutzwürdigkeit unterstreicht. In dieser Zeit wird auch das Für und Wider einer Unterschutzstellung betrachtet. Und während der Planungsdezernent weiterhin dafür ist, hält der Investor den Schutz für Kamin und Kesselhaus in keinster Weise für tragbar - und wird dabei zumindest aus Teilen der Politik unterstützt.

„Der Denkmalschutz von Schornstein und Kesselhaus erschließt sich mir nicht“, sagte zum Beispiel Planungsausschussvorsitzender Dieter Wiechering (SPD) am Ende des Rundgangs und äußerte sein Unverständnis darüber, dass so vehement für den Erhalt beider Gebäudeteile gekämpft werde. „Genauso könnte man sich auch an die Spitze der Bewegung setzen, um das gesamte Gelände zu entwickeln“, sagte Wiechering in Richtung Planungsdezernat.

„Was will man mit dem Ding?“

Auch Werner Oesterwind (CDU) ist mehr als skeptisch. „Ein bisschen Gelassenheit in dieser Frage wäre gut“. Schornsteine gebe es schließlich bereits genug. „Was will man mit dem Ding?“

Dagegen forderte Hermann-Josef Stollen (Grüne), den LVR zunächst seine Arbeit machen zu lassen. „Wir müssen jetzt erstmal den Denkmalschutz hören.“

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Trotz der Diskussion um den Denkmalschutz für Schornstein und Kesselhaus möchte SMW schnellstens einen Abrissantrag für die Gebäude stellen, die nicht unter Schutz gestellt werden müssen. Der Abriss soll bereits im März/April erfolgen. Der Abriss werde von einem Artenschützer begleitet, sagte Jürgen Steinmetz gestern.

Der s tädtebauliche Wettbewerb soll ebenfalls noch in diesem Jahr starten, um den Bebauungsplan ändern zu können. Für beides veranschlagt Steinmetz jeweils ein Jahr.

Die Stadt kündigte an, möglichst schnell in die Gespräche mit dem LVR starten zu wollen, möglichst noch diese Woche.