Kamp-Lintfort. .

Claudia Baitinger, Expertin des BUND für Technischen Umweltschutz, fordert - ebenso wie die Bürgerinitiative - das sofortige Eingreifen des Umweltministers.

Claudia Baitinger, beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Sprecherin des Arbeitskreises Technischer Umweltschutz, hatte vor zwei Jahren mit ihrer Stellungnahme zu der am Eyller Berg geplanten Chemisch-Physikalischen Behandlungsanlage (CPB) den Stein ins Rollen gebracht. Es gründete sich eine Bürgerinitiative (BI) gegen die Giftmülldeponie. Gestern trat die Expertin gemeinsam mit BI-Vorstandssprecher Otto Sartorius wieder an die Öffentlichkeit. Beide kritisieren die Aufsichtsbehörden heftig und verlangen ein sofortiges Einschreiten des Umweltministers Johannes Remmel (Grüne).

Claudia Baitinger weist auf einen – in ihren Augen schweren – Missstand hin: „Der Deponiebetreiber ist eigenüberwacht.“ Was nach der derzeitigen Gesetzeslage völlig in Ordnung sei; zudem besitze die Eyller Berg-Abfallgesellschaft alle notwendigen Zertifizierungen. Aber: „Der Giftschredder Envio in Dortmund war auch bis unter die Haarspitzen zertifiziert.“

Luftbild und Karte des Eyller Berges, Stadt Kamp-Lintfort
Luftbild und Karte des Eyller Berges, Stadt Kamp-Lintfort © NRZ

Aufsichtsbehörde für den Eyller Berg ist die Bezirksregierung Düsseldorf. „Meine persönliche Auffassung ist, dass der Eyller Berg der Bezirksregierung über den Kopf gewachsen ist“, so die BUND-Sprecherin. Was nicht nur im übertragenen Sinne zu verstehen ist, denn – wie BI-Sprecher Otto Sartorius erklärte – habe die Bezirksregierung in einem Gespräch mit ihm zugegeben, dass die Giftmülldeponie höher aufgeschüttet wurde, als nach dem Höhenplan von 1969 erlaubt.

Ein Indiz dafür, dass am Eyller Berg nicht alles mit rechten Dingen zugeht, ist für Baitinger und Sartorius unter anderem eine Änderungsgenehmigung der Bezirksregierung aus dem Jahr 2006: Unbefristeter Betrieb der Deponie in allen Bereichen, die noch nicht befüllt sind. Im Vertrag der Abfallgesellschaft mit der Stadt Kamp-Lintfort aus dem Jahre 2002 hingegen ist vom Ende der Deponie in 2016 die Rede.

Nur Kreis kritisierte Genehmigung

Interessant ist für die Expertin auch, wie die Stadt heute zur Genehmigung von 2006 steht. Alle Behörden, auch die Stadt, waren informiert, aber: „Der einzige, der Stellung genommen hat, war der Kreis Wesel, der sich sehr kritisch geäußert hat.“

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Otto Sartorius stellt die Frage, was passiert, wenn die Abfallgesellschaft gemäß des Höhenplans die Deponie abschieben müsste. Wenn dann noch eine drei bis fünf Meter hohe Kulturbodenschicht mit einberechnet werde, „dann wär’ die Bude eigentlich dicht“. Er fragt sich, worauf die Deponieaufsicht in der Vergangenheit überhaupt geachtet habe.