Moers. Eine Dachbegrünung nutzt Natur und Geldbeutel. Warum Kamp-Lintforter Hausbesitzer eine städtische Förderung bekommen – und viele Moerser nicht.

Pflanzen auf auf dem Dach sind nicht nur förderlich für die Umwelt, sondern können sich für Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer auch finanziell lohnen. „Begrünte Dächer verschönern das Stadtbild und bieten ein enormes Sparpotenzial“, betont Davit Arican. Laut dem Moerser Fachmann würde sich ein Gründach bereits nach fünf bis 15 Jahren amortisieren. Und einige Städte unterstützen die klimafreundliche Maßnahme sogar mit einer Förderung.

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Sparen können Hausbesitzer laut Arican gleich in mehreren Bereichen: „Im Sommer bringt ein bepflanztes Dach eine Art Klimaanlageneffekt mit sich, weil sich es nicht so schnell aufheizt. Genauso spart man im Winter Heizkosten, weil das Dach nicht so stark abkühlt.“ Zudem fallen für Immobilieneigentümer mit begrüntem Dach Niederschlagsgebühren weg. Pro Quadratmeter versiegelter Fläche zahlen Moerserinnen und Moerser eine jährliche Abgabe von 1,52 Euro. Zudem haben Gründächer laut Fraunhofer Institut eine Lebensdauer von 40 Jahren – und halten damit deutlich länger als Kiesdächer. „Da spart man sich auf lange Sicht sogar die Kosten für den Dachdecker“, meint der aus der TV-Sendung „Duell der Gartenprofis“ bekannte Moerser.

TV-Gärtner Arican: Dach selbst begrünen ist kein Problem

Eine Begrünung biete sich für nahezu alle Dächer mit einem Neigungswinkel von bis zu 45 Grad an. Besonders gut geht es bei Flachdächern. Wichtig sei, dass die Dachhaut dicht ist, also kein Wasser ins Innere des Hauses kommen kann, und die Gebäudestatik eine Bepflanzung zulässt. Für Dächer, die nicht auf viel Last ausgelegt sind, empfiehlt Davit Arican eine fünf bis 15 Zentimeter dicke Substratschicht, auf der eine sukkulente Pflanzenmischung verteilt werden kann. „Der Mauerpfeffer oder die Hauswurz kommen zum Beispiel bestens mit Trockenheit zurecht und sind sehr pflegeleicht.“ Regelmäßige Kletteraktionen zum Gießen der Dachbepflanzung sind also nicht nötig.

Bei höherer Traglast seien den Gestaltungsmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Sogar Sträucher wie die Kornelkirsche, der Feldahorn oder die Felsenbirne können dann Dächer zieren und als Lebensraum und Nahrungsquelle für Insekten und Vögel fungieren. Die Kosten für eine extensive Begrünung, also für Dächer mit niedrigerer Traglast, liegen laut Arican zwischen 50 und 100 Euro pro Quadratmeter. Auch die Arbeitszeit sei überschaubar, selbst für ungeübte Hobbygärtner: „Eine klassische Garage von 18 Quadratmetern kann man zu zweit an einem Wochenende schaffen.“

Dachbegrünung: Kamp-Lintforter und Neukirchen-Vluyner bekommen Förderung, Moerser nicht

In einigen Kommunen können Eigentümerinnen und Eigentümer von Immobilien sogar eine städtische Förderung für eine Dachbegrünung beantragen. Das geht etwa in Kamp-Lintfort. Dort erhalten Hausbesitzer einen Zuschuss von 15 Euro für jeden gestalteten Quadratmeter. Pro Maßnahme zahlt die Stadt insgesamt bis zu 2000 Euro. „Im letzten Jahr wurden sieben Maßnahmen gefördert“, sagt Sprecherin Sarah Krams auf Nachfrage. Etwa einmal pro Woche würde sich eine Bürgerin oder ein Bürger über das Angebot erkundigen. Auch in Neukirchen-Vluyn erhalten Hausbesitzer einen Zuschuss für ihr Gründach. Dieser beträgt pauschal 250 Euro pro Maßnahme und wurde im vergangenen Jahr zwei Mal in Anspruch genommen worden. Im Haushalt ist sogar Geld für zehn geförderte Maßnahmen eingeplant worden. „In diesem Jahr soll die Werbung für das Förderprogramm erhöht werden“, heißt es aus der städtischen Pressestelle.

Anders als in den Nachbarstädten gibt es in Moers keine allgemeine städtische Förderung. Nur im Gebiet der „Sozialen Stadt Neu_Meerbeck“ können Eigentümer eine Förderung von maximal 24 Euro pro Quadratmeter beantragen, wenn die Gesamtkosten für die Maßnahme 1000 Euro übersteigen. „Es gibt keine wirklichen Gründe, warum wir diese Förderung nicht in allen Stadtteilen anbieten - höchstens finanzielle. Seitens der Politik gab es hier noch keine Initiative“, teilt Thorsten Schröder, Pressesprecher der Stadt Moers, mit. Im Jahr 2022 hatte die Stadt eine Initiative gestartet, bei der private Projekte zur Klimaanpassung mit Gutscheinen für Baumärkte oder Gartencenter unterstützt wurden. Diese Aktion wurde aber aufgrund mangelnder Nachfrage nicht wiederholt.

Auch ein Solargründach kann sich lohnen

Gartenplaner Davit Arican betont, dass sich eine Dachbegrünung gut mit einer Photovoltaikanlage vereinen lässt: „Weil die Pflanzen die Umgebungstemperatur abkühlen, ist die Solaranlage leistungsfähiger und hat eine längere Lebensdauer.“ Eine gesonderte Förderung für Solargründächer gibt es in den Städten Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn zwar nicht. Allerdings ist es möglich, die jeweiligen Zuschüsse bei der Planung eines Dachs zu kombinieren. Nähere Informationen zu den Fördermöglichkeiten gibt es auf den Internetportalen der Stadtverwaltungen.

In einer früheren Version dieses Textes hatten wir Davit Arican als „Landschaftsarchitekten“ bezeichnet. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen weist darauf hin, dass Arican nicht in die hiesige Architektenliste eingetragen ist und die geschützte Berufsbezeichnung nicht verwenden darf.