Neukirchen-Vluyn. Einst bestand „Et Invalidenbänksen“ in Niep nur aus älteren Männern. Jetzt ist der Verein im Aufschwung. Wie er sich fit für die Zukunft macht.
Eigentlich ist es gar kein richtiger Verein, zumindest formal gesehen nicht. Es gibt keine schriftliche Satzung und auch keine Mitgliedsformulare, doch „Et Invalidenbänksken“ in Niep ist trotzdem einer der aktivsten Vereine des kleinen Neukirchen-Vluyner Ortsteils. Etwa 650 Menschen leben in Niep, 45 sind Mitglied im Heimatverein, den es bereits seit 1966 gibt. Wie genau es zur Gründung des Vereins kam, weiß niemand so genau, sagt Frederike Krinke aus dem Führungsteam. Doch klar ist, dass der Ursprung der Gemeinschaft lange vor der eigentlichen Gründung liegt und – der Name lässt es bereits vermuten – mit einer Bank zu tun hat.
„Früher haben sich wohl hier die Männer nach der Arbeit oder am Wochenende an einer der Bänke im Dorf getroffen und über alles, was sie so bewegt hat, erzählt“, sagt Krinke. Dabei gab‘s auch mal ein Schnäpschen und später wurde daraus ein Stammtisch im Gasthof Sellner an der Krefelder Straße. Irgendwann durften auch Frauen dazukommen. Schon damals standen Niep und die Pflege des kleinen Ortes im Vordergrund. Doch vor zehn Jahren merkten die Mitglieder, dass viele von ihnen die Aufgaben nicht mehr bewältigen konnten. „Der Verein drohte zu überaltern“, erklärt Petra Beeker, die seit 2013 Mitglied ist. Der Verein sendete einen Appell an alle Nieper und Nieperinnen. „Das war dann wie ein Schneeballeffekt“, so Beeker. Viele jüngere Menschen seien seitdem beigetreten, um zu helfen, und die Mitgliederzahl habe sich schlagartig verdoppelt.
Gemeinsames Kümmern um Mensch und Natur in Niep
Dass ein Heimatverein heutzutage so floriert, ist bemerkenswert, das wissen auch Frederike Krinke und Petra Beeker. „Unser Name klingt ja eher nach alten gebrechlichen Leuten, aber wir sind sehr aktiv und mittlerweile eine eingeschworene Gemeinschaft geworden“, sagen die beiden Frauen. Allen sei wichtig, dass man sich um Menschen und Natur in Niep bemühe, dass es ein schöner Ortsteil ist. „Irgendwann anzukommen an einem Ort und sich dort heimisch zu fühlen, verbindet uns, denke ich, alle. Das schweißt total zusammen“, weiß Beeker. Sie liebt, dass das Grüne direkt vor der Haustür beginnt, und die Spaziergänge durch die Felder. Auch die vielen Radfahrer und Ausflügler, die hier vorbeikommen, sollen sich in Niep wohlfühlen.
Zu den regelmäßigen Aufgaben des Vereins zählt deshalb die Pflege der Ruhebänke, die von den Mitgliedern gereinigt und gestrichen werden. Auch um die rund 30 Nistkästen für die Vögel und die Frühblüher am Wegesrand kümmern sie sich. Und Anfang März steht wieder der „Dreck-weg-Tag“ an, bei dem die Nieper und Nieperinnen die Wegesränder von Müll befreien. An jedem ersten Freitag im Monat ist Stammtisch im Gasthof Sellner, es gibt gemeinsame Ausflüge und Grillabende und das Seniorencafé. Auch beim Karnevalszug in Neukirchen-Vluyn ist „Et Invalidenbänksken“ dabei.
Aufgenommen wird nicht jeder
Auch wenn „Et Invalidenbänkske“ kein eingetragener Verein ist, gibt es trotzdem Regeln, einen Beitrag und eine Jahreshauptversammlung. Aufgenommen wird aber nicht jeder. „Da schauen wir schon etwas länger, ob es passt und die Bereitschaft besteht, sich zu engagieren“, erklärt Krinke, die selbst seit 2013 Mitglied ist und mit ihrem Mann und den drei Kindern in Niep lebt.
Generell seien aber natürlich sowohl Zugezogene als auch Alteingesessene herzlich willkommen, ein Wohnsitz in Niep ist nicht Pflicht. „Hauptsache, es besteht eine Verbindung hierher“, so Krinke. Sie ist mit 39 Jahren das jüngste Mitglied, 95 Jahre ist das älteste. „Und das ist auch das Schönste an Niep“, sagt Krinke. „Jeder grüßt, wenn man durchs Dorf fährt, und ein bisschen Plaudern geht auch immer, egal, ob jung oder alt.“