Kamp-Lintfort. Freizeitimkern liegt im Trend. Imkerin Roswitha Borchardt hat Tipps für Einsteiger. Warum man nicht zwingend einen eigenen Garten braucht.

Die einen möchten einfach etwas Gutes für die Natur tun, die anderen träumen vom eigenen Honig: Ein Bienenvolk im Garten und selber Honig produzieren – das reizt immer mehr Menschen. Auch bei jungen Leuten liegt das Freizeitimkern im Trend. Aber was sollte man rund um das Imkern als Freizeittrend eigentlich wissen? Wir haben beim Kamp-Lintforter Bienenzuchtverein Vierquartieren nachgefragt.

Roswitha Borchardt imkert seit 15 Jahren. Warum sie sich für dieses Hobby entschieden hat? Die 66-Jährige lacht: „Ich wollte, dass es in meinem Garten summt.“ Dass das Imkern zunehmend auch jüngere Leute interessiert, hat sie in den letzten Jahren selbst beobachtet. Der Bienenzuchtverein Vierquartieren habe so gesehen auch keine Nachwuchsprobleme, so Borchardt – im Gegenteil: „Während der Pandemie stapelten sich die Nachfragen bei uns.“ Bei ihr ist aus dem Hobby längst eine Leidenschaft geworden. Als Imkerin und ausgebildete Honigsachverständige gibt Borchardt unter anderem im Verein Kurse für Einsteiger und kennt die Fragen, die potentielle neue Hobbyimker beschäftigen.

Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?

In jedem Fall sollten Hobbyimker Tierliebe und Naturverbundenheit zu ihren Eigenschaften zählen, sagt Borchardt. Wichtig zu wissen ist außerdem: „Imkern ist saisonbedingt ein zeitintensives Hobby. Ein längerer Urlaub von April bis August ist nicht unmöglich, muss aber organisiert werden. Denn wenn man die Bienen längere Zeit sich selbst überlässt, dann machen sie, was sie wollen.“ Vom Gesetz her darf in Deutschland grundsätzlich jeder Bienen halten, eine Prüfung oder Ähnliches ist nicht erforderlich, sei aber sehr sinnvoll, sagt die Expertin.

Brauche ich einen eigenen Garten?

Nicht unbedingt. Es gebe immer wieder auch Besitzer großer Gärten, die nicht selbst imkern wollen, aber gerne Bienenvölker bei sich aufnehmen möchten, so Borchardt. Einen Kontakt können unter anderem die Bienenzuchtvereine vermitteln. Wer aber im eigenen Garten imkern möchte, sollte einiges beachten. Ideal geeignet ist ein größeres Grundstück von „ein paar hundert Quadratmetern“. Es sei aber auch möglich, in einer eng bebauten Siedlung Bienen zu halten, weiß Borchardt. „Aber dann sollte man sich unbedingt vorher mit den Nachbarn absprechen.“

Der im Verein hergestellte und geprüfte Honig wird auch verkauft.
Der im Verein hergestellte und geprüfte Honig wird auch verkauft. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Wie teuer ist das Imkern als Hobby?

Roswitha Borchardt rät Interessierten zunächst einmal dazu, einen entsprechenden Kurs zu besuchen. Im Bienenzuchtverein gibt es zum Thema verschiedene Kurse – vom eintägigen Schnupperkurs über ein über sechs Termine verteiltes kompaktes Ensemble, das ab 150 Euro zu haben ist. Dazu kommt die Grundausstattung mit unter anderem Smoker, Schutzkleidung, Bienenwohnung und anderem, die laut Borchardt in der Regel um die 1.000 Euro kostet.

Taugt Imkern als gemeinsames Familienhobby?

„Wenn man gut erzogene Kinder hat – ja!“ Allerdings mache ein Imkerkurs ob des umfangreichen Wissens, das man sich aneignen muss, noch keinen Sinn für Kinder unter 16 Jahren. „Wenn Eltern Dinge aber gut erklären und die Kinder an das Imkern heranführen – warum nicht?“

Wie komme ich an ein eigenes Bienenvolk?

Bei Bienenzuchtvereinen, aber auch im Imkereibedarf. Beim Kauf sollte man jedoch unbedingt auf Seriösität achten, rät die Expertin.

Am Tag der offenen Tür im Bienenhaus Kamp-Lintfort können Besucher jedes Jahr Neues dazu lernen.
Am Tag der offenen Tür im Bienenhaus Kamp-Lintfort können Besucher jedes Jahr Neues dazu lernen. © WAZ FotoPool | Lars Froehlich

Wie oft werden Imker eigentlich gestochen?

Borchardt lacht: „Das kommt ganz darauf an. Es kann halt bei der Arbeit passieren, wenn man die Tiere zum Beispiel versehentlich einklemmt.“ Sie selbst sei in 15 Jahren etwa 30 bis 40 mal gestochen worden, so die 66-Jährige.

Lohnt sich das Imkern als Nebenerwerb?

Roswitha Borchardt schüttelt den Kopf: „Sobald man in Deutschland Lebensmittel in Umlauf bringt, unterliegt man allen möglichen Gesetzen.“ Diese alle zu befolgen, koste eben auch Geld. Ihr Lehrer, Dr. Udo Roth, habe ihr stets vermittelt: Wenn man mit fünf Bienenvölkern fünf gute Jahre habe, käme man langsam in die schwarzen Zahlen, so Borchardt. Wer mit dem Imkern Geld verdienen wolle, müsse allerdings schon eine größere Zahl Bienenvölker haben.

Wie zeitaufwendig ist das Imkern?

Pro Bienenvolk sei im Monat im Schnitt mit etwa zehn Stunden zu rechnen, sagt Borchardt. Im Winter falle weniger Zeitaufwand an. Dann bereitet man sich in der Regel aber auch schon auf die Arbeiten im kommenden Frühjahr vor.

Wie kann man selbstgemachten Honig verbrauchen?

Möglich ist ein umsatzsteuerpflichtiger Verkauf. So werden etwa das ganze Jahr über im Bienenhaus des Vereins am Fuße des Kamper Bergs über eigene Produkte der Vereinsimker verkauft. Roswitha Borchardt nutzt ihren eigenen Honig eigentlich überall, wenn sie süßen möchte. „Ich ersetze beim Backen zum Beispiel immer einen Teil des Zuckers durch Honig, ebenso wenn ich Grießbrei oder Milchreis koche. Und ich mag ihn einfach auch so aufs Brot.“

Die nächsten Kurse

Das sind die Termine für die nächsten jahresbegleitenden Imker-Kurstermine mit sechs Modulen im Kamp-Lintforter Bienenzuchtverein Vierquartieren (Mittelstraße 1a): 2./23. März (Auswintern, Frühjahrsarbeiten), 27. April (Schwarmverhinderung), 8. Juni (Honigernte), 27. Juli (Varroabehandlung und Wachsarbeiten), 24. August: Einwinterung. Bei sofortiger Zahlung kosten alle Kurse zusammen 150 Euro. Anmeldung: Roswitha Borchardt (02845/69650), Mail: sixor@web.de. Weitere Informationen gibt es unter www.bienenzuchtverein-vierquartieren.de