Kleve-Materborn. Die Imkerei erlebt Zulauf. Beim Imkerverein Materborn geht es um den Austausch von Erfahrungen – auch in der weniger arbeitsreichen Winterzeit.

Nach dem Krieg ging es um das Wesentliche. Bienen zu halten und Honig zu ernten war Teil des Lebensunterhalts. Heute geht es wieder um das Wesentliche. Naturschutz ist das Zauberwort, und wohl kein Insekt ist so populär wie die Biene. „In den letzten zehn Jahren haben wir immer mehr Mitglieder in den Vereinen“, stellt Georg Kersten vom Kreisimkerverband Kleve erfreut fest. „Viele möchten in Zeiten des Insektensterbens etwas tun.“

Sjef Keijzers vom Imkerverein Materborn hat die Imkerei schon als Zehnjähriger erlebt. Sein Großvater war Imker. Doch dann, Ende der 70er Jahre, begann das große Bienensterben. Die eingeschleppte Varroamilbe, dazu Pestizide und Herbizide in der Landwirtschaft, zerstörten zahllose Bienenvölker. „Eines Tages waren alle Bienen tot, mein Opa hat dann mit der Imkerei aufgehört und nie wieder damit angefangen.“ Und für den jungen Keijzers gab es in der Jugend dann auch andere Reize.

Ende April beginnt die Arbeit

Eine Biene sucht auf einem Sonnenhut (Echinacea) nach Nektar.
Eine Biene sucht auf einem Sonnenhut (Echinacea) nach Nektar. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Irgendwie hat ihn die Imkerei aber nie losgelassen. Aktuell hat er 20 Völker. Doch ausruhen auf dem Bestand kann man sich nicht: „Vor zwei Jahren hatte ich auch 20 Völker, aber im Frühjahr waren dann nur acht übrig. Ich weiß nicht, wieso.“ Das ist: die Natur.

Jutta Wurbs, ebenfalls vom Imkerverein Materborn, bringt es auf den Punkt: „Man kann nur ein bisschen steuern, aber meistens nur reagieren.“ Als Honigliebhaber sieht man am Ende nur das Produkt: Honig, Wachs und vielleicht Propolis. „Eigentlich ist das Hobby nicht zeitintensiv“, sagt Jutta Wurbs. Jetzt, im Winter, ist kaum etwas zu tun, da reicht es, einmal pro Woche nach den Bienen zu schauen. Aber ab Ende April bis in den Juli hinein hat man doch alle Hände voll zu tun. „Und in derselben Zeit hat man ja logischerweise auch mit dem Garten zu tun“, sagt Jutta Wurbs.

Imkerpaten in Materborn

Es gilt zum Beispiel zu verhindern, dass die Bienen die alte Königin ausstoßen, so dass der halbe Bienenstock ausschwärmt. „Man kann die harmlosesten Tierchen haben, aber mit einer neuen Königin können die unglaublich aggressiv werden“, erzählt Wurbs. Ein verantwortungsvoller Imker greift dann ein und nimmt den Bienenstock weg. Schließlich sollen die summenden Nutztiere keine Gefahr für die Menschen werden.

Womit man bei den Vorteilen ist, die ein Imkerverein bietet. „Die Neuen fragen die Alten, und die Alten hören sich an, welche Ideen die Neuen haben.“ Alle profitieren. Im Imkerverein Materborn gibt es Imkerpaten, die dem jeweiligen Jungimker zur Seite stehen. Erst mal zuschauen, Handgriffe lernen und Scheu verlieren, das richtige Equipment besorgen – der Imkerpate sorgt für die bestmögliche Betreuung. In den regelmäßigen Vereinstreffen erfährt man mehr zum Imkern, zu den Produkten und zur Verarbeitung.

Imkerverein Materborn

Der Imkerverein Materborn ist einer von dreien in der Kreisstadt – neben den Vereinen Kellen und Kleve. Er hat derzeit 16 Mitglieder, ist zweisprachig (Deutsch und Niederländisch) und würde gerne auch jüngere Leute begrüßen.

Weitere Informationen gibt es unter imkerverein-materborn-kleve.jimdosite.com oder per E-Mail an .

„Gerade erleben wir ein kleines Highlight, nämlich die Königinnenzucht“, freut sich Sjef Keijzers. Das ist hochkompliziert, die Insel Ameland als Belegstelle, sprich: Ort für die Begattung der Königinnen, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Denn weil Bienen nicht über Wasser fliegen, sorgt die Insellage dafür, dass reinrassige Anpaarungen zustande kommen. „Das ist die Königsklasse der Imkerei“, sagt Jutta Wurbs.

Imkern als Meditation

Für sie selbst ist das Imkern aber noch etwas anderes: eine Meditations-Insel. „Man braucht Ruhe und Konzentration“, erläutert sie. „Die Biene ist eine tolle Mischung aus Nutztier und Wildtier. Ich kann beim Imkern wunderbar abschalten.“

Und dann ist da nicht zuletzt die Honigernte. Mal gibt es Honig im Überfluss, mal kaum welchen wie im letzten Frühsommer. Das Frühjahr: zu kalt, zu windig, zu nass. Natur halt. Bienen brauchen mindestens zwölf Grad Celsius, damit sie aktiv werden.

Wenn sie dann loslegen, kann es manchmal auch ungünstige Nebenwirkungen haben. Sjef Keijzers‘ Bienen hätten einmal das neue weiße Auto seines Nachbarn mit Bienenkot überzogen, weil es genau in der Ausflugschneise lag. Kein schöner Anblick. „Heute lachen wir darüber“, sagt Keijzers.