Kamp-Lintfort. Nasse Keller, geflutete Felder: Bei der Lineg gingen in und um Kamp-Lintfort 180 Schadensmeldungen ein. Wann Entschädigungen gezahlt werden.

Der Dauerregen der letzten Wochen und Monate hat Folgen: Am Niederrhein sind etliche Felder geflutet, in einigen Ortschaften stehen Keller unter Wasser. Das sorgt bei der Entwässerungsgenossenschaft Lineg mit Sitz in Kamp-Lintfort für Turbulenzen, man arbeitet im Hochbetrieb. Nun sei Aufklärung nötig, was Schadensmeldungen, aber auch die derzeitige Arbeit der Lineg angehe, stellt Vorstand Volker Kraska fest.

Gesa Amstutz, Leiterin des Bereichs Wasserwirtschaft, bringt es auf den Punkt: „Wir sprechen hier statistisch von einem extremen Jahrtausend-Ereignis.“ Von November bis heute fielen rund 45 Prozent der Regenmenge, die sonst in einem ganzen Jahr fällt. 350 Millimeter pro Quadratmeter seien es gewesen, so Amstutz. Volker Kraska unterstreicht die Seltenheit der Wassermengen: „Sie sind einmalig in der 110-jährigen Geschichte der Lineg.“ Und er verweist auf Grafiken, die zeigen, dass die Regenmengen an der Messstelle Moers-Repelen vom 1. Januar bis 11. Januar sogar die bis dahin einzigartigen Starkregenereignisse von 1966 deutlich übertreffen.

Rheinhochwasser drückt Wasser zurück

Damit nicht genug. Denn auch das andere Ende des Wassersystems, nämlich der Rhein, wohin ja alles Wasser fließt, machte Probleme. Das mäßige bis mittlere Hochwasser war lang anhaltend, immer wieder schwoll es an und ab. „Dieses Rheinhochwasser drückt das Wasser unserer Bäche und Flüsschen wie Moersbach oder Fossa Eugeniana in Lintfort wieder zurück. Es staut sich und steigt“, weiß Kraska.

Der Moersbach wird bereits naturnah umgebaut.
Der Moersbach wird bereits naturnah umgebaut. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Also: „Unsere 150 Grundwasserpumpen im Landesinneren und die 13 Hochwasserpumpen am Rhein in Betrieb zu halten, war und ist unsere wichtigste Aufgabe.“ Am Rande: Noch im Sommer 2022 klagte das Land über die lange Dürre und das gegenteilige Problem. Pressesprecher Ingo Plaschke: „Wir beschäftigen uns bereits mit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels.“

„Unsere Leute arbeiten am Anschlag“

Wegen des Dauerregens habe es 180 Schadensmeldungen aus dem gesamten Lineg-Gebiet zwischen Krefeld und Rheinhausen gegeben. Vor allem Ende Dezember/Anfang Januar hätten Starkregenfälle für zahlreiche nasse Keller gesorgt. Klagen habe es verstärkt beispielsweise aus Menzelen oder Issum gegeben, wie Kraska auf Nachfrage bestätigt. Jedoch habe man nicht sofort überall aktiv werden können. „Wir geben aber den Bürgern sofort Bescheid, dass wir ihre Nachrichten erhalten haben. Unsere Leute arbeiten am Anschlag, und sie melden sich. Sie kommen dann zur Begutachtung.“ Und: „Wo die Schadensmeldung berechtigt ist, wird auch entschädigt.“

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Wichtiger Hinweis: „Die Menschen denken oft, die Lineg pumpt am ganzen Niederrhein Grundwasser ab. Das tun wir per Gesetz aber nur dort, wo bergbauliche Einwirkungen herrschen. Diese stehen durch Kartierungen fest.“ Sprich, wer nicht in solchen Gebieten wohnt, hat keinen Anspruch auf Lineg-Entschädigung.

Auch die Lineg spreche über Reaktionen auf solche Extreme, sagt der Vorstand. Einfach größere Pumpen anzuschaffen, helfe nicht. „Da müsste man unter Umständen das ganze Leitungssystem kostenintensiv umstellen“, weiß Volker Kraska. Doch bereits jetzt, so berichtet Gesa Amstutz, schaffe die Lineg vermehrt Ausdehnungsräume für das Wasser. „Unter anderem an der Landwehr in Schaephuysen, aktuell am Moersbach in Moers und an der Ley in Alpen haben wir dem Wasser baulich mehr Raum gegeben, um es zurückzuhalten.“