Kamp-Lintfort. Frank Grün ist zuständig für die Führungen im Tierpark Kalisto. Wer sie buchen kann, was sie kosten und was Teilnehmer dabei erleben.

Willi und Werner grasen ganz entspannt auf der Wiese gegenüber des Spielplatzes im Zechenpark. Trotz leichtem Regen und niedrigen Temperaturen lassen sich die beiden Alpakas des Tierparks Kalisto nur schwer zum Weitergehen bewegen. „Wenn ich mit Managern die Führung mache, werden einige ganz nervös, dass die Tiere das Tempo bestimmen und sie auch mal die Kontrolle abgeben müssen“, berichtet Frank Grün, der für das Kalisto die Führungen mit den Tieren leitet.

Doch nicht nur Mitarbeiter von Unternehmen, sondern auch Privatleute haben die Chance, Zeit mit der flauschigen Kamelart zu verbringen. Das Kalisto bietet Zwei-Personen-Führungen ab dem 1. Januar 2024 für 149 Euro an. Eine Gruppe von drei bis sechs Leuten zahlt 249 Euro. Wie lange eine solche Führung dauert, sei abhängig von der Gruppe, sagt Frank Grün: „Mit manchen bin ich eine Stunde, mit anderen zwei Stunden unterwegs.“

Alpakaführungen im Kamp-Lintforter Kalisto: Die Gemächlichkeit und Ruhe der Tiere wirkt sich auch auf die Führungsteilnehmer aus.
Alpakaführungen im Kamp-Lintforter Kalisto: Die Gemächlichkeit und Ruhe der Tiere wirkt sich auch auf die Führungsteilnehmer aus. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Alpaka-Führungen in Kamp-Lintfort: Sieben Monate Training mit den Tieren

Einen festgelegten Plan, was er während der Führungen erzählt, habe er nicht, auch die Strecke sei nicht immer gleich. Er richte sich nach den Teilnehmern der Führung – und natürlich nach den Tieren. Zwischen ihnen kommt es auch manchmal zu kleinen Kabbeleien, wenn zum Beispiel das eine Alpaka am gleichen Grashalm wie das andere knabbern will. Doch Grün ist ein echter Alpakaflüsterer und hat die Situation schnell unter Kontrolle, ruft Willi und Werner einmal das englische Wort „down“, also „nach unten“, zu, und die Tiere beenden die kleine Zankerei und hocken sich auf den Boden. Ungefähr sieben Monate hat Alpakaflüsterer Grün dafür benötigt, dass die Alpakas so auf ihn hören und ihm vertrauen, dass sie auch bei den Führungen mitmachen können.

Wenn die Leute mir am Ende der Führung sagen, dass sie gar nicht gemerkt haben, wie die Zeit vergangen ist, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Frank Grün - leitet die Alpakaführungen des Kalisto

Gemächlich trotten die flauschigen Tiere neben ihren Begleitern an dem von Frank Grün selbst gedrehten Strick aus Baumwolle durch den Zechenpark. Willi und Werner scheinen tiefenentspannt, Kindergeschrei von weitem macht ihnen nichts aus und auch von den vorbeilaufenden Hunden können die Alpakas leicht mit körnigen Leckerlis abgelenkt werden. Beim Füttern schlecken die Tiere gierig den Snack für zwischendurch aus der Hand. Nur ganz leicht spürt man dabei die Zähne an der Handinnenfläche, die warme Zunge der Tiere wirkt bei den niedrigen Temperaturen kurzzeitig als eine Art Taschenwärmer. Ein angenehmes Gefühl.

Den Wunschtermin früh anfragen

Wer eine Alpakaführung über das Kalisto buchen möchte, kann seine Anfrage per Mail an den Tierpark richten: info@kalisto-tierpark.de

„Wer einen bestimmten Termin buchen möchte, sollte zeitig anfragen“, raten Stephanie und Reiner Winkendick.

An den Führungen können Kinder ab einem Alter von 10 Jahren teilnehmen. Das Kindergeburtstag-Programm „Rund ums Alpaka“ richtet sich bereits an Kinder ab 6 Jahren.

Gelassenheit der Alpakas überträgt sich auf Teilnehmer der Führungen

Geschmeidig und ohne große Anstrengung steigen die Alpakas gemeinsam mit ihren Begleitern bis zu der Mini-Halde „Großer Fritz“ hinauf. Die Gelassenheit der Tiere wirkt sich, je länger der Spaziergang dauert, auch merklich auf die Teilnehmer der Führung aus. Ein Blick auf die Uhr verrät: 45 Minuten Spaziergang sind bereits, wie in Windeseile, verstrichen. „Wenn die Leute mir am Ende der Führung sagen, dass sie gar nicht gemerkt haben, wie die Zeit vergangen ist, dann haben wir unser Ziel erreicht“, erklärt Frank Grün.

Entspannt grast Alpaka Werner auf der Wiese im Zechenpark.
Entspannt grast Alpaka Werner auf der Wiese im Zechenpark. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Auf dem Weg von der Halde zurück zum Kalisto trottet Willi hinter Werner her. Selbst beim Versuch, mit dem Tier zu Frank Grün und Werner aufzuschließen, lässt sich das Alpaka nicht in seinem Tempo beeinflussen. Grün erklärt den möglichen Grund: Die Tiere würden spüren, ob jemand gerne vorangeht oder lieber beobachtet und im Hintergrund bleibt – so, wie es Journalisten tun. Woher er so etwas weiß? „Ich bin auch für die tiergestützte Therapie mit den Alpakas zuständig.“ Dieses Angebot soll bald mit im Kalisto starten.

Kamp-Lintforter Tierpark Kalisto will tiergestützte Therapie anbieten

Kinder wie auch Erwachsene sollen im Kamp-Lintforter Tierpark dann die Möglichkeit bekommen, sich therapieren zu lassen. Zunächst soll es ein Angebot für Autisten und zur Traumabewältigung geben, erklären Stephanie und Reiner Winkendick. Die Geschäftsführer des Tierparks führten derzeit noch Gespräche mit dem Jugendamt der Stadt, wollen die Therapien jedoch „zeitnah“ anbieten. Dann wird der Tierpark der erste in Deutschland sein, der eine tiergestützte Therapie mit einer eigenen Praxis anbietet, betont Grün.

Redakteurin Nina Meise streichelt Alpaka Willi bei der Führung durch den Zechenpark mit Alpakaflüsterer Frank Grün vom Kalisto.
Redakteurin Nina Meise streichelt Alpaka Willi bei der Führung durch den Zechenpark mit Alpakaflüsterer Frank Grün vom Kalisto. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Er freut sich auf die Aufgabe, die natürlich aber auch Mehrarbeit für den eigentlichen Ruheständler bedeutet: „Ich habe keine Zeit für die Rente“, erklärt er lachend als er Willi und Werner nach der Führung zurück ins Gehege zu den anderen vier Alpakas bringt. Die laufen Grün bereits erwartungsvoll entgegen. „Ich frage am Ende einer Führung immer, ob jemand Lust hat, in Alpakas zu baden“, erklärt er und zeigt auf einen Stein im Gehege. Er bedeutet mit einer Handbewegung, dort Platz zu nehmen. Dann schüttet er die körnigen Leckerlis in die zu einer Schale geformten Handflächen der Führungsteilnehmer. Sofort beginnen die sechs Alpakas sich über den kleinen Snack in der Hand herzumachen. Da Frank Grün hinter dem Stein steht und ebenfalls die Tiere füttert, recken die Tiere ihre Hälse nach oben. Für denjenigen, der auf dem Stein sitzt, bedeutet dies: Von vorne, der Seite und über dem Kopf ist man von Alpakas umgeben. Gierig naschen die Tiere die körnige Leckerei. Frank Grün lacht: „Das gibt immer die besten Fotos am Ende einer Führung.“