Moers. Seine Meinung war in der Pandemie weltweit geachtet, jetzt geht Dr. Thomas Voshaar in den Ruhestand. Ein Festredner wurde besonders emotional.

Mehrer hundert Menschen haben am Freitag in Moers Dr. Thomas Voshaar in den Ruhestand verabschiedet. Voshaar ist seit über 30 Jahren Chefarzt der Lungenklinik am Bethanien-Krankenhaus und hatte sich während der Corona-Pandemie weltweit einen Ruf als Spezialist im Kampf gegen die Krankheit erworben.

Sein „Moerser Modell“ sieht – stark vereinfacht – eine schonende Behandlung von Corona-Patientinnen und -Patienten vor. Von seinem medizinischen Wissen und seinen während der Pandemie erworbenen Kenntnissen profitierte auch der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Voshaar gehörte zusammen mit anderen Fachleuten wie Dr. Christian Drosten zu dessen Beraterstab.

Ein Foto aus der Pandemie: Dr. Thomas Voshaar mit einem Beatmungsgerät zur Behandlung von schweren Coronafällen.
Ein Foto aus der Pandemie: Dr. Thomas Voshaar mit einem Beatmungsgerät zur Behandlung von schweren Coronafällen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Bei der Verabschiedung mit dem Titel „Schicht im Schacht“ in einer Festhalle im Moerser Eurotec-Zentrum am Freitag wurde allerdings auch deutlich, dass Voshaar über sein Engagement während der Pandemie hinaus seit Jahrzehnten ein versierter Mediziner, geschätzter Fachmann und beliebter Kollege ist.

Rund 50 Meter lang war die Schlange der Gäste, die ihn in den Ruhestand verabschieden wollten. Voshaar nahm sich für jede und jeden Zeit, plauderte kurz oder umarmte die Gäste. Beim Festakt selbst nahm er im Kreise seiner Familie Platz und bekam noch einmal vor Augen geführt, was er alles geleistet hat – für das Bethanien-Krankenhaus – und für die Menschen.

Beim Festakt im Moerser Eurotec-Zentrum: Dr. Thomas Voshaar und seine Frau Dorothee.
Beim Festakt im Moerser Eurotec-Zentrum: Dr. Thomas Voshaar und seine Frau Dorothee. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Zum Beispiel setzte sich Voshaar in den Anfangsjahren seiner Arbeit für ein Schlaflabor ein. 2007 hat sein Einsatz dazu beigetragen, dass die Notfallpraxis am Bethanien eingerichtet werden konnte. Otfried Kinzel, Vorsitzender Stiftung Bethanien, sagte, die Lungenklinik mit 80 Betten sei die fünftgrößte in Deutschland.

Wie intensiv Voshaars Einsatz in der Lungenklinik war, verdeutlichte sein langjähriger Kollege Dr. Patrick Stais: Von insgesamt 135.000 Bronchoskopien in der Lungenklinik in den vergangenen 30 Jahren hat Voshaar allein 27.000 durchgeführt. Am Festakt nahm auch Professor Dieter Köhler teil, eine „Bezugsperson“ für Voshaar, wie Dr. Ralf Engels sagte.

Auch interessant

Der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer erinnerte daran, dass Voshaars „Moerser Modell“ in der Pandemie nicht nur Befürworter hatte: „Man spürt, hier ist eine Mensch, der einen steinigen Weg gegangen ist, getragen von seiner Familie und vom christlichen Glauben.“ Darüber hinaus habe Voshaar in Patientinnen und Patienten immer Menschen gesehen, „die der Hilfe eines Arztes bedürfen“.

Voshaar selbst hatte noch Anfang dieses Jahres kritisch auf manche Corona-Maßnahmen zurückgeblickt. Zusammen mit anderen, darunter auch Dieter Köhler, hatte Voshaar ein Papier verfasst, das etwa zu diesem Schluss kommt: „Quarantänemaßnahmen sind wirkungslos, da sie die Ausbreitung nicht hemmen.“ Zu den zentralen Aussagen des Papiers gehört diese: „Eine Infektion ist praktisch nicht zu verhindern.“