Kamp-Lintfort. Die Kamp-Lintforter Schützen in Saalhoff und Altfeld schossen bei sengender Hitze ihren neuen König aus. Was das Schützenfest besonders macht.
Um 19.40 Uhr steht der neue Schützenkönig fest: Es ist Sascha Otto (44), der den Vogel am Samstag, 9. September, abgeschossen hat. Als neue Königin begleitet ihn jetzt ein Jahr lang Sandra Otto, seine Ehefrau.
Auf dem Festplatz am Feuerwehrhaus auf der Leuchtstraße wird gemeinsam mit der St. Michael Bruderschaft Saalhoff 1520 das Vogelschießen in glühender Hitze mit dem Schützenverein Eintracht Altfeld-Saalhoff 1911 ausgetragen. Auch ein neues Kinderschützenpaar gibt es jetzt: Es sind Florian Hanke und Magdalena Kustermann von der Bruderschaft.
Rainer Kühne (43), 1. Vorsitzender der Eintracht und der gleichaltrige Christoph Drambosch, 1. Brudermeister, erklären die Regeln. „Im Wechsel wird jedes Jahr ein neuer Schützenkönig gesucht. Dabei kommt er einmal von der Eintracht und im nächsten Jahr von der Bruderschaft“, sagt Kühne. „Seit dem Jahr 2000 wird gemeinsam das Schützenfest gefeiert.“ Zuerst wird auf Kopf, Kralle und Fuß gezielt, danach geht’s ums Ganze: Wer holt den Rumpf runter?
Um 14 Uhr startet der Umzug vom Hoogenhof zur Vogelwiese, wo es erst einmal kalte Getränke gibt. Insgesamt 55 Schützinnen und Schützen messen sich an diesem heißen Nachmittag. Ein riesiger, bunter „Fallschirm“ ist gegen die sengende Sonne aufgestellt. Bei über 30 Grad stundenlang in Uniform mit Schlips und Kragen auszuharren, ist schon alleine eine Meisterleistung.
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Für einen spannenden Saalhoffer Herbst sorgt – parallel zum Schützenfest – Gaby Gelen (51). Sie hat wieder zehn Aussteller gefunden, die ihre selbst gemachte Kunst präsentieren und verkaufen. „Ungefähr zehn Jahre sind wir jetzt dabei, bis auf die Coronapause“, erklärt die 51-Jährige und erinnert an die Anfänge.
Am Anfang war der Staudengarten
Der benachbarte Reitstall Adams mit seinem wunderschönen Bauerngarten hat irgendwann seine Stauden präsentiert. Und so wuchsen nicht nur die Pflanzen, sondern auch das Herbstfest entwickelte sich langsam zu dem, was es heute ist. So gibt es auch an diesem Wochenende Kartoffeln und frisches Gemüse direkt vorm Bauern.„Profi ist hier niemand. Es wird alles in liebevoller Handarbeit privat gemacht“, freut sich Gaby Gelen.
Wie kreativ viele Frauen und Männer sind, kann man an den Ständen bestaunen. Es gibt Deko aus Holz, Armreifen, Kleider und Ketten, Kochrezepte und bunte Bezüge, bestickte Tütchen mit Leuchtketten, Holzbrettchen mit Dinos – und Stefan Reith, dem man beim Korbflechten zugucken kann. Der 38-jährige Gärtner ist durch eine Augenkrankheit fast blind und hat eine Lehre zum Korbflechter gemacht. „Ich werde den Beruf des Gärtners nicht dauerhaft ausführen können.“ Er macht darauf aufmerksam, dass man den Beruf jetzt offiziell Flechtwerkgestalter nennt und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Spannend, ihm zuzusehen, viel über die 300 unterschiedliche Weidesorten zu erfahren und wie man sie verarbeiten kann. Dieser heiße Septembertag begeistert die Besucher.