Kamp-Lintfort. Eine Georadaruntersuchung am Kloster Kamp hat spannende Erkenntnisse gebracht. Warum es keine neue Ausgrabung gibt und welche Frage offen bleibt.
Schlummern unter dem Kamper Kräutergarten die Überreste des ersten provisorischen steinernen Kirchenbaus von Kloster Kamp aus dem 12. Jahrhundert? Eine Georadaruntersuchung am Abteiplatz hat jetzt ergeben, dass die sogenannte Konversenkapelle wohl tatsächlich dort gestanden haben muss. Für den LVR-Archäologen Christoph Keller, der die Ergebnisanalyse der von der Stadt in Auftrag gegebenen Untersuchung am Mittwoch der Presse vorstellte, ist der Nachweis des Standortes eine von gleich mehreren neuen Erkenntnissen.
In Quellen wird die Konversenkapelle, die sich östlich des Chores der Klosterkirche befunden haben muss, bereits früh erwähnt. „Es gibt viele Nachrichten zu Um- und Anbauten des Klosters, diese gute Quellenlage ist einmalig“, sagt der Archäologe. Im Zusammenklang mit früheren archäologischen Forschungen im Bereich der Abtei haben die Bodenuntersuchungen nun viele Vermutungen bestätigt. „Eine Wissenschaft allein reicht aber eben nicht – erst die Summe macht das Gesamtbild“, so Keller.
- Lesen Sie auch: Kamp-Lintfort: Wo heute das Herz von Kloster Kamp schlägt
Rund 10.000 Euro hatte sich die Stadt mit Blick auf das Jubiläum „900 Jahre Kloster Kamp“ das Georadar kosten lassen. Dank dieser Methode ist es möglich, auch ohne Eingriffe in den Boden Strukturen sichtbar zu machen, die auf archäologische Befunde hindeuten. Dafür hatte die Firma geo-Radar NRW im Dezember 2020 und im Januar 2021 besagte Messungen auf dem Abteiplatz sowie auch auf Privatgrundstücken durchgeführt.
Wo kam das Wasser her?
Belegt ist nun auch der Standort der ehemaligen Kellnerei, dem Verwaltungsbau für den Wirtschaftsbereich des Klosters auf dem heutigen Wiesenstück vis-a-vis des Museums. Hier deuten die Radarbefunde darauf hin, dass der vermutlich spätmittelalterliche Bau einen älteren, anders ausgerichteten Vorgängerbau besessen hat. Mittig auf dem Abteiplatz konnte durch die Messungen ein Baukörper erfasst werden, bei dem es sich vermutlich um den aus den historischen Ansichten bekannten Scheunenbau handelt.
Nachgewiesen werden konnten außerdem die nördlich an die Klosterkirche angebauten Kapellen wie auch der Mönchsfriedhof im Bereich um die Marienkapelle, ein Springbrunnen aus der Gartenanlage der ehemaligen Prälatur (das heutige Haus Bieger entstand aus dem Westflügel der Prälatur) und ein Laufbrunnen.
- Auch interessant: Schatz im Kloster Kamp: Alarm sichert 544 Jahre alte Rarität
Für den Archäologen Keller bleibt Kloster Kamp ein spannendes Forschungsobjekt: So sei etwa nach wie vor nicht bekannt, wie die Mönche damals mit Trinkwasser versorgt wurden. Möglich sei, so Keller, dass das Wasser über mehrere Kilometer aus der Leucht über eine Druckwasserleitung auf den Kamper Berg herangebracht wurde. Allein: Weitere Ausgrabungen auf dem Abteiplatz sind schwierig: „Hier ist ja alles bereits gestaltet und wird genutzt“, so Keller.
Zunächst sei nun erst einmal denkbar, die neuen Erkenntnisse bei Führungen weiterzugeben und Besucher über Hinweistafeln aufzuklären, sagte Dezernent Christoph Müllmann.