Moers/Kamp-Lintfort. Die Zahl der Corona-Infektionen steigt: So sieht es zurzeit in Krankenhäusern in Moers und Kamp-Lintfort aus. Und: Was Ärzte nun raten.
Die pandemischen Zeiten, in denen strengstens darauf geachtet werden musste, nicht zu viele analoge Kontakte zu pflegen, sind glücklicherweise Vergangenheit und muten in der Rückschau schon fast surreal an. Aber: So ganz ist das Corona-Virus noch nicht weg. Die neue Virus-Variante EG.5 breitet sich gerade in Deutschland aus. Anlass zur Frage: Wie sind die hiesigen Krankenhäuser darauf eingerichtet und wie bewerten sie die Lage?
„Derzeit ist die Corona-Lage am St. Josef Krankenhaus weiterhin sehr entspannt“, sagen der ärztliche Direktor Dr. Michael Jonas und Chefarzt Prof. Dr. Christoph Vogt aus der Moerser Klinik. „Wir führen regelmäßige Tests auf verschiedene Atemwegserreger wie Influenza, RS-Virus und Covid-19 bei unseren Patienten durch, je nach ihrer individuellen Symptomatik.“ Bis dato seien nur wenige Covid-19-Fälle festgestellt worden und diese beschränkten sich fast ausschließlich auf milde Verläufe, die keine intensivmedizinische Behandlung erforderten.
Im St. Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort sei die Anzahl der an Covid Erkrankten sehr gering; aktuell werden zwei Patienten in Isolation behandelt, heißt es auf Nachfrage. „Eine intensivmedizinische Behandlung ist wegen der unkritischen Verläufe nicht notwendig.“
Im Moerser St.-Josef-Krankenhaus sind seit Ende 2022 keine intensivpflichtigen Covid-19-Fälle mehr zu behandeln gewesen. „Dank der Verfügbarkeit mehrerer hochwirksamer Medikamente für sämtliche Stadien der Covid-19-Erkrankung, die wir sogar bei asymptomatischen (Risiko-)Patienten frühzeitig nach Infektionsfeststellung einsetzen, fühlen wir uns gut gerüstet“, unterstreichen Dr. Michael Jonas und Prof. Dr. Christoph Vogt.
Allerdings betonen die beiden auch, dass „im kommenden Herbst alle Personen über 60 Jahre sowie Patienten mit chronischen Erkrankungen, Lungenerkrankungen oder unter immunsuppressiver Therapie dringend dazu angehalten sind“, sich erneut impfen zu lassen, um den Schutz aufzufrischen. Voraussichtlich ab September werde der SARSCoV-2-Impfstoff erhältlich sein, der speziell auf die neuesten Virusvarianten abgestimmt ist, heißt es weiter von den beiden Medizinern. Und: „Gleichzeitig empfehlen wir, sich auch gegen andere Atemwegsinfektionen wie Pneumokokken, RSV oder Influenza (Grippe) impfen zu lassen. Dies trägt maßgeblich zur umfassenden Gesundheitsvorsorge bei.“
Trotz einer entspannten Lage wird an Krankenhäusern nicht komplett sorglos agiert. Im St. Bernhard Hospital wurden die Stationen im Rahmen der Bettenhaussanierung mit speziellen Isolierzimmern ausgestattet, die eine sichere Einzel- oder Kohortenisolierung ermöglichen, heißt es aus Kamp-Lintfort. Für die Mitarbeitenden sowie Besucherinnen und Besucher gelten die bewährten Schutzmaßnahmen des RKI.
„Durch die bestehenden Konzepte und Erfahrungen sind wir im Umgang mit Covid-19 sensibel und gut gerüstet“, teilt St.-Bernhard-Sprecher Jörg Verfürth mit. Sollte der Verdacht auf eine Infektion bestehen, erfolge eine entsprechende Testung der Patienten und die Behandlung unter Schutzmaßnahmen, bis das Ergebnis durch einen Schnelltest oder die PCR-Testung vorliegt.
Im Kamp-Lintforter Krankenhaus sieht man den Herbst- und Wintermonaten derzeit ohne besondere Sorgen entgegen. Das wird mit der „guten Grundimmunisierung der Mitarbeitenden und auch in der Bevölkerung“ durch die Impfungen und durchgemachten Erkrankungen begründet. Dadurch bestehe ein guter Schutz vor schweren Krankheitsverläufen.
Und in Moers? „Als einziges Krankenhaus in unserer Umgebung mit einer eigenständigen Klinik für Infektionserkrankungen unter der herausragenden Leitung von Prof. Dr. Christoph Vogt stellen wir nicht nur kontinuierlich Isolationszimmer für Covid-19-Fälle bereit. Besondere Bedeutung kommt in diesem Kontext auch unserem erfahrenen Hygieneteam sowie der Anwesenheit von klinischen Infektiologen und Antibiotikaexperten zu“, heißt es auf Nachfrage. Die Experten arbeiten interdisziplinär zusammen.
Es sei denkbar, dass in der feucht-kalten Jahreshälfte möglicherweise sowohl eine Zunahme von Covid-19-Fällen als auch eine Grippewelle auftreten könnte. Allerdings gebe es Möglichkeiten, solche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, indem beispielsweise der Anstieg von Coronaviren im Abwasser überwacht wird. Dieses Abwassermonitoring ermögliche es, den Beginn einer Coronawelle frühzeitig und zuverlässig zu identifizieren.
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Die Moerser Mediziner verzeichnen eine leichte, jedoch wahrnehmbare Zunahme der 7-Tage-Inzidenz. Dennoch profitiere NRW von „einer bemerkenswert hohen Impfquote“ – 76 Prozent der Menschen seien vollständig geimpft, wie die St-Josef-Experten sagen. Dadurch sei die Bevölkerung effektiv gegen das Coronavirus immunisiert. Die Impfung gewährleiste zwar keinen absoluten Schutz, habe jedoch nachweislich eine erfolgreiche Wirkung auf eine Milderung der Schwere der Erkrankung.
Aus dem Moerser Krankenhaus Bethanien lag auf die Anfrage vom vergangenen Donnerstag bis zum Dienstag keine Antwort vor.