Moers. Die Grafschafter Diakonie berichtet von einem interessanten Projekt: Zwölf Menschen erkunden, wie es ist, wenn man mit Demenz unterwegs ist.
„Wo geht es denn jetzt zum Marktplatz?“ Die Frage stellten sich die Teilnehmenden an der Ecke, an der die Talstraße auf die Lintforter Straße trifft, wie die Grafschafter Diakonie jetzt berichtet.
„Es gibt kein Schild, das mir zeigt, ob ich rechts oder links abbiegen soll, um zum Markt zu kommen“, stellt Eva Spiess fest. Der Ehemann der Repelenerin war in seinen letzten Lebensjahren von Alzheimer betroffen. „Mir liegt das Thema deshalb am Herzen.“ Gemeinsam mit zwölf weiteren Teilnehmenden war die Repelenerin Ende Juni zum Stadtteilrundgang der „Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz“ aufgebrochen.
Zusammen unternahmen sie den Versuch, ihren Stadtteil mit den Augen demenzbetroffener Menschen zu betrachten. Nach einem Abstecher in das Awo-Begegnungs- und Beratungszentrum und den Second-Hand-Bekleidungs-Laden „Palette 2.0“ an der Talstraße steuerten sie die Filialen von Volksbank, Sparkasse, Apotheken und Cafés an der Lintforter Straße sowie den Marktplatz an.
Kann ich mich gut orientieren? Wo kann ich die Straße sicher überqueren? Finde ich leicht eine Toilette, eine Arztpraxis oder die Apotheke? So lautete ein Teil ihrer Fragen. Ergebnisse: Ein Plus in puncto Orientierung haben zum Beispiel die Apotheken und Bankfilialen zu verbuchen. „Sie sind wegen der altbekannten und groß gestalteten Logos und Piktogramme auf den ersten Blick zu erkennen“, sagt Albert Sturtz von der Grafschafter Diakonie, der den Spaziergang zusammen mit Kollegin Iris Schwabe vom Seniorenbüro organisiert hatte.
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Bei den Arztpraxen könne die Beschilderung größer oder mit zusätzlichem Piktogramm gekennzeichnet sein. Nicht leicht falle die Orientierung etwa auch bei der öffentlichen Toilette am Marktplatz. Hier zeigt ein Hinweisschild zur danebenliegenden Bäckerei. „Wer in der Orientierung eingeschränkt ist, dem fällt es nicht leicht zu verstehen, dass die Toilette durch einen Seiteneingang um die Ecke zugänglich ist. Dazu kommt, dass an der Tür kein Toilettenschild angebracht ist“, sagt Iris Schwabe.
Eine Dokumentation der gesammelten Eindrücke mit entsprechenden Veränderungsanregungen wird jetzt an die Einrichtungen und Geschäfte in Repelen sowie die Leitstelle Älterwerden und den Seniorenbeirat der Stadt Moers versandt. „So können die Akteure im Stadtteil überlegen, ob sie etwas davon aufgreifen und mithelfen wollen, dass Repelen Schritt für Schritt demenzfreundlicher wird“, sagt Albert Sturtz laut Mitteilung der Grafschafter Diakonie.