Moers. Die Adler-Apotheke feiert 250-jähriges Bestehen und feiert mit Prominenz. Warum es nur eine geben durfte - und was Inhaber Simon Krivec vorhat.
Nur wenige Unternehmen im Land können wohl auf eine 250-jährige Geschichte blicken. Und genau genommen, ist die Historie der Adler-Apotheke am Altmarkt noch sehr viel älter. Denn schon im 13. Jahrhundert erscheint das Wappen der Apotheker-Familie von der Trappen, darin der heilkundige Mann aus Arabien, urkundlich in Köln. Am 16. und 17. Juni rollt das große Jubiläumsfest mit TV-Promi Eckart von Hirschhausen über die Bühne am Kastellplatz (siehe unten) . Anlass ist der 26. Juni 1773, an dem kein Geringerer als Friedrich der Große der Familie von der Trappen das Exklusivrecht gab, in Moers eine Apotheke zu führen, „so lange sie ordentlich geführt wurde“.
„Dadurch durfte es keinen anderen Apotheker in der Grafenstadt geben“, berichtet Simon Krivec als heutiger Inhaber. Bereits im dreißigjährigen Krieg, 1618 bis 1648, müsse es die Moerser Apotheke am Altmarkt wohl gegeben haben, erzählt er. „Fest steht, dass Konradus von der Trappen 1685 urkundlich erwähnt wird, weil er einen Ehevertrag mit Margarete op den Acker schloss, wobei er die Apotheke in die Ehe einbrachte.“
Das Exklusivrecht hielt nicht lange. „Mit der Besatzung der Franzosen um 1800 bescherte Napoleons Code Civil den Menschen auch am Niederrhein die Gewerbefreiheit. „Zuvor gab es viele Anfeindungen, das Privileg zu kippen“, erzählt Krivec. Ein Apotheker aus Orsoy wollte sich ebenfalls in Moers niederlassen und spann Intrigen. Bis Friedrich Wilhelm von Preußen ein Machtwort sprach, man solle ein für allemal Ruhe halten.
Adler auf Denkmal schaut zur Apotheke
Die Apotheke hieß lange Zeit „Trappensche Apotheke“, bis einige Jahre nach Abzug der Franzosen um 1835 der Patriotismus das Land ergriff: „Wohl aus Verbundenheit mit dem preußischen Königshaus nannte man sich von da an Adler-Apotheke“, berichtet Simon Krivec. Interessant sei auch, dass der Adler auf dem Denkmal am Altmarkt direkt zur Apotheke herüber schaue. „Aber das kann auch Zufall sein...“
In früheren Jahren erhielt die altehrwürdige Apotheke ein damals „schickes“ Aussehen mittels einer schwarzen Marmorfassade. „Das hat mein Vater, Günter Krivec, später wieder rückgängig gemacht, um wieder eine möglichst originalgetreue Optik zu bekommen“, berichtet der Sohn. Bemerkenswert sei, so Krivec, dass die Apotheke im Laufe der Jahrhunderte immer in Familienbesitz blieb. „Wenn es keinen direkten Erben gab, wurde auch schon mal innerhalb der Familie die Apotheke an zum Beispiel einen Neffen weitergegeben.“ Dies war beispielsweise 1861 der Fall, als Friedrich Wilhelm von der Trappen die Apotheke von seinem Onkel übernahm.
Doch 1971 verpachtete die Apothekenwitwe Erni von der Trappen, da es keinen weiteren Apotheker mehr in der Familie gab, an den Moerser Apotheker Günter Krivec. Dieser ist heute 81 Jahre alt und Privatier. „Vater hatte das Geschäft zunächst gepachtet“, berichtet Simon Krivec. Später habe der Senior das Gebäude dann doch gekauft.
1979 kam Durchbruch zum Nachbarhaus
1979 wurde es in dem denkmalgeschützten Haus am Altmarkt zu eng. Ein Durchbruch zum Nachbarhaus erfolgte, auch dies steht unter Denkmalschutz. „Es war ein großes Glück, dass diese schönen alten Häuser im Weltkrieg verschont blieben“, meint Simon Krivec. Laut Denkmalbehörde prägten sie das Gesicht des Altmarktes.
Seit 2019 führt Simon Krivec die Adler-Apotheke und die Apotheke am Neumarkt, Bruder Julius die Aesculap-Apotheke am St. Josef-Hospital sowie die Apotheke am Kö. Schwester Judith ist Filialleiterin am Neumarkt. Was viele nicht wissen: „Wir sind eine der ganz wenigen Apotheken in Deutschland mit einem Labor für die sterile Herstellung von Palliativ-Medikamenten, onkologischen Infusionen und ähnlichem“, sagt der Apotheker. Das bestehende Labor werde inzwischen ebenfalls zu klein. „Daher haben wir gerade das ehemalige KRZN-Gebäude sowie ein weiteres Grundstück in Genend gekauft. Dort gibt es neben einem zweiten Laborstandort und dem Logistikzentrum seit diesem Mai auch eine neue Filialapotheke.“
Dies ergebe auch Sinn, weil es in der Innenstadt wenig Raum für die Fahrzeugflotte mit den rund 30 Fahrern gebe. Man beliefere Krankenhäuser und Altenheime bis hin zu einer Uni-Klinik im Ruhrgebiet. Auch sei der Beratungsbedarf beispielsweise von Palliativ-Patienten sehr gestiegen. Dafür gebe es eine Rufbereitschaft. „Eine Apotheke ist eben viel mehr als nur Aspirin zu verkaufen“, weiß der Fachmann.
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Am Freitag, 16. Juni, steigt auf dem Kastellplatz die Feier „250 Jahre Königlich-Privilegierte Adler-Apotheke“ mit knapp 1000 ausschließlich geladenen Gästen. Unter anderem spricht Landrat Ingo Brohl. Für Lacher will der Arzt, Kabarettist und Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen als Stargast sorgen.
Am Samstag findet das Bürgerfest für jedermann statt, mit Aktionsständen beispielsweise vom Moerser SC oder der Stiftung deutsche Sporthilfe. Es gibt verschiedenste Unterhaltung auch für die Kinder.
Ab 13 Uhr steigt ein Bühnenprogramm, ab 14.30 präsentiert Simon Krivec einen Vortrag über die Adler-Apotheke und ihre Geschichte. Dazu wurde eigens im Apotheken-Museum in Kiel ein Video gedreht.
Die große Sommerparty von 18.30 bis 24 Uhr ist bereits ausverkauft. Moerser Gastronomen liefern dafür das Catering, Livemusik und ein DJ sorgen für Stimmung.
Wegen des Street Food & Music-Festivals (8. bis 11. Juni) steht der komplette Kastellplatz, wie berichtet, seit Dienstagabend nicht mehr als Parkplatz zur Verfügung. Da sich Aufbau und Feier des Apothekengeburtstags anschließen, bleibt ab Montag, 12. Juni, der hintere Teil der Fläche vor dem Terheydenhaus bis Montag, 19. Juni, für Pkw gesperrt.