Moers. . Günter Krivec übergibt seine drei Apotheken seinen Kindern. Dass er 1986 die Adler-Apotheke kaufen konnte, verdankt er einem Moerser Gastronom.

Am heutigen Freitag endet eine Ära in Moers. Günter Krivec, wohl der bekannteste und einflussreichste Apotheker in der Grafenstadt, übergibt nach fünf Jahrzehnten als Pharmazeut seine drei Apotheken an seine Kinder Judith, Simon und Julius. Im Rückblick wundert sich Krivec, wie sehr Zufälle und Umstände, auf die man selbst kaum oder gar keinen Einfluss hat, den Lebensweg bestimmen können.

Das geht schon los mit der Berufswahl. Die Weichenstellung Richtung Pharmazie haben Günter Krivecs Eltern vorgenommen: „Sie haben mich auf das naturwissenschaftlich ausgerichtete Franz-Haniel-Gymnasium geschickt statt auf das altsprachliche Adolfinum, weil die Buskarte dorthin 20 Pfennige billiger war“, erzählt der gebürtige Scherpenberger. Nach einem Schulpraktikum in einer Apotheke in Hochheide entschloss er sich zum Pharmaziestudium und begann im Januar 1969 als so genannter „Kandidat der Pharmazie“ in einer Apotheke in Herne den letzten Teil seiner Ausbildung.

Zurück in die Heimatstadt

Zwei Jahre später – Günter Krivec war inzwischen verheiratet und Vater einer Tochter – ergab sich die Gelegenheit, die Adler-Apotheke in Moers zu pachten, die seit ihrer Gründung 1635 im Besitz einer Familie von Trappen war. „Ich wollte unbedingt zurück in meine Heimatstadt“, erklärt Krivec und erinnert sich amüsiert, wie er als einer von 50 Bewerbern auf dem Altmarkt stand, die nach und nach mit einem weißen Taschentuch herangewunken wurden.

Dass Günter Krivec einige Jahre später auch Eigentümer der Adler-Apotheke werden konnte, lag zunächst mal nicht an ihm, sondern an der Entscheidung eines anderen Moersers. Michael Kurlbaum, Neffe der Apothekenbesitzerin, sollte eigentlich Chef am Altmarkt werden. Doch „Pharmazie war überhaupt nicht meine Welt“, sagt Kurlbaum. Ihn drängte es in die Gastronomie, 1986 eröffnete er sein Restaurant in der Burgstraße.

Stark im Immobiliengeschäft

Und Günter Krivec konnte die Adler-Apotheke kaufen. Sie war der Ausgangspunkt für den Aufstieg des heute 76-Jährigen. Er baute ein leistungsfähiges Labor auf, das nicht nur seine inzwischen drei eigenen Apotheken beliefert. Krivec beliefert Krankenhäuser und andere Apotheken und stemmt eine 24-stündige Palliativversorgung. Obendrein ist der Pharmazeut stark im Immobiliengeschäft vertreten, „ursprünglich, um Raum für meine Apotheken zu schaffen“, wie er versichert. Sein Interesse geht aber auch darüber hinaus. Er hat die Ärztehäuser am Neumarkt und jüngst am St. Josef-Hospital gebaut und vermarktet. Für seine Unternehmungen arbeiten 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Verwaltung und der Neubau von Immobilien sollen Günter Krivec weiter beschäftigen, zumal die Architektur seine „heimliche Liebe“ sei: „Ich kann nicht den ganzen Tag auf der Couch sitzen oder im Schlosspark spazieren gehen.“

Alle Mitarbeiter gehen mit

Doch aus den Apotheken werde er sich heraushalten, verspricht Günter Krivec. Aus einem Unternehmen für alle Apotheken sind inzwischen drei geworden. Tochter Judith Homberg-Gruner übernimmt die Apotheke am Neumarkt, Sohn Julius Krivec leitet fortan die Aesculap-Apotheke am St. Josef und Sohn Simon die Adler-Apotheke.

Nach Überzeugung von Simon Krivec sind die Zeiten für Apotheken unruhig und kaum vorhersehbar. Der Druck der Versand-Konkurrenz werde zunehmen, so dass man sich noch mehr als bisher von der „normalen“ Apotheke werde absetzen müssen. Doch es gebe durchaus lukrative Nischen, so Simon Krivec, und: „Wir übernehmen von unserem Vater bestens geführte Apotheken, alle Mitarbeiter gehen mit uns den Schritt in die Zukunft. Uns ist nicht bange.“