Neukirchen-Vluyn. Tritte, Schläge und Beleidigungen: Randalierende Jugendliche sind auf der Kirmes in Neukirchen-Vluyn höchst aggressiv gegen Polizisten geworden.

Die Polizei musste am Wochenende gleich mehrmals auf der Vluyner Kirmes einschreiten. Dabei wurden Beamte wiederholt attackiert und beleidigt, berichtet die Polizei am Montag in einer Pressemitteilung.

Zum ersten Einsatz kam am Freitag gegen 20.50 Uhr. Besucher hatten gemeldet, dass ein Rollerfahrer rücksichtslos durch die Menschenmenge auf dem Rummel fuhr. Polizisten trafen den 17-jährigen Vluyner noch auf der Kirmes an, sein Fahrzeug hatte er unterdessen hinter einem Haus versteckt. Er trat den eingesetzten Beamten aggressiv gegenüber und versuchte, sich mit Schlägen, Tritten und Beißen der Kontrolle zu widersetzen, meldet die Polizei.

Jugendliche solidarisieren sich mit dem Randalierer gegenüber der Polizei

Bei seinem Transport zur Polizeiwache nach Moers habe er erhebliche Gegenwehr geleistet und einen 50-jährigen Polizisten leicht an der Hand verletzt. Ein Arzt entnahm dem 17-Jährigen eine Blutprobe, da der Verdacht besteht, dass er seinen Roller unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol gefahren hatte.

Doch dies ist noch nicht alles. Während des Polizeieinsatzes, so heißt es im Bericht weiter, solidarisierten sich gleichaltrige Kirmesbesucher und störten die Maßnahme der Polizisten massiv. Die Beamten videografierten den Einsatz mit ihren Bodycams. Aus der Gruppe der Jugendlichen trat ein 15-jähriger Moerser hervor, der die Beamten bei ihrer Arbeit massiv störte, sie beleidigte und bedrohte. Auch er ist zur Polizeiwache Süd gebracht worden, um dort seinen Erziehungsberechtigten übergeben zu werden.

15-Jähriger schlägt bei Übergabe an Großmutter unvermittelt einen Polizisten

Der Teenager habe sich aber „fortlaufend uneinsichtig“ gezeigt, berichtet die Polizeipressestelle. Bei der Übergabe an dessen Großmutter und Tante schlug der 15-Jährige unvermittelt einen Polizisten, sodass es ihn direkt wieder in das Polizeigewahrsam zurückging. Ihn erwartet ein Strafverfahren wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Auch bei seiner späteren Entlassung habe sich der Jugendliche immer noch abfällig und uneinsichtig verhalten.

Am Sonntag der nächste Einsatz: Gegen 0.30 Uhr meldeten Kirmesbesucher erneut eine Gruppe von randalierenden Jugendlichen. Den Polizisten fiel besonders ein 17-jähriger Vluyner auf, der aggressiv aus der Gruppe hervorstach. Er erhielt einen Platzverweis für das Kirmesgelände. Dieser Maßnahme wollte der 17-Jährige offenbar nur widerwillig folgen. Stattdessen beleidigte er die Polizisten und versuchte zu fliehen, heißt es in dem Bericht. Ein Diensthund stellte den 17-Jährigen.

Beim Transport zur Polizeiwache Moers leistete er massiv Widerstand. Zudem beleidigte und bedrohte er die Polizisten fortlaufend. Auch bei Übergabe an seinen Vater in der Polizeiwache konnte er sich nicht zügeln und beleidigte eine weitere Polizistin. Ihn erwartet ebenfalls eine Strafanzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.

Schausteller: Familienkirmes wird in Verruf gebracht

Kopfschütteln über die Vorgänge herrscht auch bei den Schaustellern. „Das ist eigentlich eine schöne Familienkirmes“, sagt beispielsweise Michael Zajuntz, der in Vluyn mit einem Imbisswagen vertreten ist. „Die wird durch solche Vorkommnisse in Verruf gebracht. Die Veranstalter, die Kirmesbesucher, wir Schausteller – alle leiden darunter.“

Die Vorkommnisse beschäftigen auch Bürgermeister Ralf Köpke. „Wir werden Konsequenzen ziehen für die nächste Großveranstaltung“, kündigt er an. Und weiter: „Wir waren alle unvorbereitet, hatten sowas nicht erwartet.“ Nächste Woche soll es ein Treffen mit der Polizei geben. Köpke: „Dort entscheiden wir, wie wir in Zukunft mit sowas umgehen werden. Ob es ein Glasverbot geben wird oder eine zusätzliche Sicherheitsfirma beauftragt wird – das wissen wir noch nicht.“

Über Randale auf der Kirmes hatten Bürgerinnen und Bürger bereits am Wochenende in den Sozialen Medien berichtet. Die NRZ erhielt auf ihre Nachfrage am Sonntag bei der Leitstelle der Kreispolizei aber keine Antwort.(lb/wit)