Moers. Fingerfood, Henna-Tattoos, Klimaaktivisten und wilde Kinder: Was das Moers Festival 2023 den Besuchern abseits der Konzerte bietet.

Besser könnte die Stimmung kaum sein: Während auf der Bühne am Rodelberg das Ganelin Trio Priority auch jenseits des Zaunes für Moers-Festival-Sound sorgt, haben es sich kleine Grüppchen und Paare auf der Wiese davor mit Decken und mitgebrachten Getränken bequem gemacht. Musik hören, in der Sonne liegen und chillen – das scheint vielen an diesem Pfingstwochenende das entspannteste Festival-Programm. Musik ist überall – auch in der weitläufigen Budenstadt zwischen Gymnasium Filder Benden und Enni Eventhalle.

Gabi Zelter verkauft seit „ungefähr 30 Jahren“ Textilien, Schmuck und mehr aus Afrika und Asien. Nach der „Parkplatzzeit“, wie Zelter die Zeit des Händlermarktes vor der Halle nennt, habe sie erst einmal Pause gemacht, sagt sie: „Das war dort immer so staubig, nicht so chillig wie jetzt hier wieder.“

Der Händlermarkt bleibt einer der Anziehungspunkte für viele Besucher.
Der Händlermarkt bleibt einer der Anziehungspunkte für viele Besucher. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Olivia Zelosko zeichnet an ihrem Stand gerade mit Henna einen Totenkopf auf einen Kinderarm. Drei Euro kostet das Kindertattoo, ansonsten sind die bis zu zwei Wochen haltbaren Tattoos mit Motiv nach Wahl ab fünf Euro zu haben. „Vieles hier ist besser als im letzten Jahr“, sagt Annika (38), deren Sohn Jannis (7) jetzt als Pirat unterwegs ist. „Diesen Standort vor dem Rodelberg finde ich richtig schön.“

Nachhaltigkeit ist auch in diesem Jahr ein Thema auf dem Händlermarkt. Melike Kaleioglu verkauft an ihrem Stand unter anderem Halsketten und Armbänder aus alten Saiten. „Ich spiele selber Geige“, sagt die Duisburgerin, „und ich mag keine Sachen wegschmeißen, die man noch verwenden kann.“ Im Vintage-Bus ein paar Meter weiter kann wer mag kiloweise Second-Hand-Kleidung kaufen. Je nach Qualität sei das Kilo zwischen 20 und 100 Euro zu haben, erklärt Wiesje aus Nimwegen. Seit sechs Jahren kommt sie mit ihrem Bus nach Moers: „Ich mag das hier, weil hier so viele verschiedene Menschen zusammenkommen.“

Olivia Zelosko bietet Henna-Tattoos an.
Olivia Zelosko bietet Henna-Tattoos an. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

In Höhe des Streichelzoos ist das Land, „wo die wilden Kinder wohnen“ – so hat das Festivalteam das Areal genannt, in dem Programm für Kinder angeboten wird. Das ist in diesem Jahr besonders umfangreich und kreativ. Das Spielmobil ist da, es gibt zum Beispiel Lesungen oder Instrumente-Schnupperstunden mit Festival-Musikern. Pina (7) hat zum ersten Mal in ihrem jungen Leben Schlagzeug gespielt, ihre Schwester Franka (4) mag den Drumstick gar nicht mehr hergeben. „Ich bin überrascht, dass es hier so viele Angebote für Kinder gibt“, sagt Mutter Nelly Heitbaum aus der Umgebung von Köln. Mit Mann und Kindern hat sie über Pfingsten eine Ferienwohnung in Moers gemietet, um als Familie das Festival zu erleben.

Silja Ahlemeyer liest Kindern vor.
Silja Ahlemeyer liest Kindern vor. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Am Stand der Klimaaktivisten der Letzten Generation laden Sylvia Johst und ihr Team Besucher ein, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. „Wir sind auf Einladung des Festival-Teams hier“, sagt die Aktivistin. Wie die Resonanz ist? „Etwa fifty-fifty“, sagt Johst: „Natürlich kommen die Leute in erster Linie wegen der Musik zum Festival und nicht, um zu diskutieren.“ Die einen äußerten zum Teil heftige Kritik, andere wollten sich einfach mal aus erster Hand informieren.

Wie und wo Händlermarkt und Gastromeile im nächsten Jahr platziert werden, steht noch nicht fest. Die nächste Baustelle im Park steht an – der Streichelzoo wird umgebaut...