Moers. Moers informierte über den geplanten Bau neuer Flüchtlingsunterkünfte. Grundstück sorgt für Diskussionen - Bürger fragen nach Alternativen.
Die Moerser Stadtverwaltung hat am Dienstag und Mittwoch über ihre Pläne für neue Flüchtlingsunterkünfte informiert. Die erste von zwei Gesprächsrunden fand am Dienstag bei der Freien Evangelischen Gemeinde Schwafheim statt, die zweite am Mittwoch in der Aula der Regenbogenschule in Repelen.
Am Mittwoch kamen rund 30 Gäste zu der Runde in Repelen. Im Moerser Norden geht es um zwei Gebäude, die an der Otto-Lilienthal-Straße im Gewerbegebiet Genend gebaut werden sollen. Das Grundstück muss die Stadt für rund 244.000 Euro kaufen. Während der Veranstaltung am Mittwoch kam die Frage nach dem aktuellen Eigentümer auf. Laut Antwort der Stadtverwaltung ist das die Grafschafter Grundstücksgesellschaft, einst gegründet, um die Gewerbeflächen in Genend zu verkaufen.
Wie schon auf der Versammlung in Schwafheim kam in Repelen die Frage nach alternativen Standorten für die Unterkunft auf. Bürgermeister Christoph Fleischhauer wies darauf hin, dass andere Standorte geprüft worden seien. In einem am Mittwoch konkret genannten Fall seien zudem die Instandsetzungskosten zu hoch gewesen. André Bröcking von der städtischen Asylbetreuung sagte, zunächst sollten Flüchtlinge aus dem Hotel van der Valk und aus Sporthallen in die neuen Unterkünfte kommen.
Am Dienstagabend war es hauptsächlich um das geplante Gebäude im Bereich Römerstraße/Länglingsweg gegangen. Rund 160 Bürgerinnen und Bürger waren in den Saal der Freien Evangelischen Gemeinde gekommen. Bürgermeister Christoph Fleischhauer, der Verwaltungsvorstand und Fachleute stellten sich den Fragen und der Kritik der Menschen.
Und Fragen gab es viele, etwa 40 waren bereits im Vorfeld bei der Stadtverwaltung eingegangen. Aus den Fragen und Stellungnahmen am Dienstagabend wurde deutlich: Die Schwafheimer heißen Flüchtlinge willkommen. Gleichzeitig befürchten viele, dass die angekündigten 200 Flüchtlinge zu viel für den kleinen Stadtteil im Moerser Süden sind. Ebenfalls viele fühlen sich bei der Entwicklung von der Stadt zu spät informiert. Ebenso fragen sich viele, ob der von der Stadt ausgesuchte Standort der richtige ist.
Besonders deutlich wurden diese Bedenken am Beispiel eines direkt betroffenen Schwafheimers. Er habe „nicht mehr entspannt geschlafen“, seit er von dem Beschluss gehört habe. Nach den bisher erkennbaren Planungen seien die beiden Gebäude für ihn „vollkommen unzumutbar“, er befürchtet einen starken Wertverlust seines Grundstücks.
Stadtplaner Martin Dabrock sagte dazu, es handele sich um eine Skizze, und: „Die genaue Konfiguration der Gebäude wird sich noch herausstellen, und auch die Zuwegung wird uns noch beschäftigen.“
Anderer Gäste fragten, warum nicht Gebäude wie etwa Berufskollegs für die Unterbringung von Flüchtlingen instandgesetzt werden könnten oder bestehende, eingeschossige Flüchtlingsunterkünfte aufgestockt werden könnten. Stadtbaudezernent Thorsten Kamp: „Die Berufskollegs werden noch genutzt, weil der neue Campus noch nicht fertig ist, bestehende Unterkünfte können wegen des dann fehlenden Brandschutzes nicht aufgestockt werden.“
Eine Frau, die erst in diesen Tagen nach Moers-Schwafheim gezogen ist, schilderte Beschwerden, die aufgetreten seien, nachdem sie von den Planungen für die beiden Gebäude erfahren habe. Unter Beifall sagte sie: „200 Menschen, das ist für Schwafheim zu viel.“
Bürgermeister Christoph Fleischhauer zeigte Verständnis: „Diese Darstellung trifft uns auch.“ Mit Blick auf den genauen Standort der beiden dreigeschossigen Gebäude sagte er: „Wir machen uns noch einmal Gedanken über die Abstände.“
Vertrag mit Hotel van der Valk verlängert
Wie Fleischhauer sagte, würden die Aufträge für den Bau in diesen Wochen vergeben, die Umsetzung könne bis zu zehn Monate dauern. Deshalb sei der Vertrag mit dem Moerser Hotel van der Valk bis Ende Januar 2024 verlängert worden. Dort sind seit Monaten dutzende Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht, die schwerpunktmäßig nach Schwafheim kommen sollen, wenn die Gebäude stehen.