Moers. Eine Messe in Moers zeigt, warum sich Besucher über Vinylplatten, Tonbandgeräte und Röhren begeistern. Das Prunkstück der Schau wiegt 300 Kilo.

Wenn die Nadel über die Schallplatte fährt und sich unweit davon ein Tonband dreht, könnte man sich fast wie im nostalgischen Schwarz-Weiß-Film fühlen. Doch eben dieses Szenario war am Wochenende Realität. Warum sowohl Schallplatte als auch Tonbandgeräte nicht verstaubt sind und weshalb sie sich wachsender Beliebtheit erfreuen, konnte man am Samstag und Sonntag im Hotel Van der Valk erfahren. Die Analogue Audio Association lud bei freiem Eintritt zum 34. Analogforum ein.

„Strictly analogue“ (streng analog) lautete das passende Motto, wie ein Blick in die Hotelhallen und -zimmer bestätigte. Hunderte Besucher erkundeten besondere Sammlerstücke, altbewährtes Zubehör und Neues von der Vinylplatte bis zum Tonbandgerät. Long Player, Master-Bänder, Phono- und Tuningzubehör, Röhren, Sammlerstücke und streamingfähige Verstärker ließen Sammlerherzen höher schlagen. Die analogen Mitschnitte mehrere Konzerte, die das Kulturbüro organisierte, wurden über Nacht gemastert und präsentiert. In spannenden Workshops zeigten Experten beispielsweise zudem, was Tonarme sind und wie man mit Plattenwaschmaschinen Plattensammlungen reinigt.

Auch ein solches Tonbandgerät wurde in Moers gezeigt.
Auch ein solches Tonbandgerät wurde in Moers gezeigt. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

25 Stände waren im Untergeschoss aufgebaut, Hotelzimmer im Obergeschoss als Hörräume umfunktioniert. „Schön, dass die Nachfrage in Moers groß ist und wir an Erfolge unseres Analogforums bis 2019 in Krefeld anknüpfen“, freute sich Michael Vorbau, Schriftführer der 1990 gegründeten Analogue Audio Association, die heute 900 Mitglieder hat. Vorbau kam durch seine Mutter, die eine Gastronomie mit Diskothek betrieb, zur analogen Musik und begann Anfang der 2000er mit Plattensammlungen.

Lautsprecherbox per Aufzug nach oben

„Wir haben unter anderem eine 300 Kilogramm schwere Lautsprecherbox mit dem Aufzug hochtransportiert“, sagte Vorbau und spielte auf einem 45 Jahre alten Tonbandgerät den glasklaren Klang vor. „In den 1960er Jahren gab’s fast in jedem Haushalt ein Tonbandgerät, eine Schallplatte kostete gut 20 Mark.“ Was eines der Tonbänder wertvoll machte: „Die Musiker haben ihre Lieder durchgespielt, ohne Unterbrechung. Eine Rarität in Zeiten, in denen Musik im Tonstudio bearbeitet und Musik online gestreamt wird.“

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Wenige Meter weiter konnte man Vinylraritäten von Blue Note bis zu Interpreten wie Andrew Lloyd Webber und Elvis Presley erwerben. „Gut, dass es hier möglich ist, Vinyls und Geräte, die man meist nur im Internet kaufen kann, live anzusehen und anzuhören“, freute sich der Moerser Besucher Ulrich Juchhoff. Mit Kopfhörern reinhören konnte man bei Frank und Kim Levin aus Solingen: „Wir entwerfen Schallplattenspieler und Kopfhörerverstärker.“ Wo Analogmusik besonders beliebt ist? „Asien und Amerika. Die Haptik wird geschätzt. Man packt die Schallplatte aus, muss nichts herunterladen, kann loslegen und es macht einfach Freude.“