Moers. Christoph Santer ist Metzger mit Leib und Seele. Für die Zukunft sucht er eine Nachfolge. Ansonsten will er anders auf Kundenwünsche reagieren.
Christoph Santer trat mit 14 Jahren seine Metzgerlehre im väterlichen Betrieb an. Sein Leben lang hat der 62-Jährige für das Familienunternehmen gearbeitet. „Und ich bin immer noch mit Leib und Seele Metzger“, sagt der Meister stolz. Um die Zukunft seines Geschäftes an der Hülsdonker Straße 43 aber ist er besorgt. „Nachwuchs ist knapp, und so gut wie keiner interessiert sich heute für die Übernahme einer Metzgerei.“
Was kaum verständlich ist; versorgen Santer und sein Team doch bis heute die Einwohner Hülsdonks und der Innenstadt mit gutem Fleisch und frischen, nach alter Sitte hergestellten Wurstwaren. Bekannt ist die Metzgerei auch für ihren gut bürgerlichen Mittagstisch. Der ist bei vielen Stammkunden heiß begehrt. So halten viele Moerser schon seit Jahren ihrem Metzger die Treue. „Es gibt immer noch viele Menschen, die ein gutes Stück Fleisch und hausgemachte Wurst zu schätzen wissen“, berichtet der Fachmann.
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Das Metzgerhandwerk hat im Hause Santer eine fast 100-jährige Tradition. Gründer des Familienunternehmens war Großvater Hans Santer, der sich um die 1930-er Jahre an der Cecilienstraße in Scherpenberg mit seiner Fleischerei niederließ. Ihm folgten Hans-Herbert und Renate Santer, von denen Sohn Christoph Santer den Betrieb 2002 übernahm. „Auch viele unserer Verwandten waren oder sind Metzger“, schildert Santer.
Der Metzger hat alle Hebel in Bewegung gesetzt
Doch so langsam denkt der Chef an den Ruhestand: „Ich bin jetzt 62. Mit 66,5 Jahren könnte ich aufhören“, berichtet der Meister. Tatsächlich habe er inzwischen alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen Nachfolger zu finden. „Ich habe auch einen Fachmann bei der Kammer gefragt, ob er nicht eine Liste von Interessenten für Betriebsübernahmen hätte. Der meinte: Null in ganz NRW.“ Zudem: „Auch Lehrlinge gibt es so gut wie nicht mehr.“ Daher gehe in der Region schon länger das Metzgerei-Sterben um. „Früher gab es mehrere Metzgerläden in jedem Stadtteil“, erinnert sich Santer.
Das Geschäfts- und Wohnhaus an der Hülsdonker Straße bauten die Eltern 1950. „Wir lebten hier, ich wurde in Hülsdonk groß. Aber unser Laden lag damals noch in Kapellen“, berichtet der Meister. Dort ernährte der Bergbau seinen Mann – und auch die Geschäfte des Metzgers liefen prima.
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„Ich weiß noch, dass viele Kunden anschreiben ließen. Wenn die Familien die Lohntüten bekamen, wurde bezahlt. Dann war immer richtig was los bei uns im Laden.“ Als die Zechenschließung Ende der 1970er Jahre absehbar war, verlegte Vater Hans-Herbert Santer den Laden zur Hülsdonker Straße an den jetzigen Standort. „Bis dahin war der Laden verpachtet.“
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So ganz trübe sind die Aussichten für den traditionsreichen Metzgerladen aber nicht. Ingrid Werner, langjährige Lebensgefährtin und Mitstreiterin Christoph Santers im Laden, weiß: Der Trend gehe heute zu fertigem Essen. Oft sei die Zeit zum Kochen knapp. Der Meister: „Wir überlegen, wenn sich bis zu meiner Rente kein Metzger-Nachfolger findet, ob wir den Betrieb nicht umstrukturieren und ihn komplett auf hausgemachte Gerichte umstellen.“ Bei Interesse könnte eine Kraft aus den eigenen Reihen mit dem nötigen Know-how das Geschäft womöglich doch noch weiterführen.