Neukirchen-Vluyn. Der Kleingartenverein „Unsere Scholle“ wird 90 Jahre alt. Warum das Gärtnern auf der eigenen Scholle bei jungen Familien wieder so beliebt ist.

Es sind 109 Familien, die auf 109 Parzellen Ackerland Obst und Gemüse anbauen und nach getaner Tat den Feierabend im Grünen genießen. Seit 90 Jahren ist das schon so. Die Freude am eigenen Garten ist aktueller denn je. Vor allem junge Familien wissen den Kleingarten wieder zu schätzen. Mit einem großen Sommer-Jubiläumsfest feiern die Mitglieder des Kleingartenvereins „Unsere Scholle“ das runde Jubiläum der Gemeinschaft.

Die Parzellen der Hobbygärtner verteilen sich auf drei Standorte in der Stadt: „Wir bilden sozusagen das grüne Band in Neukirchen-Vluyn“, fasst es Markus van der Ende als zweiter Vorsitzender zusammen. „Es gibt je eine Anlage am Fürmannsheck, am Hugengraben und an der Siebertstraße.“ Wobei sich das Vereinsheim am Fürmannsheck befindet.

Es waren Bergleute der Zeche Niederberg, die den Verein Unsere Scholle 1933 gründeten. „Damals stiftete die Bergwerksgesellschaft den Leuten das Land“, ergänzt der Vorsitzende Jürgen Haßhoff. Das „Grabeland“, wie es damals hieß, sollte der Selbstversorgung der Bergmannsfamilien dienen. Den Kumpeln ging es wie vielen Menschen damals nicht gut. „Obst, Gemüse, Kartoffeln, alles, was in der Küche gebraucht wurde, bauten die Bergleute an.“

Gärten haben Erholungswert

Bis heute hat sich das nicht geändert. Obwohl es in den vergangenen Jahrzehnten auch Tiefpunkte in der Beliebtheit der Kleingärten gab und die Parzellen wenig begehrt waren, haben die Menschen heute die Vorzüge des Grabelandes wieder entdeckt. „Selbst angebautes Gemüse schmeckt besser, es ist preiswert und umweltfreundlich“, sagt der Vorsitzende. Und: „Die Kinder können hier im Grünen aufwachsen, die Gärten haben auch einen Erholungswert“, sagt Haßhoff. „Dieser war früher verpönt, da wurde das Land ausschließlich zum Anbau verwendet.“

Kartoffeln und Tomaten stehen heute hoch im Kurs bei den Kleingärtnern. Und manch Hobbygärtner greife, um dem Wachstum nachzuhelfen, auch schon mal zu ungewöhnlichen Mitteln: „Ein Mitglied düngt sogar mit Elefantenmist aus dem Zoo“, sagt der Vorsitzende lächelnd. Ein anderer habe eine Vorliebe für die tropische Bananenstaude, die im Sommer so herrlich üppig auf seiner Parzelle gedeihe. Am Rande: „Wer bei uns neues Mitglied wird, hat gute Aussichten, noch dieses Jahr einen Garten zu bekommen“, rührt van der Ende die Werbetrommel.

Gärtnern in der vierten Generation

Der Altersdurchschnitt der Mitglieder liege tatsächlich bei über 50 Jahren, weiß Elfie Trommen als Schriftführerin. „Unser Jüngster ist 25, der Älteste ist 90 Jahre alt“, sagt sie. Einer, der am längsten im Verein ist, ist Ehrenmitglied Jürgen Liebke (79): „Dieses Jahr bis ich 50 Jahre dabei“, sagt das Ehrenmitglied. Er war auch der Erste, der als Nichtbergmann 1973 in den Verein eintreten durfte. Ein Highlight sei der Neubau des Vereinsheims am Fürmannsheck gewesen. „Ottmar Fluch hat als neuer Vorsitzender in den 70-er Jahren viel frischen Wind in den Verein gebracht.“ Und: „Die Parzelle der Familie Hahn wird übrigens schon seit 1933 in vierter Generation bearbeitet“, weiß Liebke.

Im Jubiläumsjahr haben die Kleingärtner eine Kartoffel-Aktion gestartet. „Wir haben, von der Sparkasse gesponsert, Pflanzkartoffeln bekommen. Viele Mitglieder machen da mit und setzen sie auf ihrem Land“, berichtet der Vorsitzende. „Die Ernte spenden wir dann für die Neukirchen-Vluyner Tafel.“ Noch ruhe die Arbeit auf den Parzellen, aber mit steigenden Temperaturen könne man endlich wieder mit dem Anbau beginnen.