Neukirchen-Vluyn. Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Niederberg befassen sich intensiv mit dem Bergbau. Wo sie jetzt tolle Ergebnisse ihrer Projekte zeigen.

Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Niederberg versetzen sich in die Zeit vor hundert Jahren. Mit Originalkleidern und in Museumskulissen in der Region. „Wir haben es echt leicht und können zur Schule gehen, statt Kartoffeln zu ernten“, fasst es Darlen Boulanger vom Jahrgang 12 zusammen. Sie und ihre Mitschüler stellen die Ergebnisse des Schulprojektes am Freitag vor.

Das Geschichts- und Kulturprojekt hat sich der Kulturagent der Gesamtschule, Andreas Baschek, einfallen lassen, um den Jugendlichen die Ortsgeschichte der Stadt auf künstlerische Weise nahezubringen. Er war es auch, der alle mitwirkenden Vereine und Institutionen mit ins Boot geholt hat sowie die 6000 Euro Fördergelder aus dem Landesbildungsfonds für Busfahrten, Künstlerhonorare, Materialien und vieles andere hereinholte. Und: „Der Förderverein steuerte zehn Prozent Eigenanteil bei.“

Das ist auf den Fotos zu sehen

Alle Jahrgänge ab Klasse 9 beteiligten sich an dem Projekt, das nicht nur das Landleben, sondern auch den Alltag der Bergarbeiter und ihrer Familien abbildet. So befassten sich die Schüler des Jahrgangs 12 beispielsweise damit, wie ihr Leben wohl vor hundert Jahren ausgesehen hätte.

Zusammen mit der Moerser Fotografin Andrea Zwrzlak entstanden dann zwölf großformatige Fotos von Schülern in Originalkleidung, wie sie beispielsweise im Haus des Bergmanns in Kamp-Lintfort in der Bergmannsküche das Essen zubereiten. Andere wieder stiegen in die Bergmannskluft und posierten im Lehrstollen als Kumpel. Die beeindruckenden Fotos von jungen Gesichtern in alter Kulisse sind bis zum Sommer in der Schulstraße zu sehen. „Wir hatten tolle Kooperationspartner, die uns viele Utensilien zur Verfügung stellten“, bedankt sich Fotografin Andrea Zwrzlak.

Anwesend bei der Präsentation sind auch ehemalige Bergleute aus Neukirchen-Vluyn sowie Vertreter des Vereins für Bergmannstradition. Sie singen zusammen mit den Jugendlichen das Steigerlied im Schulfoyer und beantworten Fragen der jungen Leute. Ein Teilprojekt ist auch die einige Meter lange, von den Schülern naturgetreu gestaltete Vitrine. Da ist eine lebensgroße Bergmannspuppe mit dem Presslufthammer im Stollen bei der Arbeit zu sehen. Auch ein großer Klotz Steinkohle prangt darin. „Das ist schon lebensecht gemacht“, lobt Norbert Ballhaus vom Verein zum Erhalt der Bergmannstradition.

Gemeinsam singen die Bergmänner, die Schülerinnen und Anwesenden das Steigerlied in Neukirchen-Vluyn.
Gemeinsam singen die Bergmänner, die Schülerinnen und Anwesenden das Steigerlied in Neukirchen-Vluyn. © FFS | Volker Herold

Daneben gibt es Kohlezeichnungen von Schülern mit Bergmannssprüchen, dem Steigerlied-Text und vielem anderen, was den Bergbau ausmachte. Auch in der Schulstraße: Die bunten Schul-Buchstaben Ge Nb hängen an Kauenkörben.

Weiterer Teil des Projekts: Der Neukirchen-Vluyner Künstler Rolf Hamacher konzipierte zwei etwa zehn Meter große Wandgemälde, die er zusammen mit den Jugendlichen farblich gestaltete. „Das eine ist ein Blick über das grüne Band des ehemaligen Zechengeländes“, berichtet Hamacher. Das andere Wandbild führt den Betrachter in einen Stollen, der wiederum in die Schule führt. Da gibt es eine Lore voller Bücher, im Vordergrund arbeitet ein Bergmann an der Kohle, weiter hinten stehen schon die Schüler. „Früher gab es hier den Bergbau, heute gibt es an diesem Standort Bildung“, erklärt der Künstler.

Das ist die Fördervoraussetzung

Voraussetzung für die Förderung durch das Landes war es, dass die Schüler den Großteil der Projektarbeiten während im Unterricht absolvierten. Auch wer nicht direkt beteiligt war, profitierte vom Schul-Kultur-Geschichtsprojekt: „Es gab auch Führungen für Klassen im Museum in Vluyn, im Lehrstollen, im Förderturm, im Schirrhof und so weiter“, erklärt Baschek. Mitgewirkt habe zudem Landwirt Walter Mühlenhoff mit seinem privaten Landwirtschaftsmuseum in Neukirchen. Man wolle die gute Zusammenarbeit von allen Beteiligten künftig fortsetzten.

Angedacht ist es, die Fotoausstellung ab nächstem Schuljahr als Wanderausstellung für Schulen oder Institutionen anzubieten. Walter Mühlenhoff wolle sie schon beim nächsten Hoffest zeigen, berichtet Kulturagent Andreas Baschek.